Sunshine Ranch 04 - Myriams letzte Chance
Myriam. „Auf dem Workshop hat sie uns erzählt, dass sie auf einer Ranch in Hamburg arbeitet.“
„Na, wie auch immer.“ Die Frau räusperte sich. „Das ist auf jeden Fall alles, was ich dir über Sarah erzählen kann. Wenn du mit ihr sprichst … grüß sie herzlich von mir. Es tut mir leid, dass ich ihr damals nicht helfen konnte, ehrlich. Und ich hoffe, dass sie wieder Boden unter den Füßen gefunden hat. Jeder Mensch verdient eine zweite Chance.“
„Danke“, sagte Myriam. „Werd ich ihr ausrichten, wenn ich sie wiedersehe.“
„Viel Glück bei der Suche.“
„Danke“, murmelte Myriam noch einmal. Dann legte sie auf.
„Margherita oder Salami?“, fragte ihre Mutter, die zwei Pizzaschachteln in den Händen hielt, als wollte sie damit jonglieren.
Myriam starrte sie an. Margherita oder Salami – als ob das irgendeine Rolle spielte! Was hatte Sarah mit Charlies Entführung zu tun, das war doch hier die Frage! Ihre Gedanken überschlugen sich.
„Deine Mutter wartet auf eine Antwort, Myriam“, drängte ihr Vater. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“
„Salami.“ Warum konnten ihre Eltern sie nicht einfach in Ruhe lassen? Sarahs Tablettensucht, der Unfall auf der Reiterfreizeit und ihr Absturz danach. Und jetzt Charlies Entführung. Hatte das eine mit dem anderen zu tun oder war das alles ein Zufall?
Seit Sarah ihre eigene Karriere zerstört hatte, war sie nicht mehr richtig auf die Füße gekommen. Und als sie bei dem Workshop erfahren hatte, was für ein kostbares Pferd April hatte, hatte sie spontan beschlossen, ihre Chance zu nutzen. Die Umstände waren günstig gewesen. Sarah wusste natürlich, dass der Stall niemals abgeschlossen wurde. Sie hatte Charlie nachts einfach herausgeführt und bis zum Morgen irgendwo versteckt. Vermutlich war sie danach sogar noch ins Büro eingebrochen und hatte ihre eigenen Bewerbungsunterlagen verschwinden lassen. Sodass es nun keine Möglichkeit gab, sie aufzuspüren.
Ich muss unbedingt mit den anderen sprechen, dachte Myriam.
Sie suchte verzweifelt nach einer Entschuldigung, um vom Tisch aufzustehen. Da klingelte das Telefon. Ihre Mutter nahm den Anruf entgegen.
„Für dich“, sagte sie missbilligend, als ob Myriam daran schuld wäre, dass jemand sie beim Essen störte.
„Hi“, sagte eine vertraute Stimme. „Stör ich?“
„April!“ Myriam erhob sich.
„Kannst du nicht zurückrufen, wenn wir mit dem Essen fertig sind?“, fragte ihre Mutter.
„Ich hab keinen Hunger mehr.“ Während ihre Mutter noch protestierte, verließ Myriam das Esszimmer, das Telefon am Ohr.
„Stell dir vor“, sagte April aufgeregt. „Mein Dad hat nachgegeben! Er hat mir das Geld heute Nachmittag per Expressanweisung geschickt. Ich war gerade auf der Post und habe es abgeholt. Ich bin so froh!“
„Vielleicht brauchst du das Lösegeld gar nicht mehr“, sagte Myriam schnell. „Ich glaube, ich weiß jetzt, wer Charlie entführt hat.“
„Was? War es Ella?“
„Nein, das war eine Sackgasse. Ich glaube, es war Sarah.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Bist du noch dran?“
„ What? Oh yes, sure . Wie kommst du denn auf Sarah?“
Myriam erzählte ihr von ihrem Telefongespräch mit der Ranchbesitzerin aus Brunsbüttel. „Sarah kriegt als Trainerin keinen Job mehr. Sie braucht dringend Geld. Und die Gelegenheit war günstig …“
„Ich weiß nicht. Meinst du wirklich? Sarah wirkte so nett.“
„Sie ist wahrscheinlich auch nett. Aber verzweifelt.“
„Hm“, machte April nachdenklich.
„Sie war es, ganz bestimmt! Da passt doch eins zum anderen. Du darfst das Lösegeld auf keinen Fall zahlen. Warst du denn heute bei der Polizei?“
„Nein. Ich werde die Entführung nicht melden. Selbst wenn es Sarah war – wir können überhaupt nichts beweisen. Und wir haben keine Ahnung, wo sie steckt und wo sie Charlie hingebracht hat. Wenn sie so verzweifelt ist, wie du sagst, bringt sie ihn am Ende vielleicht tatsächlich um.“
„Na hör mal, du willst ihr doch nicht einfach so die Kohle in den Rachen werfen! Wenn du nicht zur Polizei gehst, dann tu ich es. Ich werde auf keinen Fall tatenlos dabei zusehen, wie diese Frau das Geld einsackt und damit abhaut.“
„Das will ich auch nicht. O my god … ich bin total durcheinander. Wir müssen uns treffen und über die Sache reden. Hast du Zeit?“
„Klar.“ Ihre Eltern würden ausrasten, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. „Wo treffen wir uns?“
„Kannst du zur Ranch
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