Survivor 1.05
die Wasseroberfläche.
Irgendwie schaffte es Ryan, Jabo die Treppe hinauf und auf den Gang auf der nächsthöheren Ebene des Tunnelsystems zu schleppen. Der Gang war menschenleer, aber es gab wenigstens Licht, auch wenn die Umgebung eher düster als hell war, wie in dem gesamten unterirdischen Tunnelsystem auf diesem verdammten Planeten. Die inzwischen vertrauten Leuchtstoffröhren befanden sich in mehreren Metern Entfernung an den Wänden und sorgten für ausreichend Helligkeit, sodass Ryan sich orientieren konnte.
Doch zuerst galt seine Aufmerksamkeit Jabo.
Ryan untersuchte ihn, hielt ihm den nassen Handrücken vor Nase und Mund.
Jabo atmete nicht mehr.
In panischer Hast tastete Ryan nach der Halsschlagader.
Kein Puls.
Nein! , schoss es Ryan voller Entsetzen durch den Kopf. Nicht wie bei Tom … bitte, nicht wie bei Tom …
Er begann mit Wiederbelebungsmaßnahmen, Mund-zu-Mund-Beatmung, Herzmassage.
Nicht wie bei Tom! Bitte, nicht wie bei Tom!
Aber es hatte keinen Sinn.
Jabo war tot.
»Nein!« Ryan schrie seinen Schmerz hinaus und ließ den Kopf auf den mächtigen Brustkorb des toten Freundes sinken.
Es war wieder geschehen.
Es war wie damals bei Tom.
Er hatte wieder versagt.
Ryan Nash, der Loser, der Freak.
Wieder ein Freund, den er nicht hatte retten können …
»Guten Tag, Commander Nash«, drang es in englischer Sprache an sein Ohr.
Nash fuhr hoch und tastete nach dem Schallgewehr, doch er hatte es verloren.
Vor ihm standen zwei Männer und richteten Maschinengewehre auf ihn. Der eine war um die fünfzig, mit grau meliertem Haar und kantigem Gesicht, offenbar ein Europäer. Der andere war Asiat, eindeutig ein Chinese; Ryan schätzte ihn auf Ende zwanzig, Anfang dreißig.
Beide trugen schwarze Kampfanzüge.
Ryan stutzte, als er die Abzeichen an diesen Kampfanzügen sah.
Es waren die Abzeichen der chinesischen Volksbefreiungsarmee.
»Was …«, stammelte Ryan. Mehr brachte er nicht hervor.
Seine Gedanken überschlugen sich. Chinesische Soldaten? Wie kamen sie hierher auf diesen fremden Planeten?
Die Chinks. Bestand da doch eine Verbindung?
Wo war er hier gelandet?
Die beiden Männer hielten ihre MPis noch immer auf ihn gerichtet. Es waren hochmoderne Waffen, wie Ryan sofort erkannte, entworfen für sogenannte Nahbereichsgefechte, mit einer Feuergeschwindigkeit von 950 Schuss in der Minute. Die Geschosse durchschlugen noch auf zweihundert Metern Entfernung eine Kevlar-Schutzweste.
»Sie sind Ryan Nash«, sagte der Europäer – offenbar ein Russe, wie Ryan am Akzent erkannte. »Sie werden uns jetzt zu Peter Kasanov bringen.«
Ryan glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Dr. Peter Kasanov war der geistige Vater und zugleich Chef des Projekts SURVIVOR.
»Dr. Kasanov?«, sagte er fassungslos. »Kasanov ist im CERN zurückgeblieben. Er hat das Experiment geleitet. Er ist auf …«
Auf der Erde, wollte er sagen, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken. Er war sich selbst nicht mehr sicher, wo er war.
Der Russe schüttelte den Kopf. »Nein, Commander. Peter Kasanov ist hier, bei Ihnen. Und Sie werden uns jetzt zu ihm bringen – oder Sie sterben.«
FORTSETZUNG FOLGT
In der nächsten Folge
SURVIVOR – Episode 06: Der Baum des Lebens
Dr. Gabriel Proctor und seine Gefährten aus der Crew der SURVIVOR sind auf der Suche nach einer Möglichkeit, die leere Antriebszelle ihres Raumschiffs wieder aufzuladen. Eine Gruppe von Rebellen führt sie in eine Halle, wo die Chinks, die Arbeitssklaven der gewaltigen Fabrikanlage, künstlich herangezüchtet werden. Die in Entwicklung befindlichen Invitros hängen in Kokons wie die Früchte eines Baumes an einem riesigen zentralen Gebilde, das mit einem Reaktor gekoppelt ist. Proctor schließt die Energiezelle an den Reaktor an – und löst damit eine Katastrophe aus.
Erscheint am 21. Juni 2012.
LÜBBE DIGITAL
Digitale Originalausgabe
Lübbe Digital in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
Copyright © 2012 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
Plot und Text: Peter Anderson
unter Verwendung eines Konzepts von Sebastian Büttner
Redaktion: Wolfgang Neuhaus
Lektorat und Projektmanagement: Helmut Pesch
Cover und Illustrationen: Arndt Drechsler
Erstellung E-Book: Urban SatzKonzept , Düsseldorf
ISBN 978-3-8387-1295-6
Sie finden uns im Internet unter
www.luebbe.de
Bitte beachten Sie auch: www.lesejury.de
MARIO GIORDANO
APOCALYPSIS
Rom. Aufruhr in der Ewigen Stadt. Papst Johannes Paul III. ist zurückgetreten und spurlos verschwunden.
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