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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Praktikum nachweisen. Direkt danach hatten sie an einer vierstündigen Arbeitsgemeinschaft über ihre praktischen Erfahrungen teilzunehmen (Belardi 1998, S. 21f.). Etwa bis in die Dreißigerjahre hinein stellte die Sozialarbeiter-Supervision in der Ausbildung ein eher regelgeleitetes Gespräch über berufliche Zusammenhänge dar. Zusätzlich musstenwährend der Ausbildung noch Berichte angefertigt werden. Diese waren auch Gegenstand regelmäßiger Besprechungen zwischen den angehenden Sozialarbeiterinnen und den Praxisdozenten. Bei diesen Reflexionen standen jedoch nicht nur die beziehungsmäßigen Aspekte des beruflichen Handelns (Sozialarbeiter-Klient), sondern auch administrative und kontrollierende Gesichtspunkte im Vordergrund. Denn Sozialarbeiter sollen ja nicht nur helfen, sie müssen auch kontrollieren; so zum Beispiel ob finanzielle Leistungen zu Recht bezogen werden, ob angeordnete Auflagen vom Amt oder Gericht eingehalten worden sind oder ob die Kinder richtig versorgt werden. Dieser Mix von
Hilfe
und
Kontrolle
ist ein Grundmerkmal der Sozialarbeit bis heute. Das prägte auch die damalige Supervision durch die Vorgesetzten; ebenso den Einsatz der Supervisoren in der Ausbildung (
Ausbildungssupervision
).
    Diese frühe Supervision war eher aus der Alltagspraxis entstanden. Ihr fehlten deshalb noch weitgehend wissenschaftlich fundiertes psychologisches
Wissen
und
Können
zu einem regelgeleiteten Gespräch, um die tägliche Beziehungsarbeit genauer zu verstehen und zu verbessern. Das änderte sich durch die Einflüsse der Psychoanalyse.
4. Beziehungsreflexion durch die Psychoanalyse
    Spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind der Öffentlichkeit die Schriften von
Sigmund Freud
(1856–1939) bekannt. Seitdem hat sich die von ihm und seinen Schülern entwickelte Psychoanalyse verändert. Zur traditionellen Psychoanalyse kamen, teilweise konkurrierend, noch andere tiefenpsychologische Sichtweisen und Behandlungsformen hinzu. Weitgehend unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass mit der Psychoanalyse ein neues Bild vom Menschen geschaffen wurde. Hierzu gehört die Bedeutung bewusster und unbewusster früher Erfahrungen, Gefühle und Erinnerungen auf die gegenwärtigen Beziehungen bzw. neue Situationen. Sigmund Freud und besonders seiner Tochter
Anna Freud
(1895–1982) verdanken wir auch die Beschreibung von
Schutz
- bzw.
Abwehrmechanismen
,mit denen sich die Menschen vor schwer erträglichen Erinnerungen und unbewältigten Konflikten mehr oder minder bewusst zu schützen suchen. Hierzu gehören vor allem: Verdrängung, Projektion, Verleugnung, Rationalisierung oder der Versuch, eine unangenehme Handlung wieder ungeschehen zu machen. Wie angedeutet, verdankt die Supervision ihr beziehungsmäßiges Wissen und Können vor allem den wissenschaftlichen Erkenntnissen der heute bekannten Schulen von Beratung und Psychotherapie. An dieser Stelle kann aus räumlichen Gründen der weitere Beitrag der Psychoanalyse zur Supervision nicht vertieft werden. Hierzu sei auf die zahlreich vorhandene Fachliteratur verwiesen (z.B. Mertens 1997). Weiter unten in diesem Buch wird noch auf die Bereicherung der Supervision durch moderne Formen von Selbsterfahrung, Beratung und Psychotherapie zurückzukommen sein. In diesem Abschnitt möchte ich noch auf einige für die Supervision wichtige praktische
Errungenschaften
aus der psychoanalytischen Erfahrung hinweisen. Diese wurden auch von allen anderen Schulen der Psychotherapie übernommen.
    Die
Kontrollanalyse
: Schon bald nach der Jahrhundertwende begannen Freud und seine Schüler mit der Ausbildung von Psychoanalytikern. Hierbei handelt es sich um eine mehrjährige, das eigene Leben reflektierende Weiterbildung für Ärzte und Psychologen. Diese Weiterbildung besteht im Wesentlichen darin, dass ein Ausbildungskandidat in der Form einer
Lehranalyse
seine Lebensprobleme reflektiert, sich also von einem erfahrenen Kollegen (
Lehranalytiker
) selber psychoanalysieren lassen musste. Vor Ende seiner Ausbildung durfte er dann selber schon Klienten analysieren. Dabei tauchten für den angehenden Psychoanalytiker natürlich eine Menge von Fragen theoretischer und praktischer Art auf. Damit Probleme des eigenen Lebens in der Lehranalyse mit der notwendigen Behandlung der Klienten des Ausbildungskandidaten nicht vermischt wurden, hat man eine neue Rolle und Funktion geschaffen, die

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