Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Potter.
Aber der antwortete höflich: »Das ist wunderbar, Sir.«
»Ja«, antwortete Sven. »Je mehr liebe Menschen auf einen warten, desto mehr Sorgen macht man sich um sie. Also, schaffen Sie sich nicht zu viele Freundinnen an, Mr Potter. Mit ihnen wachsen nur die Sorgen.«
Potter schmunzelte. »Bisher hatte ich kaum die Zeit für eine Freundin, Sir.«
»Ja, das will ich gern glauben. Aber jetzt, schauen Sie doch nur! Jetzt werden Sie sich nicht mehr bemühen müssen. Jetzt rennen Ihnen alle jungen Frauen nach.«
Es war in der Tat überwältigend, was für eine Kulisse sich ihnen bot. An den Hafenkais liefen immer mehr Menschen mit Fahnen zusammen. Kapellen waren aufmarschiert. Alle Flaggenmasten waren mit Fahnen geschmückt. Und was den Seeleuten besonders imponierte: Auf den vielen Schiffen im Hafen kletterten die Matrosen auf die Rahen, um ihnen den Salut darzubieten.
»Hast du das schon erlebt, dass sie dein Schiff auf den Rahen begrüßen?«, fragte der Bootsmann den Master.
»Nein, Tom, diese Ehre wurde mir noch nie zuteil«, antwortete Mr White ernst und berührt. »Aber der Kapitän hat es verdient. Welche Verantwortung hatte er auf sich genommen?«
»Mr White«, Leutnant Bergson wandte sich an den Master, der neben ihm stand, »wir sind noch nie so empfangen worden. Sehen Sie nur, dort vorn versammelt sich der Rat der Stadt.«
Ihre Schützen, die auf der Kaperfregatte die Rolle der Seesoldaten auf Schiffen der Kontinentalen Flotte einnahmen, sammelten sich an der Reling. Sie hatten nicht die leuchtenden Uniformen der Seesoldaten, aber ihr Obermaat hatte sie mindestens so sehr gedrillt.
Als die Defence die letzten Segel einholte, begann an Land die Salutkanone zu feuern. Sven traten die Tränen in die Augen. Wie bewegend hatte sein Opa immer erzählt, wie ihm der Salut geboten wurde, als er die schnellste Umseglung Kap Hoorns geschafft hatte. »Das ist eine ganz seltene Ehre, mein Junge! Wem da nicht die Tränen in die Augen treten, der hat es nicht verdient.«
Die Salutkanone feuerte sechs Schuss. Die Defence antwortete mit einem Schuss weniger. Und während die Schiffe des Konvois eines nach dem anderen neben der Defence ankerten, spielten die Kapellen an Land, und die Menschen sangen und winkten.
Ein Kutter hatte Sven und seine Offiziere an Land gebracht. Die Menschenmassen jubelten ihnen zu. Ein Zug Infanteristen präsentierte. Sven zog seinen Hut zum Dank und ging auf den Bürgermeister zu, der vor seinen Ratsherren stand.
Wieder zog Sven seinen Hut und meldete in die sich ausbreitendeStille hinein: »Euer Ehren, ich melde gehorsamst, dass der Konvoi der Reederei Bradwick mit vierundzwanzig Handelsschiffen unbeschädigt aus Spanien zurückgekehrt ist. Wir bringen vor allem Salpeter, Pulver und Waffen für den Kampf um unsere Freiheit.«
Wieder riefen die Menschen ihre Begeisterung hinaus. Der Bürgermeister reichte Sven die Hand, trat neben ihn und hob den Arm. Als die Massen schwiegen, sagte er: »Kapitän Larsson! Die Stadt begrüßt in Ihnen einen ihrer erfolgreichsten Bürger. Wir danken Ihnen und Ihren Männern für alles, was Sie für unser Land getan haben. Kapitän Larsson, seine Offiziere und Männer leben hoch, hoch, hoch!«
Das dreifache Hoch brandete hinaus zu den Schiffen und hinauf in die Straßen. Auf der Defence schrien die Matrosen auch ihr Hoch hinaus, und Frank Waller stotterte vor Aufregung, als er Tom Potter fragte, ob er so einen Jubel schon erlebt habe.
»Nein, du Grünschnabel«, antwortete Tom. »Aber warte erst einmal ab, was heute Abend in der Stadt los ist. Sie werden uns im Rum ersäufen.«
Sven bemerkte, dass Ratsherren, Priester und Reeder vortraten, um ihn zu begrüßen. Aber aus den Augenwinkeln sah er auch, wie Sabrina mit Sam, Henrietta und den Kindern den Platz betrat. Henrietta musste Lilian mit aller Kraft festhalten. Sie wollte zum Vater laufen. Lasst sie doch zu mir, dachte Sven. Das ist mir lieber als diese steife Zeremonie.
Aber da stand schon ein Priester vor ihm und sprach von Gottes Segen, der diesen Konvoi behütet habe. Sven nickte und murmelte seinen Dank. Aber seine Augen kehrten zurück zur Familie und er sah, dass Einar seiner Mutter entkommen war und auf ihn zulief. Er entschuldigte sich, wandte sich seinem Sohn zu und breitete die Arme aus.
»Daddy!«, rief Einar und ließ sich emporheben und drückte seinen Vater.
Die Bürger lachten, aber ein Ratsherr schimpfte hörbar, ob die junge Generation gar kein Benehmen mehr kenne.
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