Sushi Für Anfaenger
Nacht weg ist.«
»Dylan, der Heini«, sang Molly mit perfekter Aussprache. »Dylan, der Heini, Dylan, der Heini.«
»... und am Freitag muss er zu einem Essen nach Belfast!«
Im Hintergrund hob erneut ein Heulen an. Ein männliches Heulen. Dylan, der Heini - war er frühzeitig nach Hause gekommen und hatte mit Entsetzen gehört, dass seine Frau und seine Tochter ihn beschimpften? fragte Ashling sich. Nein, dem Wimmern und Klagen über Bauschmerzen nach zu urteilen war es Craig.
»Ich komme am Freitagabend vorbei«, bot Ashling ihr an.
»Toll, das ist - LASS DAS! LÄSST DU DAS SOFORT SEIN?
Ashling, ich muss jetzt aufhören«, sagte Clodagh und legte auf. So endeten Telefongespräche mit Clodagh immer.
Ganz erschöpft sah Ashling das Telefon an. Sie musste mit jemandem sprechen. Zum Glück würde Ted jede Minute eintreffen. Normalerweise konnte sie ihre Uhr nach ihm stellen. Sechs Uhr dreiundfünfzig.
Aber als er um zehn nach sieben - Ashling hatte inzwischen eine Tüte Chips halb leer gegessen - immer noch nicht da war, fing sie an, sich Sorgen zu machen. Hoffentlich hatte er keinen Unfall gehabt. Er fuhr wie ein Henker Fahrrad und weigerte sich, einen Helm zu tragen. Um halb acht rief sie bei ihm an. Zu ihrer Überraschung war er doch zu Hause.
»Warum hast du nicht geklingelt?«
»Soll ich bei dir vorbeikommen?«
»Also ... ja, wenn‘s geht. Es war heute mein erster Tag.«
»Oh, Mist, das hatte ich vergessen. Bin sofort da.«
Sekunden später stand er in der Wohnung. Er sah anders aus. Unbenennbar, aber unbestreitbar anders. Ashling hatte ihn seit Samstagabend nicht gesehen, was an sich schon eine bemerkenswerte Tatsache war, was ihr aber bei all der Aufregung über die neue Stelle erst jetzt auffiel. Irgendwie wirkte er weniger zart und auf verschmitzte Art selbstbewusster. Normalerweise warf er sich an andere heran wie eine unbremsbare Kraft, aber seine Haltung war aufrecht und federnd, und das war neu.
»Glückwunsch wegen Samstag«, sagte Ashling.
»Es könnte sein, dass ich eine neue Freundin habe«, flüsterte er ihr scheu ins Ohr. »Mindestens eine, genau genommen.«
Als Ashling ihn mit offenem Mund anstarrte, erklärte er den Sachverhalt. »Den Tag gestern habe ich mit Emma verbracht, aber morgen Abend bin ich mit Kelly verabredet.«
In dem Moment kam Joy herein. »Wenn man neben dem Topf steht, kocht das Wasser nie. Der Halb-Mann-halb-Dachs-Typ ruft mich nie an, wenn ich die ganze Zeit neben dem Telefon sitze. Also gut! Bill Gates, Rupert Murdoch oder Donald Trump - ich fand, zu Ehren deiner neuen Stelle sollte ich Industriebosse aussuchen.«
»Aber das ist doch gar nicht schwierig.« Ashling konnte kaum glauben, wie leicht sie davonkam. »Donald Trump natürlich.«
»Wirklich?« Joy war verstört. »Ich finde, er ist ein bisschen zu parfümiert und pomadisiert. Einen Mann, der mehr Zeit auf seine Frisur verwendet als ich, kann ich nicht richtig respektieren. Na ja, jedem das Seine.«
Dann griff sie in ihre Tragetasche und beförderte eine Flasche Asti Spumante zu Tage. »Für dich, alles Gute für den neuen Job!«
»Asti Spuck- mante«, rief Ashling. »Danke schön.«
»Spuck-mante?«, sagte Ted bewundernd.
»Spuckmante«, bestätigte Joy, »nur das Allerbeste.«
Als sie sich hinreichend damit amüsiert hatten, »Spuck-mante« zu wiederholen, machte Joy große Augen und fragte in Erwartung guter Nachrichten: »Und? Wie war dein erster Tag in deinem neuen Zeitschriften-Glamour-Job?«
»Ich habe einen schönen Schreibtisch, einen schönen Apple Mac -«
»Einen netten Boss?«, fragte Joy mit einem bedeutungsvollen Blick.
Ashling versuchte, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Lisas gepflegtes, attraktives Äußeres faszinierte sie, und dass sie sichtlich unglücklich war, machte Ashling neugierig. Sie hatte in ihr die Frau aus dem Supermarkt erkannt, die von jedem Artikel sieben Stück gekauft hatte, und auch das interessierte sie. Aber es war falsch gewesen, ihr auf die Damentoilette zu folgen. Sie hatte unbedingt helfen wollen, aber am Schluss war sie nur aufdringlich und uneinfühlsam gewesen.
»Sie ist sehr schön.« Ashling wollte ihre Gefühle nicht analysieren. »Und dünn und clever, und sie trägt fantastische Sachen.«
Ted, der frisch gebackene Frauenheld, machte große Ohren, aber Joy sagte spöttisch: »Nicht der Boss. Ich meine den gut aussehenden Mann, dessen Freundin ihm in den Finger gebissen hat.«
Auch über Jack Devine wollte Ashling nicht unbedingt nachdenken.
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