Supermom schlägt zurück - Mallery, S: Supermom schlägt zurück
dass es damit zu tun hat! Sie sind wie ein Schalter, den wir jetzt umdrehen. Die Lösung hatten wir bereits gestern, aber da war ein Fehler in der Gleichung. Heute Morgen ist es mir aufgefallen. Ich habe davon geträumt. Als ich aufwachte, wusste ich, woran es lag.“
Er drückte Kerri die leeren Ampullen in die Hand. „Jetzt müssen wir beten. In vierundzwanzig Stunden werden wir wissen, ob ich recht habe. Bis dahin sollte der Krankheitsverlauf gestoppt sein. Dann werden wir uns darum kümmern, seinen Körper wieder zu stärken. Das wird ein langer Weg sein, aber es gibt Hoffnung. Wenn wir nur den kommenden Tag überstehen!“
Die Sommersonne wärmte die Luft. Nathan wartete in dem offenen Foyer der Klinik in Portland, Oregon. Ohne die Gitter vor den Fenstern wäre die Einrichtung glatt als Fünfsternehotel durchgegangen.
Es war jetzt zwei Wochen her, dass Frankie hier eingeliefert wurde. Zwei Wochen, in denen er nur kurze Berichte erhalten hatte, die ihm sagten, dass es ihr besser ging. Aber mit ihr selbst hatte er nicht gesprochen, und als jetzt die Tür gegenüber aufging, machte er sich auf alles gefasst.
Einen Augenblick lang hätte er sie fast nicht wiedererkannt. Das lange dunkle Haar war verschwunden, ebenso der gehetzte Blick. Stattdessen kam eine zierliche junge Frau mit kurzem Haar und geröteten Wangen auf ihn zu. Die schäbigen, unförmigen Klamotten waren durch ein hübsches Sommerkleid ersetzt. Und womit er am allerwenigsten gerechnet hatte … Sie lächelte.
„Du wirkst richtig schockiert“, sagte sie, als sie näher kam. „Es ist der Haarschnitt, nicht wahr? Ich habe ihnen gesagt, sie sollen dich warnen. Hier ist ein Schönheitssalon, und eine Boutique gibt es auch. Alles sehr nobel. Wenn man schon verrückt wird, ist es angenehmer, reich zu sein, nehmeich an. Ich muss dich warnen: Ich habe schamlos mit deiner Kreditkarte übertrieben! Du wirst mir den Hahn abdrehen müssen, um mir eine Lektion zu erteilen.“
„Frankie?“
„Soll ich anfangen zu zählen, um es dir zu beweisen?“
Einem Impuls folgend streckte er die Arme nach ihr aus, hielt dann aber in der Bewegung inne, denn mit einem schiefen Lächeln trat sie einen Schritt zur Seite.
„Umarmungen sind noch nicht drin“, erklärte sie und versteckte die Hände hinter dem Rücken. „Ich möchte es ja, aber Berührungen sind für mich noch sehr seltsam. Allerdings helfen mir die Medikamente. Die Ärzte würden zwar sagen, dass es eher an der Therapie liegt, aber ich mag die Pillen. Die sind einfacher. Mit der kognitiven Verhaltenstherapie dauert alles viel länger, und die Pillen muss ich nur schlucken.“
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, gab er zu. „Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet.“
„Die gute Nachricht ist, dass ich keinen Schaum mehr vor dem Mund habe.“
Dies war die Schwester, an die er sich erinnerte. Das kluge, witzige Mädchen, das ein ganzes Leben vor sich hatte.
„Willst du einen Spaziergang machen?“, fragte er sie. „Lassen sie dich überhaupt raus?“
„An einer Leine ja.“ Zögernd lächelte sie. „Ja, ich würde gerne einen Spaziergang machen.“
Sie gingen hinaus in die Sonne.
„Es ist schön hier“, sagte sie. „Ich dachte, es würde schrecklich sein, aber das ist es nicht.“
„Das freut mich. Ich habe mir Sorgen gemacht.“
„Das ist nicht nötig. Es hilft mir, das merke ich. Ich bin noch nicht da, wo ich hinmuss, aber ich sehe einen Hoffnungsschimmer.“
Er wollte, dass sie ihm versprach, wieder gesund zu werden.Er wollte wissen, dass er sie nicht für immer verloren hatte. „Hoffnung ist gut“, sagte er.
Bei einer langen Reihe von Rosenbüschen blieb sie stehen. „Nathan, es tut mir wirklich leid, dass ich das getan habe. Ich hatte nie die Absicht, deine Freundin zu verletzen. Was ich getan habe, war grauenhaft.“
„Nicht!“, bat er sie. „Es ist meine Schuld. Du hattest mit allem recht. Ich habe es mir leicht gemacht. Ich habe dich dort zurückgelassen, sodass du mit der schlimmsten Erfahrung deines Lebens allein zurechtkommen musstest. Du warst so jung. Ich hätte für dich da sein müssen, und das war ich nicht. Ich schäme mich dafür. Ich würde alles dafür geben, die Zeit zurückdrehen zu können und das zu ändern.“
Sie nickte langsam, ohne ihn anzuschauen. „Ich auch. Ich habe eine Menge Wut in mir, und ich fange gerade erst an, mich damit zu beschäftigen. Verdammte Therapie!“ Sie hob den Kopf. „Ich mache dir keinen Vorwurf. Nicht
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