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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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oder? Und wenn das fehlende Teil in Lisas Schrank auftauchte, wussten zwar alle Bescheid, aber keine konnte etwas dagegen ausrichten. Das war eine Vergünstigung, auf die Lisa keinesfalls verzichten wollte.
    Mercedes warf Lisa einen wissenden, verächtlichen Blick zu. Überrascht stellte Lisa fest, dass der Blick sie verunsicherte.
    »Ist das alles?«
    »Und dann könnte man...«, begann Ashling langsam und traute ihrer Stimme kaum. Fast vermutete sie, dass sie einen originellen Vorschlag unterbreiten wollte, aber sie war sich nicht sicher. »Man könnte eine regelmäßige Seite von einem Mann machen. Ich weiß, es ist eine Frauenzeitschrift, aber wir könnten eine Art Alphabet machen, wie Männer ticken. Was er wirklich meint, wenn er sagt: ›Ich ruf dich an‹. Und dann könnten wir«, sagte Ashling ganz aufgeregt, »wir könnten auch die Seite der Frau zeigen. Eine Er-und-Sie-Seite.«
    Jack sah Lisa mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Das ist doch so was von gestern«, sagte Lisa kurz.
    »Wirklich?«, sagte Ashling geknickt. »Ach so.«
    »Heute ist der zwölfte Mai«, sagte Jack zum Abschluss der Besprechung. »Die Geschäftsleitung will, dass die erste Ausgabe Ende August an den Zeitungsständen zu kaufen ist. Das mag denen, die von Wochenzeitschriften kommen, lang erscheinen, aber es täuscht. Es bedeutet eine Menge harte Arbeit. Aber auch Vergnügen«, fügte er hinzu, weil er wusste, dass er das sollte. Vielleicht überzeugte er die anderen, sich selbst überzeugte er nicht. »Und sollte es Probleme geben - meine Tür steht immer offen.«
    »Was nichts nützt, wenn Sie nicht im Büro sind«, sagte Trix frech. »Ich meine«, fuhr sie hastig fort, als sich seine Miene verfinsterte, »dass Sie oft drüben im Fernsehstudio sind und nach dem Rechten sehen.«
    »Leider«, sagte Jack an Lisa gerichtet, »ist unsere Fernseh- und Hörfunkabteilung in einem anderen Gebäude untergebracht. Aus Raumgründen ist mein Büro hier, aber ich muss einen Großteil meiner Zeit dort verbringen. Aber wenn Sie mich brauchen und ich nicht hier bin, können Sie mich jederzeit anrufen.«
    »Ist in Ordnung«, sagte Lisa und nickte. »Übrigens, was für eine Auflage streben wir für Colleen an?«
    »Dreißigtausend. Das schaffen wir vielleicht nicht gleich zu Anfang, aber nach sechs Monaten sollten wir das erreichen.«
    Dreißigtausend . Lisa war entsetzt. Wenn die Auflage bei Femme unter dreihundertfünfzigtausend fiel, rollten die Köpfe.
    Dann teilte Jack Lisa mit, welches Budget sie für freie Mitarbeiter haben würde, aber irgendwas stimmte da nicht. Anscheinend fehlte eine Null. Mindestens eine.
    Und das war‘s. Sie entschuldigte sich höflich und ging aus dem Raum; mit traumwandlerischer Sicherheit fand sie die Damentoiletten, wo sie sich einschloss. Überrascht stellte sie fest, dass sie laut schluchzte. Sie weinte, weil sie enttäuscht war, weil sie sich gedemütigt fühlte, weil sie einsam war, und sie weinte um alles, was sie verloren hatte.
    Es war schnell vorüber. Sie gehörte nicht zu denen, die viele Tränen vergossen, aber als sie aus der Kabine kam, klopfte ihr Herz, denn bei den Waschbecken stand jemand. Es war die schlichte, unauffällige Ashling. Sie hielt die Hände hinter dem Rücken. Neugierige Ziege!
    »Welche Hand?«, fragte Ashling.
    Lisa verstand sie nicht.
    »Wähl eine Hand aus«, sagte Ashling.
    Lisa hätte ihr am liebsten eine geknallt. Hier waren wohl alle verrückt.
    »Rechts oder links?«, drängte Ashling.
    »Links.«
    Ashling zeigte Lisa, was sie in der linken Hand hatte. Ein Paket Papiertaschentücher, Dann öffnete sie die rechte Hand. Ein Flasche mit Notfalltropfen.
    »Streck die Zunge raus!« Ashling tropfte zwei Tropfen auf Lisas verdutzte Zunge. »Das hilft bei Schock und Trauma. Zigarette?«
    Lisa schüttelte verärgert den Kopf, dann zögerte sie und erlaubte Ashling, ihr eine Zigarette in den Mund zu stecken und anzuzünden.
    »Wenn du dein Make-up auffrischen willst«, schlug Ashling vor, »kann ich dir Feuchtigkeitscreme und Mascara geben. Wahrscheinlich nicht so gut wie das, was du sonst nimmst, aber besser als nichts.«
    Ashling kramte schon in ihrer Tasche.
    »Hat dich jemand hier reingeschickt?« Lisa dachte an Jack Devine.
    Ashling schüttelte den Kopf. »Keiner hat was gemerkt, außer mir.«
    Lisa wusste nicht recht, ob sie enttäuscht sein sollte. Sie wollte nicht, dass Jack sie für einen Waschlappen hielt, aber es wäre schön gewesen zu denken, dass er sich Gedanken

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