Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut
wirst du denn machen?«
»Ach, nichts Besonderes. Kit hat frei und kommt herüber. Wann will Ira dich abholen?«
Bill sah aus dem Fenster. »Da ist er schon.«
»Hast du auch alles, was du brauchst? Genug zu essen? Zahnbürste? Kleider zum Wechseln?«
»Tischwäsche? Silber? Abendanzug?« Lachend umarmte er Susy, küßte sie und war fort, ehe sie etwas erwidern konnte.
Als sie aus der Tür trat, ging er bereits über den Rasen. Die Kinder liefen hinter ihm her.
»Sei vorsichtig!« rief sie ihm nach und winkte Ira zu, der den Wagen belud. Sie sah den Davonfahrenden nach, bis sie verschwunden waren.
Kaum war der Motorlärm verstummt, da hörte sie ein dumpfes Grollen und drehte sich um. Im Westen baute sich eine große silberumrandete Wolke in Form eines Ambosses auf, aus der eine lange weiße Fahne wehte. Ein wenig erschrocken ging Susy ins Haus. Das sah nach einem bösen Gewitter aus. Hoffentlich erreichten Bill und Ira die Hütte, ehe es losging.
Nicht lange danach brach das Unwetter los. Sturm sauste in den Bäumen. Blauschwarze Wolken verdunkelten die Sonne. Grelle Blitze zuckten durch die Luft, der Donner krachte, und es goß in Strömen. Immer wieder dachte Susy an beide Männer. Hoffentlich befanden sie sich schon in der kleinen Hütte, die sie sich am Ufer eines Wildbaches erbaut hatten! Sie war bequem eingerichtet und ließ sich gut heizen. Falls die Männer durchnäßt ankämen, würden sie ihre Sachen schnell trocknen können. Aber eigentlich hätten sie noch vor Ausbruch des Gewitters dort angelangt sein müssen. Sie hatten nur etwa fünfzehn Kilometer zu fahren, mußten dann allerdings noch eine gute Stunde zu Fuß durch den Wald gehen. Einmal hatte Susy sie begleitet, aber es hatte ihr gar nicht gefallen.
Während sie das Badewasser für die Kinder einließ, dachte sie schaudernd an Bills Lieblingsplatz zum Angeln, einen reißenden Strudel mit gefährlichen Felsspitzen, die aus dem schäumenden Wasser ragten.
»Ich verstehe nicht, daß die Männer solche Torturen auf sich nehmen, nur um ein paar elende Fische zu fangen«, sagte sie am nächsten Tag zu Kit. »Zuerst arbeiten sie sich meilenweit durch Brombeergestrüpp - noch dazu mit schwerem Gepäck auf dem Rücken -, und wenn sie dann den ganzen Tag im eiskalten Wasser herumgeplanscht haben und fast von Moskitos aufgefressen sind, müssen sie auch noch Essen kochen.«
»Angeln ist nun mal Bills Leidenschaft. Das kann ich sehr gut verstehen. Ich angele auch gern.«
»Ihr seid beide verrückt.«
Die Unterhaltung erstarb, und es entstand ein wohltuendes Schweigen, wie es nur zwischen altvertrauten Freunden möglich ist. Susy musterte Kit, die sich in einem Liegestuhl ausgestreckt hatte. Die Freundin hatte sich in all den Jahren, seitdem sie sich kannten, kaum verändert. Und wie elegant sie selbst in dem einfachen Kleid wirkte! Kit sah immer gut angezogen aus. Obgleich die Kinder vorhin mit ihr herumgetobt hatten, war sie weder zerzaust noch unordentlich. Ihre Nasenspitze strebte heiter und neugierig nach oben. Unter ihren hochgezogenen Augenbrauen sahen ihre braunen Augen ein wenig spöttisch in die Welt. Es war nett, Kit um sich zu haben.
Susy lehnte sich zurück und sah zu dem wolkenlosen Himmel auf.
»Hoffentlich sind Bill und Ira gestern noch vor dem Gewitter zur Hütte gekommen!«
»Was ist denn nur mit dir los, Susy?« entgegnete Kit. »Das sagst du jetzt mindestens zum zehnten Mal. Du machst dir doch sonst nicht unnötig Sorgen. Bill wird nicht gleich aufweichen, wenn er ein wenig naß wird.«
»Nein, natürlich nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich diesmal so unruhig bin. Hör mal, schreit da nicht das Baby?«
»Ja, ich werde es holen.«
Als Kit gegangen war, schloß Susy die Augen und überlegte, wie sie den Tag verbringen sollten. Sie könnten draußen auf dem Rasen zu Mittag essen, das würde den Kindern Spaß machen. Am Nachmittag könnten sie dann in den Wald gehen und Beeren pflücken. Für die Kinder würde es ein Abenteuer sein. Kit war gern im Freien; und sie selber liebte den Duft des sommerlichen Waldes. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, als sie an Heidelbeerkuchen und Walderdbeeren dachte.
Sie hörte, wie Kit mit dem Baby sprach. Obwohl Bill fehlte, war es ein schönes Wochenende. Später dachte Susy noch oft an diese beiden Tage zurück. In ihrem harmonischen Wechsel von Tätigkeit und Ruhe, Gespräch und Schweigen waren sie bezeichnend für einen glücklichen Abschnitt ihres Lebens.
Drohendes
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