Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
Vom Netzwerk:
getrunken wie zuletzt in Rom, ich war ein bisschen beschwipst, und der Typ, Mr.   Goldman, der hat mich die ganze Zeit so freundlich und lüstern angeguckt, als ob er mich flachlegen will, aber auch ganz zart, als obich seine Tochter und gleichzeitig seine Sexsklavin bin. Er kam mir total albern und spackig vor (früher machte er mal eine Ein-Mann-Show, live auf einer Bühne, und er hat lauter komische Bilder von einer alten Frau mit kolossal viel Schamhaar gemalt – KRANK!), aber ich wollte bloß noch auf seinen Schoß hüpfen oder so was. Ich wurde sogar ein bisschen feucht, weil er so entwaffnend war, so klug und locker und einfach bloß WITZIG, wie Lenny eben überhaupt nie mehr ist. Ich fing ein bisschen an zu schwitzen, und dann werde ich immer TOTAL unsicher. Als ob meine blöden Oberschenkel derart fett sind, dass sie sich die ganze Zeit aneinander reiben und dabei so ein feuchtes Kussgeräusch machen. SCHMATZ! SCHMATZ! IGIMGK!!!! Ich muss SOFORT abnehmen, keine Ausreden mehr. Ich bin so was von fertig mit Eiweiß und Kohlenhydraten, auch wenn Mr.   Goldman ständig über Proteinspitzen geredet hat. Jedenfalls, diese Woche esse ich bloß noch dieses kalorienarme Rote-Bohnen-Stieleis aus dem koreanischen Supermarkt und trinke zum Abendessen fünf Glas Wasser.
    Und dann bin ich mit Lenny nach Hause und hab mit ihm rumgemacht, mit Zaubermuschi und allem, aber die ganze Zeit hab ich bloß an Joshie Goldman gedacht. ARGH! Was ist bloß los mit mir? Ist Lenny nicht schon alt genug? Ich hab wohl echt einen
ha-ra-buh-gee -Komplex
! Haha! Vielleicht sollte ich Sally fragen, ob ich nicht ein Praktikum in der Altenpflegestation des Krankenhauses machen kann, wo sie freiwillig aushilft. Und ich glaube, weil ich so ein schlechtes Gewissen hatte, hab ich zu Lenny gesagt, dass ich ihn heiraten will! Jedenfalls kommt am nächsten Tag eine Message von Joshie (so und nicht anders soll ich ihn nennen), dass WIR ZUSAMMEN EINEN MALKURS an der Parsons belegen, und zwar bloß er und ich mit irgendeinem französischen Kunstlehrer. Und ich soll Lenny nichts davonsagen, dass der Kurs nur für uns beide ist. Was meinst du, ist das eine Anmache? Was soll ich tun? Er ist der Chef meines Freundes, Pony!
    Ach ja, und dann hat er noch gesagt, er könnte mir einen Job im Konsum besorgen, vielleicht bei AssLuxury oder so. Er ist ein echt mächtiger Mann. Das Komische ist, dass er sich, obwohl er in etwa 40   Jahre älter ist als Lenny, trotzdem ein bisschen wie ein Kind benimmt, aber wie ein total weit entwickeltes Kind. Er ist lebenslustig und hat alles im Griff, und ich wette, er kann meine offenen Rechnungen bei AlliedWaste begleichen – HAHAHA! Totaler Scherz. Andererseits kann ich mich mit ihm leichter unterhalten als mit Lenny, obwohl er aus irgendeinem Grund keinen Äppärät hat und ich an sein Profil nicht rankomme. Herrgott, liebe Minimuschi – bitte sag mir einfach, dass ich ein schlechter Mensch bin, und wasch mir den Kopf, bevor ich schon wieder auf einen alten Sack abfahre.
    Also, die andere große Neuigkeit ist wohl, dass ich meinen Vater gesehen hab, und das war komisch, aber andererseits hat es meinem Herzen auch ein bisschen gutgetan. Er hat tatsächlich keine Patienten mehr, also hat er Sally gefragt, ob er nicht in einem der Vermögensschwachen-Lager in den Parks aushelfen könnte, und sie hat ihn zum Tompkins Square geschickt und es dann irgendwie so «arrangiert», dass wir uns dort begegnen. Immer muss sie die brave Tochter spielen und die Familie wieder zusammenbringen.
    Plötzlich hat es so heftig angefangen zu schütten, dass das ganze Essen auf den Tischen komplett weggespült wurde, dabei hatte irgendwer gerade drei Schinken gespendet, weshalb einige losheulten. So eine alte Frau ist letzte Woche an einem Herzinfarkt gestorben, Rettungswagen kommen da schon gar nicht mehr hin, und es hat sowiesokeiner mehr Gesundheitsgutscheine. Also war Dad gewissermaßen der Rettungsdienst. Den ganzen Nachmittag hat er umsonst in den Zelten Leute untersucht. Zuerst hat David ihm immer so Befehle zugebrüllt, dies hat Priorität, oder das hat Priorität, aber Dad hat ihn immer bloß still angeschaut, wie er mich auch immer anstarrt, nur ohne ein Wort zu sagen. Und David dann so: Okaaaaaay. Dad hatte seinen ganzen medizinischen Kram mitgebracht, und es war echt seltsam, ihn wie einen kleinen alten
ha-ra-buh-gee
durch den Park laufen zu sehen, mit der riesengroßen braunen Ledertasche, die Mommy ihm zum Sechzigsten geschenkt

Weitere Kostenlose Bücher