Surf
und der Zukunft in Teilen einen Sinn, indem er dich ein besonderes Fleckchen Erde verstehen lehrt.
Und während ich so zusah, wie Apollo die Naturgewalten bezwang, spürte ich langsam meinen Koffein-Entzug, dieses zunehmende Druckgefühl an den Schläfen (für alle, die so etwas noch nie erlebt haben: fürchterlich). Schlecht in Form und ohne Feeling, ohne Chance, eine Welle zu erwischen, wurde ich zu einer Art menschlicher Boje. Neben mir ließ sich ein Junge, der keine acht Jahre alt war und in einer viel zu großen Montur auf einem riesigen Longboard lag, von seinem Dad anschieben und schaffte es in die Hocke. Plötzlich zischte er seitwärts durch den Sonnenschein, und dieser Schock überwältigte ihn geradezu. Mit schriller Stimme schrie er «Wahnsinn! Wow! O Mann!» mit dermaßen ungezügelter Freude – und so wider alle ungeschriebenen Surferregeln, die Coolness und Schweigen fordern dass alle im Wasser großmütig grinsten, sogar die ganz harten Burschen. «Na, das war's wohl», sagte ein rundlicher Typ zu dem stolzen Vater. «Dass dein Junge jemals Präsident wird, kannst du jetzt vergessen.»
Unmittelbar hinter der dicht gedrängten Reihe der Surfer trieb ein quadratisches Boot, das Seetang einholte und die langen, glitzernden grünen Halme auf ein Förderband zog, das vom Bug herabhing. Als ich auf das Riff mit dem hin und her schwenkenden Seegras unter meinem Brett schaute, sah ich einen silberfarbenen Schlangenhalsvogel aufsteigen und die glänzende Wasseroberfläche durchbrechen. Während er davonschwamm, schluckte und würgte er, bemüht, den in seinem langen Hals feststeckenden Fisch hinunterzuschlingen, und ich versuchte, das Surfen, dieses Spiel, das den Blick verengt, für einen Moment zu vergessen. Während ich die Luft und das Wasser mit der Offenheit eines Toren betrachtete und versuchte, den Himmel in mein Hirn einzulassen, stellte ich zu meiner großen Verwunderung fest, dass dieser Montagvormittag im September der erste Morgen voller mystischer Wolkenzeichen war, den ich je erlebt hatte. Damit meine ich, dass ein Mann mit breitem Brustkorb und dicken, zur Seite ausgestreckten Armen aus den Wolkenfetzen in den Horizont eintauchte, gerade als drei Adlerfedern in zarter Perfektion im blassblauen spätsommerlichen Himmel wehten. Ich mache keine Witze. Es ist nicht meine Art, Adlerfedern am Himmel zu sehen, aber sie waren da, jeder Kiel war klar und deutlich zu erkennen und zog eine lange Feder hinter sich her, und all dies unter einer Sonne, die kaum sichtbar Regenbögen aus Grün und Violett durch die daunenweichen Fasern tupfte. Und das, wissen Sie, war genug für einen Tag, dieser Kreislauf aus platonischen Wolkenformen, die mir meine Seele wie in einem Rorschachtest vor Augen führten, denn genau in dem Moment floss mir ein Band grünen Lichts entgegen mit niemandem darauf. Wie der Teufel paddelte ich auf meinem bescheuerten alten lila-orangefarbenen Board – frühe Achtziger mit einem Logo, das aussah, als gehörte es auf eine Bierdose spürte, wie sich die Welle hob, und schaffte es. Ich sprang auf, und als ich zwischen mehreren paddelnden Typen die Welle hinuntersteuerte, fiel mir etwas höchst Seltsames auf – in ihren Augen war kein Ausdruck des Entsetzens! War ihnen nicht klar, dass ich alles vermasseln und sie möglicherweise umbringen konnte? Offenbar nicht, und so wurde für mich dieser Morgen, während ich die schöne, wogende Mauer entlangglitt, hinauf zum Wellenkamm und wieder zurück in die konkave Wasserwand, während ich das Spiel spielte und dahinraste, zu einer reinen, stillen Freude. Doch als ich zurückpaddelte, kam ich irgendwie erneut Apollo in die Quere: Er fuhr gerade einen akrobatischen Turn, als ich den Kamm seiner Welle erreichte, und wir fielen beide vom Board. Wütend tauchte er auf, und gemeinsam trieben wir in der schäumenden Strömung und tasteten nach unseren Brettern.
«Hey» – er bebte geradezu vor Zorn –, «das hier ist nichts für Scheißamateure oder so.»
Während ich landeinwärts trieb, fort von der Menge, und erfolglos einige übrig gebliebene kleinere Wellen zu ergattern versuchte, sah ich, wie die Jungen einander etwas zuriefen und sich verstohlen ansahen. Auf der Hafenmauer verkündete ein Graffito: «Anfänger raus! Hau ab, oder du musst bluten.» Daneben prangte auf dem rauen Beton ein Hakenkreuz. Entzückend.
«Sag mal», hörte ich ein kleines, aggressives Bürschchen mit grünen Augen und flachsblonden Haaren seinem achtzig Pfund
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