Susan Andersen
zu sein.
Aber jetzt lächelte Poppy nicht, und Cory fühlte sich auch nicht willkommen. Ms. C.’s Gesichtsausdruck war sogar ausgesprochen streng und verschlossen, was Cory mehr erschütterte als es eigentlich sollte. Aber das war jetzt einfach zu viel. Die Ungerechtigkeit schnürte ihr den Hals zu, und sie kämpfte mit aller Macht gegen die Tränen. „Ich dachte, Sie würden mich verstehen, aber Sie haben bestimmt ganz viele Freunde. Und jetzt, wo das Projekt fertig ist, bin ich Ihnen nur noch lästig.“
„Honey, natürlich sind Sie das nicht.“
„Aber Sie wollen nicht für mich verantwortlich sein – das habe ich kapiert. Nun, dann raten Sie mal!“ Wütend wischte sie sich die Tränen aus den Augen. „Ich will Ihnen keine Last sein. Also, warum vergessen wir nicht einfach, dass ich überhaupt hier war?“ Damit wirbelte sie herum und streckte die Hand nach dem Türschloss aus.
„Cory, warte!“
Ms. C.’s Finger streiften ihren Arm, doch sie schüttelte sie ab und entriegelte das Schloss. Das Mitleid, oder was auch immer sich auf dem Gesicht ihrer Lehrerin abzeichnete, ertrug sie einfach nicht. Sie riss die Tür auf und stürzte hinaus.
„Verdammt und zuge... Cory Capelli, schaffen Sie Ihren Hintern wieder hier rein!“
Mit Sicherheit nicht. Cory legte noch einmal an Tempo zu und bog auf die Straße.
Brunos Kopf schoss in die Höhe, als er jemanden den Namen von dieser Capelli rufen hörte. Heilige Scheiße. So viel Dusel konnte man doch gar nicht haben, oder? Aber Sekunden später kam das Mädchen tatsächlich auf die Straße geschossen und sprintete direkt in seine Richtung. Er duckte sich hinter die Stoßstange des nächsten Escalade und konnte sein Glück kaum fassen. Da kundschaftete er nur mal kurz die Gebäude in der Gegend aus und kam gerade rechtzeitig zurück, um dem Mädchen in die Arme zu laufen.
Auf der Straße hörte er laute Schritte und drückte auf seinen Infrarotschlüssel, um den Escalade zu öffnen – genau in dem Moment, in dem sie vorbeikam. Er rechnete damit, dass das zirpende Geräusch sie erschrecken würde – Bingo! –, die Schritte wurden langsamer. Blitzschnell hechtete er hinter dem Wagen hervor, schlang einen Arm um ihre Hüfte, hob sie von den Beinen und hielt ihr den Mund zu.
„Hallo, Sweetheart“, murmelte er, während er sie in den Wagen schob. „Du hast mir einen Haufen Probleme gemacht, findest du nicht?“ Er knallte die Tür zu und lief zur Fahrerseite. „Aber das ist okay. Denn das werde ich jetzt wieder in Ordnung bringen.“
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten haute Poppy den Code in die Alarmanlage. Dann jagte sie Cory hinterher. Doch das Mädchen war unglaublich schnell und schon nicht mehr zu sehen.
Verdammt, warum war sie nicht verständnisvoller gewesen? Sie lachte bitter. Weil Cory ihre Beziehung zu Jason ins Spiel gebracht hatte, deshalb. Zu hören, wie das Mädchen von einer Verbindung sprach, die gar nicht mehr existierte, hatte sie so verletzt, dass sie Corys Verzweiflung gar nicht bemerkt hatte.
Bravo, das hatte sie ja fantastisch hinbekommen.
Als sie das Ende der Einfahrt erreichte, zählte sie sich stumm noch immer all die Möglichkeiten auf, wie sie mit Cory hätte umgehen können, umgehen müssen. Niedergeschlagen hielt sie in beide Richtungen Ausschau.
Und sah gerade noch, wie ein Mann die Beifahrertür eines schwarzen SUV zuknallte. Die Sonne traf genau auf die getönte Scheibe und zeigte dahinter einen Kopf mit zackenartig abstehendem Haar, und einen Körper, der leblos im Gurt hing.
„Scheiße!“ Poppy machte auf dem Absatz kehrt und rannte, wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt war, zurück zum Haus. Das musste Arturo sein. Sie konnte ihn nicht einfach abhauen lassen. Corys Leben stand auf dem Spiel, und sie war schuld.
Sie ließ die Tür der Villa weit offen stehen, schnappte sich ihre Tasche, rannte wieder hinaus und schmetterte die Tür hinter sich zu. Dann raste sie zu ihrem Wagen, startete den Motor und hoffte, dass er noch nicht weg war.
Zum Glück hatte er in ihre Richtung geparkt. Darum reckte sie den Hals und sah nach rechts, während sie auf die Straße fuhr. Und fluchte laut. Der SUV war nirgends zu sehen.
Trotzdem bog Poppy rechts ab und fuhr zur nächsten Ecke. Dort bremste sie heftig, sah nach rechts und nach links und entdeckte ihn, wie er am Ende des Blocks Richtung Westen abbog. „Danke, danke, lieber Gott.“
Langsam fuhr sie zu der Kreuzung, während sie ihre Tasche durchwühlte. Wo war
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