Superhirn Sammelband
Katzenkonzert? Na ja, dafür sind wir hier auf dem Lande!«
»Dann ist ja alles okay!« rief Lise erleichtert. Sie tappte die Stiege hinunter.
»ob sie uns glaubt?« zweifelte Micha.
»Nur zu gern, hoffe ich«, sagte Superhirn. »Die Leutchen haben fast soviel Angst vor unserer Angst – wie sie Angst vor den Katzen haben!«
»Das ist mir zu hoch«, murmelte Prosper.
»Setzt euch und hört zu!« bat Superhirn. »Landbewohner fürchten nichts so sehr, als daß ihre Häuser, Höfe und Ställe in Verruf kommen. Kapiert? Sie sind einerseits immer noch ein bißchen abergläubisch, andererseits sind sie realistisch, Was ihren Geschäften schaden könne, das spielen sie herunter!«
»Völlig klar!« pflichtete Gérard bei. »Außerdem will niemand was mit der Polizei oder dem Amtsarzt zu tun haben.«
»A-aber, was zum Teu-teufel, ist mit den Katzen los?« fragte Prosper.
»Wenn ich das wüßte, wär ich schlauer als das Forschungsinstitut in Brossac!« erwiderte Superhirn.
»Ich sagte schon, die Wanderkatzen gab's zuerst nur in kleinen Gruppen. Wo aber liegt der Grund dafür, daß sich jetzt so viele auf die Socken machen?«
»Und die Monster!« fuhr Micha dazwischen. »Das Monster in der Höhle von Midirac muß eine Riesenkatze gewesen sein, Sie hatte auch grüne Augen – aber so groß wie Handteller!«
»Und der Pfotenabdruck an der Straße 20 gehörte auch keinem Maikätzchen« erinnerte Gérard.
»Irre ich mich, oder haben wir's mit zwei grausigen Dingen zu tun?«
»Scheint so, leider ja«, erwiderte Superhirn gepreßt. »Einerseits werden Monsterkatzen gemeldet, andererseits beobachtet man Massenwanderungen normaler Katzen aller Arten!«
»Aber Katzen sind keine Lemminge«, sagte Tati. »Von Lemmingen, die wie Hamster aussehen, weiß man, daß sie sich aus rätselhaften Gründen zusammenrotten, ganze Landstriche durchqueren – und sich schließlich ins Meer stürzen! Katzen laufen nie in Rudeln. Manche Edelkatze verläßt die Wohnung ihrer Besitzer nur im Deckelkorb: Und die Bauernhof-Katzen entfernen sich immer nur ein paar Kilometer von zu Hause. Darüber hinaus finden sie selten zurück. Auch verwilderte, herrenlose Katzen haben ihr festes Revier!«
»Mir sind die roten Augen aufgefallen«, erinnerte sich Micha. »Seit wann haben Katzen rote Augen, als kämen sie aus der Hölle?«
»Die roten Augen sind nichts Teuflisches«, erklärte Henri. »Unsere Normalkatzen haben eine Schicht im Augenhintergrund, die bei Dunkelheit grün widerscheint, wenn ein Lichtstrahl sie streift. Bei manchen fremdrassigen Katzen – Siamesen, zum Beispiel – reflektiert das Auge rot. Ebenso bei Albinos.«
Superhirn stand am Fenster und lauschte.
»Es ist alles still«, bemerkte er. »Die Katzenarmee ist weiter nach Westen gezogen, und die Beobachtungshubschrauber haben abgedreht. Ich schlage vor, wir hören uns noch die Rundfunknachrichten an und hauen uns dann aufs Ohr.«
»Fehlanzeige!« sagte Gérard düster. »In meinem Transistorgerät fehlt die Batterie. Es muß sie jemand herausgenommen haben.«
»Wa-wa-was?« rief Prosper. »Und ich wundere mich, daß meins auch nicht funktioniert!«
»Wenn's jetzt überhaupt noch was gäbe, das mir nicht gefiele«, sagte Tati ärgerlich, »so wär's dies! Wer – außer Leon, Lise oder Anatol – sollte die Batterien geklaut haben? Und aus welchem Grund? Damit wir in den Nachrichten nichts von den Katzen hören?«
»Genau!« erwiderte Superhirn. »Ich schätze aber, es waren die Wirtsleute. Der Katzenmann ist ja pausenlos am Durchdrehen. So, und nun ab mit euch, in die Falle! Wir haben einen schweren Tag vor uns.«
Als sich Tati, Micha, Prosper und Gérard zurückgezogen hatten, überzeugte sich Superhirn noch einmal, daß die kleine Perserkatze friedlich schlief.
Dann zog er einen Gegenstand aus der Tasche, der kaum größer war als ein Feuerzeug.
»Das ist mein Transistor«, sagte er zu Henri, »und an dem hat sich niemand zu schaffen gemacht!«
Die beiden jungen setzten sich nebeneinander auf eine der Liegen und lauschten. Nach etwa zwanzig Minuten wurde die Musik im Sender »F 1« unterbrochen. Es ertönte die gleichgültigfreundliche Stimme der Ansagerin:
»Aus gegebenem Anlaß bringen wir die neuesten Zwischenmeldungen. Wie wir soeben von zuständigen Behörden erfahren, haben die vereinzelten Katzenwanderungen normale Ursachen. Diese Wanderungen entstehen durch Bauarbeiten an Wohnsiedlungen, Umgehungsstraßen und Autobahnabschnitten, Sie sind demnach eine
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