Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
schwerpunktmäÃig nicht um Psychotherapie oder Beratung, also nicht um vorwiegend persönliche und/oder familiäre Probleme.
2. In der deutschen Supervision spielen Aufsicht, Kontrolle oder rein fachliche Fragen des jeweiligen Berufes eine untergeordnete Rolle.
Nach meinem Verständnis hat Supervision die vorrangige Aufgabe, die im modernen Arbeitsleben immer häufiger auftretende schwierige Kommunikation und Beziehungsgestaltung zu verbessern. Dabei kann Supervision auf den folgenden
drei Reflexionsebenen
helfen:
(1)
Klientenebene
, dazu gehören die Abnehmer (z.B. Kunden, Klienten oder Patienten) eigener Leistungen. Dabei geht es meistens um die Reflexion der Arbeitsbeziehung, des Kunden- bzw.Klientenkontakts oder, wie man in den psychosozialen Berufen sagt, der
Fallarbeit
.
(2)
Mitarbeiterebene
, also den Kollegen, Teammitgliedern, Untergebenen oder Vorgesetzten gegenüber. Hierbei steht die Zusammenarbeit untereinander im Vordergrund; es geht dabei um
Selbstthematisierung
oder
Selbstreflexion
.
(3)
Organisationsebene
, also bei Fragen, die mit der optimalen Gestaltung von organisatorischen Abläufen (z.B. Teamarbeit, Binnenorganisation, interne Kommunikation, humane und flache Hierarchie) zu tun haben. In diesem Bereich bestehen flieÃende Ãbergänge zur Institutions- oder Organisationsberatung. Dabei stehen nach Rappe-Giesecke die
Organisationsreflexion
und
Organisationsinnovation
im Mittelpunkt (1990, S. 5).
AbschlieÃend noch eine Begriffsklärung:
Supervisor
ist jemand, der Supervisionsleistungen anbietet.
Supervisand
wird eine Person genannt, die Supervisionsleistungen in Anspruch nimmt; beispielsweise ein Sozialarbeiter, Psychologe, Lehrer oder Manager. Mit
Klient
oder
Kunde
wird die Person bezeichnet, die beim Supervisand eine Beratung erhält. In diesem Sinne sind die Sozialhilfeempfänger die Klienten der Sozialarbeiter. Das Ehepaar, welches zu einer psychologischen Beratungsstelle kommt, ist die Klientel des Psychologen. Einen Schüler kann man als Klienten des Lehrers bezeichnen. Der Verkaufsmanager hat es mit einem Kunden zu tun. Möglicherweise ist bei der Supervision noch eine
vierte Instanz
im Spiel: die Einrichtung, in welcher der Supervisand beschäftigt wird und die möglicherweise diese Supervision finanziert. Der Sozialarbeiter ist beispielsweise im Jugend- oder Sozialamt tätig, der Psychologe arbeitet eventuell in einer Beratungsstelle, der Lehrer unterrichtet in der Schule und der Manager ist zuständig für den Kundenservice in der Dienstleistungsbranche.
2. Vorgeschichte der Supervision
Das, was als Supervision bezeichnet wird, hat eine lange, vieltausendjährige
Vorgeschichte
. Diese Vorgeschichte beginnt mitdem Zeitpunkt, als die Menschen erstmals über ihre sozialen Beziehungen nachdachten und miteinander über die Arbeit kommunizieren mussten. Diese
Vorgeschichte
der
Supervision
fand in
drei Etappen
statt.
(1) Aus dem antiken Athen ist uns der
Sokratische Dialog
bekannt. Nach dem pädagogisch-philosophischen Modell des Sokrates verweigerte ein erfahrener Lehrer das übliche âFrage-Antwort-Spielâ und reagierte auf die Fragen der Schüler mit Gegenfragen. Das sollte bewirken, dass die Schüler über den Hintergrund ihrer eigenen Fragen und damit über sich und das Leben allgemein nachdenken mussten. Hier in der abendländischen Philosophie (wie auch in den fernöstlichen Weisheiten) liegt
ein
Ursprung des heutigen beruflichen
Reflexionsverfahrens
Supervision. Es galt, die âKunstâ zu entwickeln, zeitweise aus sich, seiner Rolle und dem Alltagsbetrieb herauszutreten und mit Hilfe eines in das eigene Geschehen nicht verstrickten, auÃen stehenden Experten über sich, sein Handeln und dessen Wirkungen nachzudenken. Natürlich waren diese Vorläufer der Supervision damals nicht direkt auf eine bestimmte berufliche Praxis bezogen; sie zielten eher allgemein auf Selbstreflexion und kritischen Wissenserwerb ab.
(2) Die erste uns bekannte Reflexion beruflicher Tätigkeiten war die
Qualitätskontrolle
der Zünfte und Gilden im europäischen Mittelalter. Bekanntlich regulierten die Zünfte und Gilden nicht nur den Markt, sondern sie sorgten auch durch eine Fülle von Bestimmungen (Ausbildung des Nachwuchses, Kontrolle von MaÃen, Gewichten oder Preisen der Produkte) für die erforderliche Preis- und Qualitätskontrolle. Bei Unstimmigkeiten wurde versucht, die Probleme
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