Susan Mallery - Buchanan - 02
ein Stoffschmetterling. Zoe drehte die Jeans um und zeigte ihm einen zweiten Schmetterling, der auf eine der Hosentaschen genäht worden war.
„Schau!“, sagte Zoe und deutete auf ein kleines weißes T-Shirt, das an einem Kleiderhaken an der Tür hing. Auf einem der Ärmel und am Saum gab es weitere Schmetterlinge zu bewundern.
„Sehr schön“, sagte er. Er blickte sich um und suchte irgendetwas, wusste aber nicht genau, was. Vielleicht irgendeinen Hinweis darauf, warum Elissa so lange nicht hier gewesen war.
„Die sind so süß“, sagte Zoe fast andächtig. „Ich habe für die Schule ganz viele neue Kleider bekommen. Die meisten hat Mommy selbst genäht, und den Rest haben wir bei Wal-Mart gekauft. Ich hab sogar neue Schuhe. Soll ich sie dir zeigen?“
„Klar.“
Zoe rannte in ihr Zimmer und kam Sekunden später mit einem Paar rosa Turnschuhe zurück.
„Sehr hübsch“, sagte er. „Genau wie du.“
Ihr Gesicht leuchtete vor Freude. „Ich habe auch einen Rucksack. Und Stifte und Hefte. Ich lerne gerade, wie man meinen Namen schreibt. Die Buchstaben kenne ich ja schon fast alle, weil Mommy mir beim Lesen hilft. Aber jetzt schreibe ich sie! Und“, sie machte eine kleine Pause, um ihrer folgenden Ankündigung die entsprechende Dramatik zu verleihen, „und Mommy sagt, wir wünschen uns vom Weihnachtsmann einen Computer.“
Er überlegte, wie viel Schmuck Elissa wohl anfertigen und verkaufen musste, um sich einen Computer leisten zu können. Sie hatte sich eben erst einen zweiten neuen Hinterreifen fürs Auto gekauft. Computer waren zwar mittlerweile billiger geworden, aber sie würde trotzdem monatelang darauf hinsparen müssen. Und es war schon Ende August.
Ihr einen zu kaufen kam nicht infrage, das war ihm klar. Sie hatte ja deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Schon damals war sie wegen eines fünfzig Dollar teuren Reifens ausgeflippt. Wenn er ihr jetzt einen Computer kaufte, würde sie ihn umbringen.
Und doch war es das, was er wollte. Er wollte sich einmischen und ihr das Leben leichter machen. Das Geld bedeutete ihm nichts.
„Bist du ein Prinz?“, fragte Zoe.
Walker starrte sie verdutzt an. „Wie bitte?“
„Es gibt immer einen Prinzen“, erklärte sie ihm. „In jedem Märchen. Ich habe Mommy gefragt, wann wir unseren bekommen, aber sie sagt, es gibt sie in echt nicht.“ Sie sah sich um. Dann flüsterte sie: „Ich glaube aber trotzdem, dass es sie gibt. Du bist lieb und warst einmal Soldat. Das ist fast wie ein Prinz.“
Ohne es zu wollen, sah er plötzlich durch Zoe hindurch. Hinter ihr tauchten seine Kameraden auf, und hinter ihnen stand der Tank. Diese übereinandergelagerten Bilder hatte er früher schon gesehen – und gelernt, sie zu ignorieren, bis sie wieder verschwanden.
Der Impuls wegzurennen überwältigte ihn beinahe. Verdammt, er musste sich von diesem Kind fernhalten. Elissa hatte recht, es war besser, keinen Kontakt mehr zu haben. Ein Prinz? Er?
„Ich bin kein Prinz“, sagte er.
„Ich denke, Sie stellen Ihr Licht zu sehr unter den Scheffel.“
Er drehte sich um und sah Mrs. Ford in der Küchentür stehen.
„Hallo, Walker“, sagte sie.
„Wie geht es Ihnen, Ma’am?“
Sie zeigte ihm ihre linke Hand. Über der Wunde war nur noch ein schmaler Verband zu sehen. „Besser als bei unserer letzten Begegnung.“
„Wie läuft’s mit Buffy und Angel?“
Sie lachte. „Danke der Nachfrage, die beiden geben sich große Mühe.“
Er trat etwas nervös von einem Bein auf das andere. „Ich hatte eigentlich nicht vor, hereinzukommen. Aber Zoe wollte mir ihre neuen Sachen zeigen.“
Zoe nickte heftig.
„Ja, sie hat viel Freude damit“, sagte die alte Dame.
„Da konnten Sie natürlich schlecht Nein sagen.“
„Ich weiß, dass es Elissa lieber wäre, wenn …“ Er zögerte, unschlüssig, was er in Zoes Anwesenheit sagen sollte.
„Es hat sich alles verkompliziert“, sagte Mrs. Ford. „Hat sie es Ihnen erzählt?“
„Sie hat mir eine Nachricht hinterlassen, in der stand, dass wir …“ Er schaute wieder zu Zoe. „Ich verstehe sie. Sie hat viel zu tun und muss ihr eigenes Leben leben.“
„Aha, so hat sie es also erklärt.“
Walker horchte auf. „Was meinen Sie?“
„Sie sind ein intelligenter Mann, Walker. Sie finden es bestimmt heraus.“
„ Was denn?“ Was sollte er herausfinden? War etwas passiert?
„Ich weiß es nicht.“ Mrs. Ford strich Zoe übers Haar. „Liebes, warum räumst du deine
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