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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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›es gibt noch so etwas wie Gerechtigkeit.‹ Es war wirklich nur ein Viehzaun mit Niederspannung – was das betrifft, war ich völlig ehrlich. Aber es hat mehr als gereicht, was?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Curtis Johnson vollständig begriff, was er da gehört hatte. Erst wollte er es gar nicht begreifen. Dann ballte er die Hände zu Fäusten und setzte sich in Bewegung. Seit einer Prügelei auf dem Spielplatz in der dritten Klasse hatte er niemanden mehr geschlagen, aber jetzt würde er eine Ausnahme machen. Er würde es dem Arschloch zeigen. Die Grillen zirpten noch immer im Gras, als wäre nichts geschehen, und die Sonne brannte herab – außer ihm selbst hatte sich nichts verändert. Die gleichgültige Teilnahmslosigkeit war wie weggeblasen. Eine Sache war ihm jedenfalls nicht mehr gleichgültig: Er würde so lange auf Grunwald einprügeln, bis der heulte und blutete und den Schwanz einzog. Und er würde es schaffen. Grunwald war zwanzig Jahre älter und bei schlechter Gesundheit. Und wenn das Arschloch erst einmal am Boden lag – hoffentlich mit gebrochener Nase in einer dieser abscheulichen Pfützen -, dann würde Curtis sagen: Das war für den Lumpenhund, Nachbar.
    Grunwald machte einen Schritt nach hinten, um den Abstand zu wahren. Dann holte er die Hand hinter dem Rücken hervor. Sie hielt eine große Pistole umklammert. »Bleib stehen, wo du bist, Nachbar, sonst schieße ich dir ein zusätzliches Loch in den Kopf.«
    Fast wäre Curtis weitergegangen. Die Waffe kam ihm irgendwie unwirklich vor. Der Tod, aus dieser schwarzen Augenhöhle? Wohl kaum. Aber …
    »Das ist eine.45er AMT Hardballer«, sagte Grunwald. »Sie ist mit Dumdumgeschossen geladen. Ich habe sie mir besorgt, als ich das letzte Mal in Vegas war. Bei einer Schusswaffenmesse. Das war, gleich nachdem Ginny mich verlassen hat. Ich hab mir vorgestellt, Ginny zu erschießen, aber dann habe ich das Interesse an ihr sowieso verloren. Im Grunde ist sie auch nur eine magersüchtige Schlampe aus Florida mit Styroportitten. Du dagegen – du bist eine ganz andere Nummer. Du bist wirklich niederträchtig, Johnson. Du bist eine verdammte schwule Hexe.«
    Curtis blieb stehen. Er zweifelte nicht an Grunwalds Drohung.
    »Aber jetzt bist du in meiner Gewalt, wie es so schön heißt.« Das Arschloch lachte und wäre fast wieder daran erstickt. Es klang immer noch wie ein Schluchzen. »Ich muss dich nicht einmal richtig treffen. Die Knarre hier hat es in sich, hab ich mir sagen lassen. Selbst wenn ich dich nur an der Hand erwische, bist du tot, die reißt dir nämlich glatt den Arm ab. Und ein Schuss in den Bauch? Da fliegen dir die Eingeweide zehn Meter in alle Richtungen. Also, willst du es drauf ankommen lassen? Meinst du, heut ist dein Glückstag, du Niete?«
    Curtis wollte es nicht darauf ankommen lassen. Er glaubte nicht, dass heute sein Glückstag war. Die Wahrheit dämmerte ihm spät, aber heftig: Er war von einem Wahnsinnigen hier rausgelockt worden.
    »Was willst du von mir? Du kannst alles haben.« Curtis schluckte. In seiner Kehle klickte etwas wie ein Insekt. »Soll ich das Verfahren wegen Betsy einstellen lassen?«
    »Nenn sie nicht Betsy«, sagte das Arschloch. Er zielte mit der Pistole – der Hardballer, was für ein absurder Name – auf Curtis’ Gesicht, und jetzt wirkte die Mündung plötzlich ziemlich groß. Curtis wurde bewusst, dass er wahrscheinlich tot sein würde, bevor er den Knall der Pistole hörte.Vielleicht sah er ja die Flammen – oder jedenfalls die Funken – aus dem Lauf zucken. Außerdem wurde ihm bewusst, dass er kurz davor stand, sich in die Hose zu machen. »Nenn sie ›Meine arschgesichtige Lumpensackschlampe‹.«
    »Meine arschgesichtige Lumpensackschlampe«, wiederholte Curtis, ohne zu zögern, und er empfand nicht die geringsten Schuldgefühle Betsy gegenüber.
    »Und jetzt sag: ›Wie gern ich doch ihre stinkende Fotze gelutscht habe.‹«
    Curtis schwieg. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass es noch immer Grenzen gab. Außerdem – wenn er das sagte, würde das Arschloch nur immer so weitermachen.
    Grunwald wirkte nicht besonders enttäuscht. Er drohte Curtis halb spöttisch mit der Pistole. »War sowieso nur Spaß.«
    Curtis schwieg. In einer Hälfte seines Gehirns herrschte helle Panik, aber mit der anderen konnte er so klar denken wie seit Betsys Tod nicht mehr. Diese Hälfte grübelte darüber nach, dass er tatsächlich hier draußen sterben konnte.
    Was ist, wenn ich nie wieder eine

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