Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
Vom Netzwerk:
tränkte das Bett. «Das wollte ich nicht. Was ich eigentlich wollte, war, dich zu fragen, ob du dir jemals überlegt hast, was für eine Art von Beziehung Annelies mit diesem Struck eigentlich führt. Meine Buschtrommel will erfahren haben, dass sie getrennte Schlafzimmer haben.»
    Hölderling nahm seinem Freund aus Verzweiflung über die Verschwendung eines Ruinart Blanc de Blanc die Flasche aus der Hand und trank daraus. «Verschone mich mit Homestorys aus der Südstadt. Das geht mich nichts an.»
    «Ich wollte dich nur auf andere Gedanken bringen. Ist dir nie aufgefallen, dass die beiden noch immer nicht geheiratet haben? Struck gilt im Allgemeinen als Einzelgänger. Woran mag’s liegen?, fragt sich mein überbordender Intellekt. Ich bin mir fast sicher, dass die beiden noch nie … du weißt schon. Ich hab die noch nie in der Öffentlichkeit knutschen oder Händchen halten gesehen … Also letztens erst, da war ich im Marienbildchen was essen, mit einer Mandantin, und wen sehe ich …? Na ja, jedenfalls standen sich laut Körpersprache meine Mandantin und ich uns wesentlich näher als …»
    Hölderling stellte die Sektflasche auf dem Boden ab, packte Viktor bei den Schultern, drehte ihn in Richtung Tür und sagte: «Noch ein Wort, und ich probiere, ob ich dich durch die geschlossene Tür werfen kann. Und jetzt geh endlich. Ich hab Hunger. Noch habe ich die Hoffnung auf einen halbwegs erträglichen Abend nicht aufgegeben – obwohl du hart daran arbeitest, mir das Gegenteil zu beweisen.»
    «Ich bin Scheidungsanwalt, da bleibt ein Hang zum Realismus nicht aus.»
    «Ich würde es eher suizidale Tendenz nennen. Nach deinem Monolog kann ich vor jedem Gericht der Welt auf Tötung auf Verlangen plädieren.»
    «Ohne mich kriegst du keinen Freispruch hin. Also, hör auf zu jammern, da draußen wartet das große Doppel-D: Dinner und Dekolletés. Und wir sind freie Männer. Löst das gar nichts in dir aus?»
    «Doch … Panik.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 3
    Gregor Hölderling saß zwischen Petra Spieß, genannt «das Krähenfüßchen», und Viktor Liebermann an der üppig gedeckten Tafel voller Kristall, Porzellan und stark duftendem Rosenschmuck. Obwohl der Raum, ein ehemaliger Rittersaal, ungeheure Ausmaße in Länge, Breite und Höhe aufwies, fand Hölderling die Aufdringlichkeit seiner Tischnachbarn atemraubend und kämpfte gegen einen immer stärker werdenden Fluchtinstinkt. Denn von links, vom Krähenfüßchen, strömte unablässig das Aroma eines Parfums namens Poison in seine Nase, und von rechts terrorisierte ihn das testosterongeschwängerte Geschwafel seines Freundes. Da blieb es nicht aus, sich gequetscht und gebeizt zu fühlen. Geherzt und geküsst wäre einem da schon lieber, dachte Hölderling, der vermutete, dass das Amuse-Gueule im Prinzip nicht schlecht gewesen sein konnte. Vermutung deshalb, weil der Angriff der Killeraromen eben nur Vermutungen zuließ, denn sein ansonsten zuverlässiger Gaumen schien von Poison gesättigt, bevor der Appetitmacher überhaupt serviert worden war. Immerhin hätte er die kleine Leckerei auf seinem Teller mit geschlossenen Augen malen können, so intensiv hatte er die Variation von hausgeräuchertem Lachs-Forellen-Tatar an süßem Sellerie-Pastinaken-Mus angestarrt, einzig aus einem Grund: Hätte er seinen Blick gehoben, wäre der im Dekolleté von Annelies gelandet, die ihm direkt gegenübersaß. Er hätte es vermieden, in ihrer unmittelbaren Nähe zu sitzen, wenn er denn gekonnt hätte. Sein Plan war eigentlich gewesen, sich weit weg von ihr zu platzieren, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, er wolle ihr auf die Pelle rücken, und außerdem hat man ja auch noch seinen Stolz. Annelies sollte mitkriegen, dass er sehr gut allein zurechtkam. Zum Beispiel mit einer aus dem Heulsusenpärchen, mit Traudel zum Beispiel, deren Tiraden über Haushalt, Mann und Kinder, Hund und Katz er für eine Weile hätte ertragen wollen. Später dann beim Tanz hätte er Annelies wie zufällig auffordern können. Weil ja alle mit allen tanzen. Und wie zufällig hätte Viktor, der an diesem Abend den Diskjockey geben wollte, einen Klammerblues aufgelegt: «Nights in White Satin», zum Beispiel, oder «Yesterday» vielleicht. Die Auswahl hätte er Viktor überlassen. Aber der ganze schöne Plan war in Rauch aufgegangen, weil Viktor und Gregor die Letzten waren, die zum Dinner im Rosensaal erschienen waren. Zu Gregors Entsetzen saß die ganze Klasse bereits am Tisch. Marielle Faust,

Weitere Kostenlose Bücher