Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut
Eisschrank holte. »Hör mal, Anne«, sagte sie etwas verwundert, »ich möchte deine Pläne ja nicht gern durchkreuzen, aber diesen Braten will ich für Bill aufheben.«
Anne hustete. »Der Braten muß gegessen werden, Susy«, erwiderte sie dann bestimmt. »Man darf Fleisch nicht zu lange im Tiefkühlfach aufbewahren; es verliert dann an Geschmack.«
»Aber der Braten ist doch noch gar nicht so lange drin.«
»Wer weiß, wann Bill zurückkommt?« entgegnete Anne. »Du kannst doch einen neuen Braten für ihn besorgen. Sieh mal, die arme Kit muß tagaus, tagein im Krankenhaus essen. Wollen wir ihr nicht mal ein richtiges Festessen vorsetzen?«
»Na gut.« Widerstrebend gab Susy nach. Man sollte wirklich nicht so lange Zeit vorausplanen. Und Kit wußte ein gutes Mahl zu schätzen.
Gegen elf kam Kit von oben herunter, aber nicht, wie Susy erwartet hatte, in ihren ältesten Sachen, sondern sorgfältig angezogen.
»Warum hast du dich so fein gemacht?« fragte sie.
»Ich habe mich doch nicht fein gemacht!« widersprach Kit. »Das Kleid ist schon alt.«
»Das stimmt nicht! Ich war ja beim Kauf dabei.«
»Na ja, schließlich ist heute Valentinstag. Vielleicht kommt Besuch.«
»Bei dem Wetter kommt bestimmt niemand.« Susy fuhr sich gähnend mit den Fingern durch die Haare. »Weißt du was? Wir wollen nachmittags ins Kino gehen. Ich habe schon ewig keinen Film mehr gesehen.«
»Ins Kino? Ach, ich weiß nicht recht ...«, meinte Kit ausweichend. Dabei betrachtete sie Susys alte Blue jeans und die noch ältere Bluse und überlegte, wie sie die Freundin dazu überreden könnte, sich etwas netter anzuziehen.
»Was soll ich bloß machen?« fragte sie Anne, als sie später allein mit ihr in der Küche war. »Susy will durchaus fortgehen.«
»Bleiben Sie nur fest!«
»Ich will’s versuchen.«
Nach dem Essen brachte Susy das Baby zu Bett. Darauf kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und sagte munter: »Nun, wie ist’s mit Kino?«
Kit seufzte.
»Was hast du bloß dagegen?« fragte Susy etwas ärgerlich. »Es ist solch ein trüber Tag, und Anne wird auf die Kinder aufpassen.«
»An die Kinder habe ich weniger gedacht«, entgegnete Kit. »Aber ich habe keine Lust, jetzt in ein volles, stickiges Kino zu gehen, sondern sehne mich nach Ruhe - in einem gemütlichen Zimmer - mit Feuer im Kamin und Bratenduft aus der Küche. Das müßtest du doch eigentlich verstehen.«
»Ich verstehe es ja auch, Kit! Nach dem ewigen Dienst willst du natürlich mal gemütlich zu Hause sitzen. Ruhe dich nur ordentlich aus!« Um ihren guten Willen zu zeigen, kuschelte sich Susy in einen Sessel und sah ins Feuer. Nach ein paar Minuten sagte sie träumerisch: »Dies wäre ein schöner Nachmittag, um die Bodenkammer aufzuräumen. Sieh mich nicht so entsetzt an, Kit. Das ist eine Arbeit für einen einzelnen Menschen. Du kannst ruhig hier sitzenbleiben.«
»Könntest du nicht auch hierbleiben und mir Gesellschaft leisten?«
Susy begann sich über Kit zu wundern und war auch ein wenig enttäuscht. Sonst waren sich die Freundinnen immer einig, aber heute sagte Kit zu allem nein. Nun, Leiterin einer Schwesternschule zu sein, erforderte Kraft und Nerven; sicherlich war Kit müde und abgespannt. Susy gab die Bodenkammer auf und fragte: »Was möchtest du denn gern machen?«
»Ach, ich möchte nur hier auf der Couch liegen und mich mit dir unterhalten und dann später eine Tasse Tee trinken.«
Kit atmete erleichtert auf, als Susy nichts mehr einwendete. Sie unterhielten sich, sprachen von alten Zeiten, von alten Freunden und gemeinsamen Erlebnissen, und die Zeit verging. Allerdings wußte Kit immer noch nicht, wie sie Susy dazu bringen sollte, sich etwas hübscher anzuziehen. Aber das war vielleicht gar nicht so wichtig. Susys Haar sah immer wunderbar aus, und Bill würde sicherlich gar nicht darauf achten, was sie anhatte.
Kurz nach drei kamen die Kinder mit Valentinsgeschenken und Süßigkeiten aus der Schule. Nachdem Anne sie gewaschen und gekämmt hatte, schickte sie sie ins Wohnzimmer. »Spielt brav und seid nicht zu laut!« sagte sie ermahnend.
Die Kinder waren auch recht artig. Nur baute Jonny seine elektrische Eisenbahn ausgerechnet in der Diele auf, wo Bill darüber stolpern mußte, wenn er die Tür überhaupt aufmachen konnte. Bettina setzte sich, mit einem Haufen alter Zeitschriften und einer Schere bewaffnet, vor den Kamin und begann Puppen auszuschneiden. Bald hatte sie es zu Kits Verwunderung fertiggebracht, fast den ganzen Fußboden
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