Sushi Für Anfaenger
Sie hatte gerade erst mit ihrer neuen Stelle angefangen, und keiner ihrer beiden Vorgesetzten schien besonders von ihr angetan zu sein.
»Woher weißt du, dass er gut aussieht?«, fragte sie.
»Es hört sich danach an. Einem hässlichen Mann beißt man nicht in den Finger.«
»Das stimmt«, meldete Ted sich zu Wort. »Mir ist das noch nie passiert.«
Aber das könnte sich bald ändern, dachte Ashling.
Joy ließ nicht locker. »Dein Boss - nun sag schon!«
»Er ist, ehm, sehr ernst«, sagte Ashling schließlich.
Und dann sagte sie impulsiv: »Ich glaube, er mag mich nicht besonders.«
Danach ging es ihr sowohl besser als auch schlechter.
»Warum nicht?«, fragte Joy.
»Ja, warum denn nicht?«, fragte auch Ted. Wie konnte jemand Ashling nicht mögen?
»Ich glaube, es hat damit zu tun, dass ich ihm neulich das Pflaster gegeben habe.«
»Was ist daran auszusetzen? Du wolltest ihm doch helfen.«
»Ich hätte das besser nicht tun sollen«, sagte Ashling. »Wollen wir was zu essen bestellen?«
Sie riefen bei dem Thai-Restaurant an und bestellten, wie üblich, viel zu viel. Nachdem sie sich die Bäuche vollgeschlagen hatten, blieben immer noch jede Menge Reste.
»Wir übertreiben es immer mit dem Pad Thai«, sagte Ashling bedauernd. »Na gut, in wessen Kühlschrank bewahren wir das alles zwei Tage auf, bis es weggeschmissen wird?«
Joy und Ted sahen sich achselzuckend an und sagten: »Am besten in deinem.«
»Ich mache mir Sorgen«, verkündete Joy. »Auf meinem Glückskeks steht, ich werde eine Enttäuschung erleben. Lasst uns mal unsere Horoskope lesen.«
Danach holten sie das I Ging und spielten damit herum. Sie probierten so lange, bis sie die gewünschten Lösungen hatten. Nachdem sie vergeblich versucht hatten, im Fernsehen etwas zu finden, was sie alle sehen wollten, blickte Joy zu dem Club auf der anderen Straßenseite hinüber. Die Türsteher ließen sie umsonst rein, weil sie in der Nachbarschaft wohnten.
»Hat jemand Lust mit rüberzukommen, zum Tanzen?«, schlug sie lässig vor. Zu lässig.
»Nein!«, sagte Ashling, und aus Angst klang sie noch strenger. »Ich muss morgen früh gut in Form sein.«
»Ich muss auch arbeiten«, sagte Joy. »Die schnellste Bearbeitungsstelle für Versicherungsforderungen im Westen. Komm schon, nur auf ein Glas!«
»Du begreifst gar nicht, was du da sagst. Ich bin erstaunt, dass du überhaupt die Wörter über die Lippen bringst. Wenn ich mit dir ›nur auf ein Glas‹ rüberkomme, bin ich bis fünf Uhr morgens auf und tanze sturzbetrunken zu Musik von Abba und erlebe den Sonnenaufgang in einer fremden Wohnung mit wildfremden Männern, die ich nie zuvor gesehen habe und die ich auch nie wiedersehen möchte.«
»Du hast dich bisher noch nie beklagt.«
»Tut mir Leid, Joy, wahrscheinlich bin ich nur ein bisschen angespannt wegen der neuen Stelle.«
»Ich komme mit«, sagte Ted, »wenn du keine Angst hast, dass ich die Männer in die Flucht schlage.«
»Du!« Joy lachte spöttisch. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
Es war schon nach neun, als Dylan nach Hause kam. Clodagh hatte es geschafft, Craig und Molly ins Bett zu bringen, was an ein Wunder grenzte.
»Hallo«, sagte Dylan erschöpft, ließ seine Aktentasche gegen die Wand im Flur fallen und lockerte seine Krawatte. Clodagh schluckte ihre Verärgerung über die Kratzer an der Wand, die die Taschenschnallen verursachten, herunter und rüstete sich dafür, von ihm geküsst zu werden. Ihr wäre es lieber gewesen, er würde es lassen. Es bedeutete ihr nichts, sie empfand es nur als irritierende Angewohnheit.
Sie wollte gerade anfangen, von ihrem schrecklichen Tag zu berichten, als er ihr zuvorkam und sagte: »Himmel, was war das für ein Tag! Wo sind sie?«
»Im Bett.«
»Beide?«
»Ja.«
»Sollten wir beim Vatikan anrufen und ein Wunder bekanntgeben? Ich gehe eben rauf und sehe nach ihnen - bin gleich wieder unten.«
Als er runterkam, hatte er sich umgezogen und trug jetzt Jogginghosen und ein T-Shirt.
»Irgendwas Neues?«, fragte sie, gierig auf Nachrichten aus der großen, weiten Welt.
»Nein. Gibt‘s was zu essen?«
Ach so, essen.
»Bei Craigs Bauchschmerzen und Mollys Wutausbrüchen...« Sie machte den Kühlschrank auf und hoffte auf Inspiration. Keine Chance. Auch die Gefriertruhe half nicht weiter. »Ich könnte Buchstabennudeln in Tomatensoße auf Toast machen.«
»Buchstabennudeln in Tomatensoße auf Toast? Zum Glück habe ich dich nicht wegen deiner Kochkünste geheiratet.« Er warf
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