Susan Mallery - Buchanan - 02
Hut. Offensichtlich waren die Wunden von damals noch nicht ganz verheilt. All das und Neils ständige Drohungen waren der Grund, warum sie grundsätzlich immer mit dem Schlimmsten rechnete.
Damit muss endlich Schluss sein, sagte sie sich. Ab jetzt würde niemand mehr in ihr Leben hineinpfuschen. Wenn ihr das nächste Mal eine reiche alte Frau drohte, würde sie sich nicht mehr unterkriegen lassen.
Kein sonderlich kühnes Versprechen, dachte sie, während sie ihr Portemonnaie und die Autoschlüssel aus dem Spind nahm. Wie viele andere reiche alte Frauen würden sich schon mit ihr anlegen wollen?
Trotzdem fühlte sie sich nach diesem Entschluss besser. Auf dem Weg zum Auto merkte sie plötzlich, dass sie Walker gern erzählen würde, was passiert war. Sie wollte ihm ihren Entschluss mitteilen – und, ja, sie wollte auch einfach seine Stimme hören.
Schuld war der Kuss, das ließ sich nicht leugnen. Er hatte alles verändert. Sie hatte nicht nur das erste Mal seit über fünf Jahren wieder Leidenschaft empfunden, sondern sie hatte sie bei einem Mann gespürt, zu dem sie Vertrauen hatte.
Wie lange war es her, dass sie mit einem Mann so etwas erlebt hatte? Nicht dass es eine Rolle spielen würde. Selbst wenn sie bereit wäre, ihren Vorsatz, in den nächsten dreizehn Jahren keinen Sex zu haben, über Bord zu werfen – Walker war es nicht. Das hatte er deutlich genug zum Ausdruck gebracht.
Es war für sie beide besser so, dachte sie. Dann seufzte sie.
Sich selbst zu belügen war niemals ein gutes Zeichen.
Walker betrat die Firma um sieben Uhr morgens. Drei Tage lang hatte er es hinausgeschoben, aber nun blieb ihm keine andere Wahl mehr. Er hatte eingewilligt, für das Unternehmen der Buchanans die Verantwortung zu übernehmen, und dazu stand er. Dass er jede Minute davon hassen würde, zählte nicht.
Der Aufzug hielt in der Geschäftsführungsetage. Walker stieg aus und ging zum Büro seiner Großmutter. Auf dem Gang war es so ruhig und dunkel, dass er sich beinahe instinktiv nach Heckenschützen umgesehen hätte. Doch er unterdrückte den Impuls und ging weiter.
Offensichtlich war er der Erste in der Firma. Zumindest dachte er das, bis er um die Ecke bog und eine kleine dunkelhaarige Frau sah, die gerade ihr Portemonnaie in der untersten Schublade ihres Schreibtischs verstaute.
Als sie ihn hörte, blickte sie auf und lächelte. Sie fühlte sich sichtlich unwohl und wirkte ängstlich.
„Guten Morgen, Mr. Buchanan“, sagte sie. „Ich bin Vicki, eine der Assistentinnen Ihrer Großmutter. Wir haben vor ein paar Tagen miteinander telefoniert. Ich möchte Ihnen noch einmal sagen, wie leid es uns tut, was passiert ist. Wir alle schließen Mrs. Buchanan in unsere Gebete ein und hoffen, dass sie bald wieder gesund ist.“
„Ich danke Ihnen“, sagte Walker. „Danke auch im Namen meiner Familie.“
Sie nickte. „Soll ich Ihnen die Abteilungen zeigen? Oder lieber gleich das Büro? Oder möchten Sie eine Tasse Kaffee? Kit stellt den Timer der Maschine immer ein, bevor sie geht.“
„Kit ist ebenfalls eine Assistentin meiner Großmutter, nicht wahr?“
„Ja, Kit arbeitet von zwei Uhr nachmittags bis Mitternacht. An den Wochenenden wechseln wir uns ab, und außerdem gibt es noch zwei weitere Assistentinnen, die einspringen können, wenn mal eine von uns wegmuss.“
Vicki erinnerte ihn an einen nervösen Hund. Er hätte schwören können, dass sie zitterte, während sie mit ihm redete.
„Lassen wir es langsam angehen“, sagte er, bemüht, seine Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. „Ich muss den Terminplan meiner Großmutter für die nächsten Wochen durchsehen. Und es wäre sehr freundlich, wenn Sie mich über die monatlichen und vierteljährlichen Sitzungen informieren könnten, die geplant sind.“
„Selbstverständlich.“ Sie zog einen kleinen Schreibblock aus der Rocktasche und machte sich rasch ein paar Notizen. „In zehn Minuten habe ich alle Informationen, die Sie wünschen. Ist das früh genug? Ansonsten beeile ich mich und …“
„Wie wär’s mit irgendwann vor neun Uhr vormittags?“
Vicki sah ihn verdutzt an. „Aber das ist in zwei Stunden.“
„Ich weiß.“
Walker war in der Army kein Offizier und deshalb nie in einer Position gewesen, dass ihm irgendjemand etwas brachte. Er konnte sich nur vorstellen, was passiert wäre, wenn er darum gebeten hätte.
„Warum zeigen Sie mir nicht erst mal, wo der Kaffee ist, und ich hole mir dann selbst eine Tasse.“
„Aber das
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