Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
einer mittelgroßen, sorgfältig gekleideten Dame gegenüber. »Ich bin Mrs Larsson. Was hast du zu melden?«
»Mrs Larsson, zu Diensten. Ich bin Jonny Wild und soll sagen …«, er stockte und begann erneut: »Ich bin Jonny Wild und soll sagen, die Hunter ist eingelaufen. Der Konvoi ist wohlbehalten zurück. Die Defence legt heute noch in Philadelphia an.«
Die junge Dame hatte sich auf einen Stuhl sinken lassen und war ganz blass. »Der Konvoi?«, stammelte sie.
»Mama!«, rief ein kleines Mädchen. »Kommt Daddy heim?«
Der junge Bote hatte sich gefasst, als er die anderen so aufgeregt sah. »Ja, Mrs Larsson, Kapitän Larsson kommt mit dem Konvoi. Alles ist gut, sagt Mr Bradwick.«
Mrs Larsson war aufgestanden, hatte das kleine Mädchen hochgehoben und drückte es an sich. »Dein Papa kommt! Alles ist gut.«
Ein kleiner Junge von etwa drei Jahren war von seinem Baukasten aufgestanden und rief fragend: »Papa kommt?«
»Ja!«, jubelte seine Mutter. »Er kommt heute noch, Einar. Komm, wir machen uns alle schön für ihn.« Dann blickte sie zu dem Boten. »Sag Mr Bradwick herzlichen Dank für die gute Nachricht.« Und zu Henrietta fügte sie hinzu: »John soll ihm einen Dollar geben, und sag allen, der Kapitän kommt.«
Dann ging sie zu einem kleinen, knapp einjährigen Jungen, der ganz versunken mit einem kleinen Stoffbären spielte. »Na, Henry, bist du gar nicht aufgeregt, deinen Papa zu sehen? Du kannst dich doch nicht an ihn erinnern.«
Der Kleine guckte sie ernst an und sagte: »Papa auf See!«
Seine Mutter hockte sich zu ihm. »Ja, immer noch. Aber ganz bald kommt er mit seinem Schiff den Fluss entlang zu uns. Er kann dann mit dir spielen.«
Der Kleine klatschte in die Hände. »Fein, mit Papa spielen!«
Sabrina lachte und nahm ihn auf den Arm.Die Defence segelte jetzt an der Spitze des Konvois. Hinter ihr folgte eine schier endlos lange Reihe von vierundzwanzig Handelsschiffen und fünf Begleitschiffen. Sven sah die Ufer des Delaware vorbeigleiten und fühlte sich glücklich und stolz. Was für ein Erfolg, dachte er. Hoffentlich sind Sabrina und die Kinder gesund, und er betete still.
Seine Offiziere hatte er aufgefordert, für alle Ehrenbezeugungen vorbereitet zu sein. Als er Leutnant Waller gebeten hatte, er möge auch Salut vorbereiten, hatte der aufgeregt geantwortet: »Bei allem Respekt, Sir. Wir sind ein privater Konvoi. Warum sollte da jemand Salut feuern?«
»Meinen Großvater haben sie nach seiner dritten Umsegelung von Kap Hoorn auch durch Salut geehrt«, antwortete Sven. »Wir sollten immer vorbereitet sein.«
Der Erste Leutnant griente vor sich hin. Als Sven sich außer Hörweite entfernt hatte, flüsterte er Mr Waller zu: »Hast du’s immer noch nicht kapiert, Frank, dass er immer alles in Betracht zieht?«
Sven hatte inzwischen Sam zu sich herangewinkt und fragte: »Hast du alles gepackt, Sam? Du weißt ja, Walter soll bei uns wohnen, Alfred fährt nach Hause in Urlaub. Sag meiner Frau Bescheid, dass wir kommen und dass du den Kutter dabei hast, damit sie den Empfang in Philadelphia beobachten kann.«
»Aye, aye, Sir. Ich hol dann die beiden und sag Mr Winner Bescheid.«
Sven nickte und schaute wieder voraus.
Martha war zu Sabrina gegangen. »Mrs Larsson, möchten Sie dem Kapitän nicht zuwinken, wenn er den Fluss entlangsegelt? Wissen Sie, gleich neben dem Landungssteg ist doch der kleine Hügel. Da kann man gut sehen und wird gesehen.«
»Gute Idee! Und wer bleibt hier im Haus?«
»Na ich. John bringt mir zwei Hühner, und ich mache Frikassee, das der Kapitän gern isst. Frischen Braten kriegen wir jetzt am Nachmittag doch nicht mehr.«
»Gut, Martha. Dann zieh ich mit Henrietta schnell die Kinder an.Jack kann uns fahren. Bertie, der Wächter, soll mitkommen, damit der Kapitän zufrieden ist.«
Martha lächelte. Sie wusste, wie ärgerlich Sven wurde, wenn seine Frau oder die Kinder ohne bewaffnete Wächter waren. Aber er hatte ja recht. Die Zeiten waren im Krieg so unsicher geworden. Überall hörte man von Raub und Totschlag.
Wenig später stand Sabrina mit Henrietta, den Kindern und dem Wärter auf dem kleinen Hügel und blickte über den Fluss. Es war einer dieser warmen Augusttage, an dem die Haut feucht vor Hitze wurde. Nur gut, dass es vom Fluss her kühl wehte.
Am anderen Ufer rechts lagen die großen Kais und Gebäude der Reederei »Bradwick und Co«.
»Das sind doch unsere Häuser und Schuppen«, rief die kleine Lilian laut. Sabrina lächelte. Lilian mit
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