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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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denn nun?«
    Joy machte sich auf die Suche nach dem Halb-Mann-halb-Dachs-Typ, und Ashling goss sich in der kleinen Küche ein Glas Weißwein ein, während sich Bicycle Billy neben ihr einen Joint drehte. Da er klein war und ein bisschen wie ein Troll aussah, brachte sie es fertig, ihn anzulächeln und zu sagen: »Sie waren sehr komisch, schönen Dank! Was Sie tun, muss Ihnen große Befriedigung verschaffen.«
    »Ach, überhaupt nicht«, sagte er gereizt. »Ich schreibe einen Roman, verstehen Sie. Das ist das, was meinem Leben eigentlich einen Sinn gibt.«
    »Das ist doch schön«, sagte Ashling ermutigend.
    »Das ist es nicht.« Billy war sehr vehement. »Es ist sehr ehrlich, sehr deprimierend. Sehr düster. Ah, wo ist mein Feuerzeug?«
    »Darf ich?« Ashling strich ein Zündholz an und half Billy, seinen Joint in Brand zu setzen. Sie hatte das Gefühl, er würde ihm guttun.
    Mitten im Wohnzimmer, im Getümmel der Gäste, sah sie Ted auf einem Sessel thronen, und vor ihm standen die Mädchen ordentlich in einer Schlange an und warteten darauf, bis sie an der Reihe waren und ihre Vorzüge ins rechte Licht rücken konnten. Am Fenster stand eine versunkene Gestalt wie eine graue Säule und starrte durch einen Spalt seines langen schwarzen Haars auf das pechschwarze Wasser des Liffey. Aha, dachte Ashling. Mick, der geheimnisumwobene Halb-Mann-halb-Dachs-Typ. Joy stand in der Nähe und war offensichtlich damit beschäftigt, ihn zu ignorieren.
    Angesichts der Halb-Mann-halb-Dachs-Situation beschloss Ashling, nicht mit Joy zu sprechen. Sie stand einen Moment herum und trank ihren Wein, als ihr Blick auf Mark Dignan fiel. Da er fast zwei Meter zehn groß war und von allen Menschen, die gerade erdrosselten einmal ausgenommen, die glupschigsten Augen hatte, konnte sie auch mit ihm ein paar Worte wechseln.
    Aber als sie sich bewundernd zu seinem Auftritt äußerte, wischte er ihre Worte mit einer ungelenken Handbewegung weg. »Es wird mich über Wasser halten, bis mein Roman veröffentlich wird.«
    »Ach, Sie schreiben auch einen Roman. Aha... Worüber denn?«
    »Er handelt von einem Mann, der die ganze Welt in all ihrer Verderbtheit sieht.«
    Marks Augen traten noch weiter hervor. Wenn er nicht aufpasste, würden sie ihm noch aus dem Kopf fallen, dachte Ashling besorgt.
    »Sehr deprimierend«, prahlte Mark. »Einfach unglaublich deprimierend. Er verabscheut das Leben mehr als das Leben selbst.«
    Mark wurde gewahr, dass er etwas einigermaßen Geistreiches gesagt hatte, und blickte ängstlich um sich, falls ihm jemand zugehört hatte.
    »Na, dann viel Glück!« Blöder Kerl. Ashling ging weiter und wurde von einem begeisterten jungen Mann in Beschlag genommen, der leuchtende Augen hatte und ihr erläuterte, dass Ted ein Anarcho-Komiker sei, ein ironischer postmoderner Dekonstruktivist des Genres. »Er hat den Grundwitz genommen und ihn komplett demontiert. Er stellt unsere Erwartungen von dem, was komisch ist, in Frage. Übrigens, haben Sie Lust zu tanzen?«
    »Was? Hier?« Ashling war völlig aus dem Konzept gebracht. Es war schon lange her, dass ein fremder Mann sie zum Tanz aufgefordert hatte. Besonders in einem fremden Wohnzimmer. Doch als sie sich umsah, stellte sie fest, dass alle - das heißt natürlich alle Frauen - sich irgendwie zu der Musik von Fat Boy Slim verrenkten.
    »Nein, danke«, entschuldigte sie sich. »Es ist noch zu früh für mich. Ich bin noch nicht enthemmt genug.«
    »Na gut, dann frage ich Sie in einer Stunde noch einmal.«
    »Wunderbar!«, rief sie ohne Überzeugung und musterte seine begierige Miene. Auch in einer Stunde wäre sie nicht betrunken genug. Selbst ein ganzes Leben würde nicht ausreichen.
    Eine Weile später entdeckte sie zu ihrer Freude, dass Joy den Halb-Mann-halb-Dachs-Typen abschleckte.
    Sie stand noch ein bisschen herum. Obwohl es keine besonders gelungene Party war, stellte sie überrascht fest, dass sie sich in der Menge glücklich fühlte und froh war, am Rande des Geschehens zu bleiben. Solche Zufriedenheit war selten: Normalerweise fühlte Ashling sich irgendwie nicht vollständig. Selbst wenn sie wirklich erfüllt war, fehlte etwas, fehlte in ihrem tiefsten Innern. Wie der stecknadelkopfgroße Punkt, wenn man den Fernseher am Abend ausstellte.
    Aber jetzt war sie ruhig und friedlich, allein, aber nicht einsam. Auch wenn keiner der Männer, mit denen sie gesprochen hatte, ihr Typ war, kam sie sich nicht wie eine Versagerin vor, als sie beschloss, nach Hause zu gehen.
    An der

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