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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Scheibe Brot essen werde?, dachte er, und für einen Moment verschmolzen seine beiden Gehirnhälften miteinander – die verwirrte und die klar denkende -, und sie sehnten sich so sehr danach zu leben, dass es geradezu schrecklich war.
    »Was willst du, Grunwald?«
    »Ich will, dass du in eins der Scheißhäuschen gehst. Das am Ende.« Er deutete mit der Pistole nach links.
    Curtis wandte sich um und verspürte einen leisen Anflug von Hoffnung. Wenn Grunwald ihn einsperren wollte … das war doch ein gutes Zeichen, oder? Schließlich hatte er Curtis ordentlich Angst eingejagt und etwas Dampf abgelassen.Vielleicht wollte er ihn nur wegschließen und sich davonmachen. Vielleicht geht er ja auch nach Hause und erschießt sich, dachte Curtis. So eine.45er Hardballer wird mit jedem Krebs fertig. Die hilft gegen fast alles.
    »Also gut«, sagte er. »Das bekomm ich hin.«
    »Aber erst möchte ich, dass du deine Taschen leerst. Wirf alles hier auf den Boden.«
    Curtis zog seine Brieftasche hervor und dann, widerwillig, sein Handy. Ein kleines Bündel Geldscheine, das von einer Klammer zusammengehalten wurde. Seinen mit Schuppen bedeckten Kamm.
    »Das war alles?«
    »Ja.«
    »Dreh deine Taschen nach außen, Schätzchen. Damit ich mich selbst davon überzeugen kann.«
    Curtis stülpte die linke vordere Hosentasche um, dann die rechte. Ein paar Münzen und der Schlüssel seines Motorrollers fielen zu Boden, wo sie im diesigen Sonnenlicht glänzten.
    »Gut«, sagte Grunwald. »Jetzt die hinteren.«
    Curtis krempelte auch die Gesäßtaschen um. Eine alter Einkaufszettel kam zum Vorschein, sonst nichts.
    »Kick dein Handy zu mir rüber«, sagte Grunwald.
    Beim Versuch trat Curtis meilenweit daneben.
    »Du Schwachkopf!«, sagte Grunwald und lachte. Das Lachen endete wieder in einem würgenden Schluchzen, und zum ersten Mal in seinem Leben kapierte Curtis wirklich, was Mordlust bedeutete. Die klare Hälfte seines Gehirns registrierte das als etwas Wunderbares. Schließlich war Mord für ihn bisher etwas völlig Unfassbares gewesen. Und jetzt erwies es sich als so einfach wie Bruchrechnen.
    »Scheiße, mach endlich«, sagte Grunwald. »Ich will nach Hause, um ein warmes Bad zu nehmen.Vergiss die Schmerzmittel – ein warmes Bad ist das Einzige, was wirkt. Wenn ich könnte, würde ich mein ganzes Leben in der Wanne verbringen.«
    Curtis trat noch einmal nach dem Telefon, und dieses Mal erwischte er es. Es schlitterte Grunwald direkt vor die Füße.
    »Ein Schuss, ein Treffer!«, rief das Arschloch. Er bückte sich, griff nach dem Nokia (mit der Pistole zielte er weiterhin auf Curtis) und richtete sich mit einem leisen, angestrengten Ächzen wieder auf. Curtis’ Handy schob er sich in die rechte Hosentasche. Dann deutete er mit der Pistolenmündung auf den Kleinkram, der noch auf dem Boden lag. »Und jetzt heb den ganzen anderen Mist auf, und steck ihn wieder ein. Auch das Kleingeld. Wer weiß – vielleicht stößt du da drin ja auf einen Snack-Automaten.«
    Curtis folgte Grunwalds Anweisungen schweigend und verspürte erneut einen kleinen Stich, als er den Anhänger am Schlüsselring der Vespa sah. Manche Dinge änderten sich wohl nicht, selbst nicht in extremis .
    »Du hast deine beschissene Einkaufsliste vergessen, du Wichser. Komm schon, gib dir Mühe. Steck alles wieder ein. Und das Handy – na, ich sorg schon dafür, dass es hübsch ordentlich in seinem Ladegerät steckt. Natürlich lösche ich zuerst die Nachricht, die ich auf deiner Mailbox hinterlassen hab.«
    Curtis hob den Zettel auf – O-Saft, Maalox, Fischfilet, eng. Muffins stand darauf – und stopfte ihn sich wieder in die Gesäßtasche. »Das kannst du nicht machen«, sagte er.
    Das Arschloch zog die buschigen Alte-Männer-Augenbrauen hoch. »Wieso sollte ich nicht?«
    »Die Alarmanlage ist eingeschaltet.« Curtis wusste nicht mehr, ob er sie eingeschaltet hatte oder nicht. »Und außerdem wird Mrs.Wilson dort sein, bis du wieder auf Turtle Island bist.«
    Grunwald schenkte ihm einen nachsichtigen Blick. Das wahnsinnige Funkeln, das darin lag, machte Curtis nicht nur wütend, es jagte ihm geradezu eine höllische Angst ein. »Heute ist Donnerstag , Nachbar. Deine Haushälterin kommt nur dienstagund freitagnachmittags. Hast du etwa gedacht, ich behalte dich nicht im Auge? So wie du mich?«
    »Ich habe nicht …«
    »Ach, natürlich habe ich dich gesehen, wie du hinter deiner Lieblingspalme am Straßenrand hervorgeschaut hast. Was hast du denn erwartet? Aber du hast

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