Susan Mallery - Buchanan - 02
ihre Entscheidungen auf der Basis von Vermutungen getroffen.
„Ich habe den ganzen Sommer gejobbt, um das Geld für einen Detektiv zusammenzukratzen“, sagte Bobby, hob seinen Kopf ein wenig und sah sie an. „Ich wollte dich finden und dir die Wahrheit sagen.“
Er sah so jung und ängstlich aus – zwei Eigenschaften, die ihr selbst bestens vertraut waren.
„Wirst du mit ihnen reden?“, fragte er. „Sie vermissen dich immer noch, Elissa. Zwar reden sie nicht oft von dir, aber deine Fotos sind überall, und zu Weihnachten stecken sie dir immer noch Geschenke in deinen Strumpf über dem Kamin.“
Ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. Zum Glück war Walkers starke Hand da, an der sie sich festhalten konnte, und er hielt ihre Hand und drückte sie tröstend.
Sie erinnerte sich an ihren Weihnachtsstrumpf. Sie hatte einen für Zoe genäht, der genauso aussah.
„Meine Mom ist diejenige, die mir das Nähen beigebracht hat“, erklärte sie Walker. „Sie konnte einfach alles schneidern.“
„Sie wäre bestimmt beeindruckt davon, was du heute alles so machst und fertigbringst“, sagte er.
Vielleicht, dachte sie und erwog zum ersten Mal, dass es wirklich so sein könnte. Wie merkwürdig … beinahe so merkwürdig wie der Gedanke, dass sie möglicherweise nicht mehr allein auf dieser Welt war. Dass es vielleicht Menschen gab, an die sie sich anlehnen konnte.
Die Kellnerin kam mit den Getränken, stellte sie wortlos ab und entfernte sich rasch wieder. Das offensichtliche Gefühlschaos am Tisch hatte sie sichtlich verunsichert. Elissa wusste, dass sie selbst an diesem Tisch auch nicht gern serviert hätte.
„Was wirst du tun?“, fragte Bobby vorsichtig. „Willst du, dass ich es ihnen sage?“
„Nein“, antwortete sie zögernd und wischte sich die Tränen weg. „Ich brauche Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. Wahrscheinlich werde ich sie besuchen.“ Sollte sie das tun? Sollte sie zuerst anrufen? Unangemeldet bei ihnen aufzutauchen schien unpassend. Andererseits wusste sie nicht, was sie am Telefon sagen sollte.
„Kannst du mir bitte Bescheid geben, wenn du zu ihnen fährst?“, fragte Bobby. „Ich möchte dabei sein und ihnen sagen, wie alles war. Sie sollen von mir erfahren, was ich getan habe.“
Die Art, wie er es sagte, überzeugte sie. Bobby meinte es ernst. Es war auch höchste Zeit für die Wahrheit, dachte sie, nicht ohne Genugtuung. Doch im tiefsten Innern war sie glücklich darüber, dass er bereit war, erwachsen zu werden und die Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen.
„Natürlich“, sagte sie. „Ich habe ja deine Handynummer. Wenn ich so weit bin, zu ihnen zu fahren, rufe ich dich an.“
Er nickte. Dann schluckte er. „Ich weiß, dass du mich jetzt hasst, Elissa. Das habe ich auch verdient. Trotzdem hoffe ich, dass wir uns vielleicht irgendwann wieder näherstehen.“
Sie zögerte. „Ich hasse dich nicht. Glücklich bin ich zwar nicht über das, was du getan hast, aber ich kann es – beinahe – verstehen.“
Ihm stiegen wieder Tränen in die Augen. „Danke. Ich … habe mich oft gefragt, ob du das Kind behalten hast.“
Zum ersten Mal, seit sie dieses Lokal betreten hatten, lächelte Elissa. „Ja, das habe ich. Ihr Name ist Zoe. Sie ist jetzt fünf. Ich glaube, das bedeutet, dass du Onkel bist.“
Bobbys Gesicht erhellte sich. „Wirklich? Cool. Kann ich sie irgendwann einmal kennenlernen?“
„Klar.“
Plötzlich fühlte sie sich so ausgelaugt, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. Ihr ganzer Körper schmerzte, und sie hatte Mühe zu atmen. Sie zog zehn Dollar aus der Hosentasche ihrer Jeans und warf den Schein auf den Tisch.
„Wir müssen gehen“, sagte sie zu Bobby. Dann ließ sie Walkers Hand los und stand auf. „Ich melde mich bei dir.“
Bobby sprang auf. Er überragte Elissa um mindestens fünfzehn Zentimeter. „Versprochen?“
Sie nickte.
Er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. Drei Herzschläge lang versuchte sie, sich gegen die Umarmung zu wehren. Dann hielt sie ihn fest und streichelte seinen Rücken.
Auf dem Weg zum Auto sagte Walker kein einziges Wort.
„Sag mir, was du denkst“, sagte Elissa. „Ich kann nicht Gedanken lesen.“
„Ich möchte ihm eine verpassen.“
„Das würde ich nicht zulassen, aber ich weiß deine Unterstützung zu schätzen.“
Er hielt ihr die Beifahrertür auf. „Glaubst du wirklich, du könntest mich davon abhalten?“
Sie sah ihm direkt in die dunklen Augen. „Körperlich
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