Susan Mallery - Buchanan - 02
könnte und dass es vielleicht niemanden gab, dem er den Brief übergeben konnte.
Er stieg in seinen Wagen und erinnerte sich selbst daran, dass ein Scheitern in dieser Angelegenheit nicht in Betracht kam. Ben verdiente es, dass jemand um ihn trauerte. Er verdiente es, jemanden zu haben, der ihm nahe gewesen war. Walker würde nicht aufgeben.
Ein paar Namen standen noch auf seiner Liste. Ein paar Namen bedeuteten noch ein paar Chancen. Irgendwo da draußen musste sie doch sein. Sie musste einfach …
Walker lehnte sich in seinem Ledersitz zurück, schloss die Augen und dachte an Elissa. Er sollte es nicht tun, weil er nichts mit ihr anfangen wollte, doch er vermisste sie. Im Laufe der letzten Wochen war sie irgendwie ein Teil seines Lebens geworden. Er hatte sich daran gewöhnt, ihr Lachen durch die geöffneten Fenster zu hören, daran, mit ihr zu besprechen, was es zum Abendessen geben könnte, und daran, sich Gedanken zu machen, wie er ihr das Leben leichter machen konnte, ohne dass sie es merkte. Und nun war sie verschwunden.
Sie war seit fast fünf Tagen nicht mehr in ihrer Wohnung gewesen. Er war zum „Eggs ’n’ Stuff“ gefahren, um nach ihr zu sehen. In das Restaurant war er allerdings nicht gegangen. Wenn sie mit ihm reden wollte, wusste sie ja, wo sie ihn finden konnte. Also hatte er seinen Wagen vor dem Lokal geparkt und hineingeschaut. Sie war bei der Arbeit gewesen und hatte gewirkt, als wäre alles in Ordnung. Warum also hielt sie sich von ihrer Wohnung – und von ihm – fern?
Er war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er eine Antwort von ihr bekommen, andererseits wollte er ihre Wünsche respektieren. Wünsche, die, wie er wusste, vernünftig waren. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
Wenn sie heute Abend nicht zu Hause wäre, würde er anrufen und eine Nachricht hinterlassen. Er würde sie bitten, mit ihm Kontakt aufzunehmen, nur damit er Bescheid wüsste, dass mit ihr alles in Ordnung war. Und er würde klarstellen, dass er nicht vorhatte, sie von ihrer Entscheidung abzubringen.
Was alles kompletter Blödsinn war, dachte er. Je länger sie weg war, desto mehr vermisste er sie. Wann hatte er sich eigentlich erlaubt, so schwach zu werden?
Er fuhr die Einfahrt zum Haus hinauf. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er sah, dass ihr Auto immer noch nicht da war. Doch als er Zoe aus dem Haus stürmen sah, ließ die Anspannung nach.
„Walker, Walker, wir sind wieder da! Hast du uns vermisst? Wir waren bei Mindy, die so eine ausziehbare Couch hat. Darauf habe ich geschlafen!“
Zoes Pferdeschwanz hüpfte auf und ab, als sie auf ihn zurannte. Er stieg aus und lächelte sie an. „Du warst ein paar Tage weg, stimmt’s?“
Sie stemmte ihre kleinen Hände in die Hüften und machte ein Schmollmündchen. „Gib’s zu, du hast uns vermisst.“
Dieser Satz traf den Nagel auf den Kopf.
„Wir haben dich auch vermisst“, sagte sie, bevor er noch über eine Antwort nachdenken konnte. „Heute ist kein Kindergarten, deshalb bleib ich bei Mrs. Ford. Mommy ist noch bei der Arbeit. Gestern Abend hat sie mir bei Mindy eine neue Jeans genäht. Komm, schau.“
Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn ins Haus. Oder versuchte es zumindest. Walker blieb stehen.
„Deiner Mutter wäre es nicht recht, wenn ich in eure Wohnung gehe, wenn sie nicht da ist“, sagte er. Das hatte sie in ihrem Brief deutlich ausgedrückt.
Zoe hörte nicht auf zu ziehen. „Mommy mag dich. Sie kocht dir doch immer was zum Abendessen und macht Kuchen. Komm mit, komm mit!“
Ihre Hand ist so klein, dachte er. Und mit welcher Mischung aus Entschlossenheit und Vertrauen sie nach ihm gegriffen hatte … Er wusste, dass es falsch war, mitzugehen, aber wie sollte er das einer Fünfjährigen erklären? Besonders einer, die so energisch war wie Zoe?
„Aber nur für eine Minute“, sagte er und ließ sich ins Haus ziehen.
In Elissas Wohnung war alles wie immer. Die leuchtenden Farben an den Wänden, die gemütlichen alten Möbel, der Stapel Bücher aus der Leihbücherei auf dem Couchtisch. Doch statt nach ihrem köstlichen Essen roch es nun leicht muffig. Seit fast einer Woche war niemand mehr hier gewesen.
„Da drüben“, sagte Zoe und zog ihn zum Arbeitstisch in einer kleinen Ecke im Wohnzimmer.
Neben der Nähmaschine lag zusammengefaltet die neue Jeans. Zoe ließ ihn gerade lange genug los, um ihm die Hose hinzuhalten. Er sah sie sich genau an.
Auf einem Hosenbein prangte knapp über dem Knie
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