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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Gefühlen hinführen, bis wir vielleicht erkennen, dass das Gegenüber nicht den Vorstellungen des eigenen Klischees entspricht. Demgegenüber sind
    (3)
notorische Übertragungen
eher lebensgeschichtlich geprägt. Sie stammen meistens von unbewältigten Erlebnissen früher Lebensjahre und inszenieren sich oft wieder neu – auch in beruflichen Situationen.
    Am Beispiel der Arbeitssituation in der Altenhilfe sollen die Beziehungsprobleme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dargestellt werden:
    Die alten Menschen erinnern vor allem das jüngere Pflegepersonal mehr oder weniger direkt gefühlsmäßig an die eigenen Eltern; dabei können Haltungen von Vorwürfen oder Wiedergutmachungen „übertragen“ werden („Beziehungsmodus der Übertragung“). Zusätzlich kann die Erwartung an das eigene Alter mitspielen. Wenn man mit älteren Menschen beruflich zu tun hat, können hinsichtlich der eigenen Ängste vor dem Alter unbewusste Fantasien, Mitleid oder Abwehr im Kontakt mitschwingen („Beziehungsmodus der Projektion“)
.
    Beide Muster bewirken in privaten und beruflichen Pflegebeziehungen eine Umkehr der Machtverhältnisse. Die jüngeren, ehemals kleineren und ohnmächtigen Verwandten oder Helfer sind jetzt die körperlich und geistig Stärkeren („Beziehungsmodus der Rollen- oder Generationenumkehr“)
.
    Schon diese Zusammenhänge betonen die Bedeutung von Supervision, nicht nur im Beruf, sondern auch im privaten Bereich wie etwa langjähriger häuslicher Pflege.
    Es ist klar, dass Supervisorinnen nicht ihre Projektionen und Übertragungen in das Supervisionsgeschehen „hineinsehen“ sollten. Um das zu vermeiden, findet die Ausbildung zur Supervision entsprechend den Anforderungen der Fachverbände in einem ähnlichen Lernsetting statt, wie es schon oben hinsichtlich der Psychoanalyse dargestellt wurde. In einer
Lehrsupervision
untersucht die angehende Supervisorin ihre vergangenen und gegenwärtigen beruflichen Beziehungen. In einer späteren
Kontrollsupervision
stellt sie einem anderen Ausbilder ihre ersten eigenen Supervisionsfälle vor. Viele Ausbildungseinrichtungen verlangen auch nach Abschluss dieser Weiterbildung den Nachweis einer gewissen Anzahl von jährlichen Stunden von Kontrollsupervision bzw. anderer Weiterbildung. Die bei den Krankenkassen zugelassenen Psychotherapeuten müssen in Ausbildung und Praxis eine gewisse Anzahl von Supervisionsstunden nachweisen. Vor allem in der Kontrollsupervision lernt man, darauf zu achten, welche eigenen inneren Bilder, Szenen oder Gefühle (
Gegenübertragung
) durch die Schilderungen der Supervisanden entstehen. In den Anfängen der Psychoanalyse hat man diese Erscheinungen als „Störfaktoren“ betrachtet. Heute weiß man in Psychotherapie und Supervision, dass diese Gefühle und Bilder ein wichtiges diagnostisches und methodisches Hilfsmittel zur Reflexion des Ursprungsgeschehens zwischen dem Supervisanden und seinem Klienten sind. Der Fachausdruck dazu heißt „Arbeit mit der Gegenübertragung“. Nun zu einem weiteren wichtigen Beitrag der Psychoanalyse für die Supervision.
5. Die Balint-Gruppe
    Ausgehend von den Erfahrungen der psychoanalytischen Kontrollanalyse, entwickelte der aus Ungarn stammende Psychoanalytiker
Michael Balint
(1896–1970) seit dem Ende der Vierzigerjahre in England ein Verfahren zur Weiterbildung von Ärzten und Sozialarbeitern. Angehörige dieser Berufe sind in der Regel in ihren fachlichen Schwerpunkten gut ausgebildet. Oft jedoch mangelte es ihnen an Wissen und Können in derKommunikation. Nicht selten lassen sich diese Helfer von ihren Patienten oder Klienten in beziehungsmäßiger Hinsicht dazu verführen, Dinge zu tun, die sie aus fachlicher Sicht nicht tun wollten oder sollten: etwa zu lange oder zu kurz hinzuhören, Rezepte zu verschreiben, anstatt nachzufragen, oder dort zu helfen, wo die Patienten sich selber helfen könnten. Bekanntlich haben Ärzte auch heute noch einen hohen Prozentsatz von Patienten, die eigentlich unter seelischen Problemen leiden. Viele dieser Hilfesuchenden werden insofern falsch behandelt, als man ihnen nur Medikamente verabreicht. Nach einer Expertise der Bundesregierung dauert es in der Regel 7 bis 10 Jahre, bis ein psychisch Kranker endlich beim Psychotherapeuten ankommt und möglicherweise eine hilfreiche Behandlung erfährt (Meyer

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