Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Sven drehte sich, seinen Sohn auf dem Arm, wieder dem Begrüßungskomitee zu. Aber er konnte nicht den Hut lüften, sondern nur die Hand ausstrecken. Da sah er, wie sich ein großer Schwarzer mit marineblauem Jackett durch die Menge drängte. Das war doch Joshua.
Joshua trat auf ihn zu. »Einar«, sagte er bestimmend. »Daddy hat zu tun. Komm zu Onkel Joshua!«
Einar streckte die Arme aus und ließ sich von Joshua nehmen. »Warum weinst du, Onkel Joshua?«, fragte Einar und wischte Joshua mit seinen Händchen die Tränen ab.
Sven schluckte und nahm allen Willen zusammen, um nicht auch zu weinen und beide zu umarmen. Er nahm die Glückwünsche entgegen und verbeugte sich.
Richard Bradwick sah, wie Sven zumute war, und sagte zu seinen Kollegen: »Meine Herren, ich schlage vor, wir treten zurück und lassen der Familie den Vortritt.«
Sie nickten und gingen einige Schritte zurück.
Sven stieg in seinem Haus mit Sabrina die Treppe zum Obergeschoss empor. Auf einmal merkte er, wie erschöpft er war. Er taumelte fast, als er ihr die Tür öffnete. Aber als sie beide im Schlafzimmer standen, umarmte er sie und küsste sie innig. »Endlich halte ich dich wieder in meinen Armen, Liebste«, sagte er leise und küsste sie noch einmal.
»Aber wir haben uns doch schon am Kai umarmt und geküsst, Sven«, antwortete Sabrina zärtlich.
»Das zählt doch nicht«, antwortete er. »Wie sollen Gefühle aufkommen, wenn die Menge klatscht und einige ›Zugabe‹ rufen? Mir ist es zuwider, für die Menge den Clown zu spielen.«
»Aber sie haben dich doch alle bewundert und geehrt, Sven. Sie meinten es doch gut mit dir. Spürst du denn nicht Freude und Genugtuung?«
»Das habe ich gespürt, als sie Salut schossen wie bei meinem Großvater. Aber danach fühlte ich mich wie ein Tanzbär, bei dem auch alle jubeln.«
»Und als du den treuen Joshua umarmtest und deine Kinder, Sven?«
»Ich hätte das lieber ohne den Beifall der Massen getan, Sabrina.«
Sie nickte verständnisvoll. »Ja, du musstest ja noch mit dem Hafenkapitän über die Gefangenen, mit Richard Bradwick über die Entladung und mit einigen anderen über alles Mögliche sprechen. Undmorgen sollst du schon wieder zur Kommandantur und zur Reederei. Und Kellaghans werden auch kommen, sobald sie von deiner Ankunft hören. Wann werden wir Zeit für uns haben?«
»Bald, Liebling«, flüsterte Sven und setzte sich aufs Bett. Er musste gähnen. »Entschuldige bitte, Sabrina, ich falle fast um vor Müdigkeit. Seit zwei Tagen habe ich nicht geschlafen.«
»Aber jetzt musst du schlafen, Sven, denn ich möchte dich morgen ausgeruht erleben.« Sie half ihm beim Ausziehen, stellte ihm sein Nachtgetränk hin, zog die Vorhänge zu und gab ihm einen Kuss, aber da schlief er wohl schon.
Sabrina war am Morgen früh wach, stand leise auf und zog sich im Nebenzimmer an. Sven schlief ruhig und fest.
Martha und Henrietta waren schon in der Küche. »Wir wollen den Kapitän schlafen lassen. Er ist gestern fast vor Müdigkeit umgefallen, als er ins Schlafzimmer trat. Was machen die Kinder, Henrietta?«
»Henry hat nachts gerufen und wollte etwas zum Trinken. Die beiden anderen haben gestern noch länger über den Empfang erzählt. Jetzt schlafen alle noch.«
Sabrina fragte weiter: »Und wie geht es unseren Pensionsgästen? Billy und Sam gehören ja schon zur Familie, aber der Walter Jungmann muss sich erst noch eingewöhnen.«
»Aber ich glaube, er ist recht nett, Mrs Larsson. Er hat gestern schon zugefasst, als die anderen noch erzählten.«
Sabrina schmunzelte: »Ihr werdet auch mit ihm fertig werden. Aber nun gebt mir bitte eine Tasse Kaffee, und dann reden wir über den Tagesablauf.«
Für Sven begann der Tag mit einem zärtlichen Kuss, der ihn aus einem Traum riss, in dem er auf dem Achterdeck stand und kommandierte. Wer küsst mich da?, dachte er. Und dann wurde er wach und fasste seine Frau um.
»Es tut mir so leid, dass ich dich wecken muss, mein Liebster. Aberdu wolltest zu Richard, und die Kinder geben keine Ruhe, wenn du nicht vorher bei ihnen hereinschaust.«
»Haben wir nicht vorher allein ein wenig Zeit«, fragte er und zwinkerte ihr zu.
»Haben wir nicht, du Leichtfuß. Pflicht ist Pflicht! Komm, wir haben dir bereits das Wasser eingefüllt.«
Sven wurde von den Kindern schon überfallen, als er noch frühstückte. Lilian und Henry krabbelten einfach auf seine Knie, und Henry streckte seine kleinen Ärmchen so flehend aus, dass er ihn hochnehmen
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