Sushi Für Anfaenger
abzuringen.
Trix klopfte an Jacks Tür und machte sie dann auf. Jack hob den Blick. Wenn sein Gesicht entspannt war, hatte es einen etwas traurigen, missmutigen Ausdruck, und seine beerendunklen Augen schienen ein Geheimnis zu verbergen. Als er Lisa erblickte, lächelte er. sie an wie eine alte Bekannte, obwohl er sie noch nie gesehen hatte. Alles sah plötzlich heller aus.
»Lisa?« Die Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, weckte ein warmes Gefühl in ihr.
»Kommen Sie, setzen Sie sich!« Er kam um den Schreibtisch herum und schüttelte ihr die Hand.
Lisas bleischwere Vorahnungen wichen einen Moment lang zurück. Ihr gefiel dieser Jack, so wie er aussah. Groß? Ja. Dunkel? Ja. Gutes Gehalt? Ja. Schließlich war er der Geschäftsführer, auch wenn es nur eine irische Firma war.
Außerdem hatte er etwas Unangepasstes, was sie aufregend fand. Obwohl er einen Anzug trug, vermutete sie, dass er das nur zwangsweise tat, und sein Haar war länger, als es in London akzeptabel gewesen wäre.
Dass er eine Freundin hatte, war unerheblich. Wann war das je ein Hindernis gewesen?
»Wir freuen uns alle sehr auf Colleen «, sagte Jack, aber Lisa hörte den Ansatz eines Zauderns heraus. Sein Lächeln war verschwunden, und er sah wieder ernst und grüblerisch aus.
Dann fing er an, Lisa ihr »Team« zu erklären: »Sie haben also Trix, Ihre Sekretärin, dann die stellvertretende Chefredakteurin, eine junge Frau namens Ashling. Sie scheint sehr effizient zu sein.«
»Das habe ich schon gehört«, sagte Lisa trocken. Calvin Carter hatte über sie gesagt: »Von Ihnen kommt die Vision, sie macht die Schwerarbeit.«
»Dann ist da noch Mercedes. Sie wird die Mode- und die Kosmetik-Redaktion leiten, aber sie wird sich auch an der allgemeinen redaktionellen Arbeit beteiligen. Sie war bisher bei Ireland on Sunday -«
»Was ist das?«
»Eine Sonntagszeitung. Dann Gerry, der Art-Director, der bisher bei den anderen Zeitschriften mitgearbeitet hat. Desgleichen Bernard, der die Verwaltung und die Buchführung für Colleen übernehmen wird.«
Dann hörte Jack auf zu sprechen. Lisa wartete darauf, dass er ihr von mindestens weiteren acht Team-Mitgliedern erzählen würde. Das tat er nicht.
»Ist das alles? Fünf Redaktionsmitglieder? Fünf?«, fragte sie völlig fassungslos. Bei Femme hatte ihre Sekretärin eine Sekretärin gehabt!
»Sie verfügen über ein großzügiges Budget für freie Mitarbeiter«, versprach Jack ihr. »Sie können also Sachen in Auftrag geben und Berater hinzuziehen, sowohl auf regelmäßiger Basis als auch für einmalige Aufträge.«
Lisa spürte, wie sich ein hysterischer Anfall in ihr anbahnte. Wie war sie nur in diese Situation geraten. Wie? Sie hatte einen Lebensplan gehabt. Sie hatte immer gewusst, wohin sie wollte, und war immer an ihr Ziel gelangt. Bis jetzt - jetzt war sie plötzlich und unerwartet an diesen rückständigen Ort versetzt worden.
»Wer... wer arbeitet denn an den anderen Schreibtischen?«
»Dervla, Kelvin und Shauna, die unsere anderen Zeitschriften machen. Dann sind da noch meine Sekretärin, Mrs. Morley, Margie, für die Anzeigen - sie ist fantastisch, ein echter Rottweiler! Lorna und Emüy, auch Anzeigen, und die beiden Eugenes in der Buchhaltung.«
Lisa hielt an sich und atmete tief durch; sie widerstand dem Bedürfnis, auf die Damentoilette zu rennen und laut zu brüllen, denn in dem Moment kam Ashling, die stellvertretende Chefredakteurin, ins Büro.
»Hallo.« Ashling lächelte Jack verhalten zu.
»Hallo.« Er nickte, ohne jedoch die gleiche Wärme zu verströmen, mit der er Lisa begrüßt hatte. »Ich glaube, Sie kennen sich noch nicht. Lisa Edwards - Ashling Kennedy.«
Ashling blickte einen Moment lang verwirrt, dann strahlte sie Lisa an, voll unverhohlener Bewunderung für deren makellose Haut, das taillierte Kostüm, die glänzenden Beine in 10-DenStrumpfhosen. »Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen«, sagte sie nervös. »Ich bin sehr gespannt auf diese Zeitschrift.«
Lisa ihrerseits war nicht im Geringsten von Ashling beeindruckt. Ashling hatte Unauffälligkeit zu einer Kunstform erhoben. Wir könnten alle unsere Haare, die weder gelockt noch glatt sind, einfach runterhängen lassen, wenn wir wollten, dachte Lisa hämisch. Keine von uns kommt mit frisiertem, gestyltem Haar auf die Welt - daran muss man arbeiten. Bei Trix sah man wenigstens, dass sie sich Mühe gab, auch wenn ihr Make-up etwas aufdringlich war.
Dann kam Mercedes herein, und auch bei ihr
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