Sushi Für Anfaenger
begleiteten ihn, um ihm Beistand zu leisten und hinterher mit zu der Party zu gehen.
Joy - deren Nachname denkwürdigerweise Ryder war wohnte in der Wohnung unter Ashling. Sie war klein und drall, hatte lockiges Haar und war gefährlich, weil sie eine unmäßige Gier nach Alkohol, Drogen und Männern an den Tag legte und weil sie es sich außerdem zur Aufgabe gemacht hatte, Ashling als Komplizin zu gewinnen.
»Komm mit ins Schlafzimmer«, sagte Ashling, und sie quetschten sich beide durch die Tür.
»Ich ziehe diese hellen Cargo-Hosen an und ein kurzes Oberteil.« Ashling drehte sich vor dem Schrank um und trat Joy versehentlich auf den Fuß; die zuckte zurück und stieß sich den Ellbogen an dem tragbaren Fernsehgerät.
»Aua! Machen dich diese kleinen Schuhkartons nicht manchmal wahnsinnig?« Joy stöhnte und rieb sich den Ellbogen.
Ashling schüttelte den Kopf. »Ich finde es toll, in der Stadt zu wohnen; da kann man eben nicht alles haben.«
Ashling zog sich schnell für den Abend um.
»Ich würde in diesen Klamotten wie ein Michelin-Männchen aussehen«, sagte Joy mit einem schüchternen Blick der Bewunderung. »Es ist schrecklich, eine birnenförmige Figur zu haben!«
»Aber wenigstens hast du eine Taille. Eigentlich wollte ich noch was mit meinen Haaren machen ...«
Ashling hatte mehrere bunte Schmetterlingsspangen gekauft, nachdem sie gesehen hatte, wie hübsch Trix ihre Haare damit geschmückt hatte. Aber als sie zwei Haarsträhnen aus dem Gesicht nach hinten klemmte, war die Wirkung nicht die gleiche.
»Ich sehe einfach nur blöd aus!«
»Stimmt«, sagte Joy freundlich. »Glaubst du, dass Mick, der Halb-Mann-halb-Dachs-Typ, zu der Party kommt?«
»Möglich. Du hast ihn ja auf einer Party mit Ted kennen gelernt, oder? Er ist doch mit irgendwelchen Komikern befreundet.«
»Mmmmm«, nickte Joy verträumt. »Aber das ist viele Wochen her, und seitdem habe ich ihn nicht gesehen. Wohin er wohl entschwunden ist, der geheimnisumwobene Halb-Mann-halb-Dachs-Typ? Hol die Tarot-Karten, dann gucken wir schnell mal, was passieren wird.«
Sie gingen in das winzige Wohnzimmer, Joy nahm eine Karte von dem Stapel und gab sie Ashling. »Die Zehn der Schwerter. Das ist Schiete, oder?«
»Schiete«, stimmte Ashling ihr zu.
Joy nahm die Karten und blätterte sie mit dem Daumen durch, bis sie eine gefunden hatte, die ihr gefiel. »Die Königin der Stäbe, das ist schon eher was! Jetzt bist du dran.«
»Drei Kelche.« Ashling hielt die Karte hoch. »Anfänge.«
»Das heißt, du lernst auch einen Typen kennen.«
Ashling lachte.
»Es ist doch eine Ewigkeit her, dass Phelim nach Australien gegangen ist, oder?«, fragte Joy. »Zeit, dass du über ihn hinwegkommst.«
»Ich bin schon längst über ihn hinweg. Ich war doch diejenige, die Schluss gemacht hat. Weißt du das nicht mehr?«
»Nur weil er dich nicht heiraten wollte. Obwohl, das spricht für dich. Wenn mich einer nicht heiraten will, schicke ich ihn trotzdem nicht weg. Du bist sehr stark.«
»Ich würde das nicht stark nennen. Ich konnte einfach die Spannung nicht länger ertragen, dieses dauernde Warten, dass er sich entscheidet. Ich stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch.«
Phelim war fünf Jahre lang mal mehr, mal weniger Ashlings Freund gewesen. Sie hatten gute Zeiten miteinander erlebt und nicht so gute Zeiten, weil Phelim im letzten Moment immer gekniffen hatte, wenn es darum ging, sich ganz und gar zu der Beziehung zu bekennen.
Ashling leistete ihren Beitrag zur Festigung der Beziehung, indem sie es vermied, auf die Fugen zwischen Pflastersteinen zu treten, einzelne Elstern begrüßte, Pennies von der Straße aufhob und ihr eigenes sowie Phelims Horoskop studierte. Ihre Taschen waren ausgebeult von all den Glück bringenden Kieselsteinen, Rosenquarzen und Wundermedaillons, die sie mit sich herumtrug, und von ihrem Buddha hatte sie fast die ganze Goldfarbe abgerieben.
Jedesmal, wenn Phelim und sie wieder zusammenfanden, versiegte der Quell der Hoffnung mehr, und schließlich war Ashlings Liebe von der ganzen Unschlüssigkeit ausgebrannt. Wie jede ihrer Trennungen kam auch die endgültige ohne Bitterkeit. Ashling sagte in aller Ruhe: »Du redest dauernd davon, dass du es satt hast, hier in Dublin festzusitzen, und dass du eine Weltreise machen möchtest. Warum tust du es dann nicht? Tu es doch!«
Auch jetzt bestand noch eine schwache, aber wache Verbindung zwischen ihnen, trotz der Entfernung von zwölftausend Meilen. Im Februar war er zur
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