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Sweet about me

Sweet about me

Titel: Sweet about me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Sous
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sei für Frau de Lijser unmöglich gewesen auszuweichen oder früher zu bremsen. » Mit meinen vierzig Jahren Fahrerfahrung weiß ich, wovon ich spreche«, hatte Herr Rehberg gesagt.
    Betty bewegte stumm die Lippen. Früher hatte sie nie gebetet. Jetzt meinte ich, sie öfter dabei zu beobachten. Maya war nicht getauft, Fegefeuer und Hölle waren Fremdwörter für sie gewesen. Ein wenig beneidete ich Betty jetzt. Ungefähr seit der Zeit, als der Schwindel mit Weihnachtsmann und Osterhase aufgeflogen war, glaubte ich auch nicht mehr an Gott. Deshalb fiel mir auch keiner ein, dem ich dafür danken konnte, mir Mayas Beerdigung erspart zu haben.
    Ein paar Stunden bevor der Bestatter kommen und seine Kataloge mit Sargmodellen und -zubehör aufschlagen wollte, hatte ich angefangen, unseren Garten für Schmetterlinge unbewohnbar zu machen. Ich rodete den Brennnesselwald, fällte die beiden Schmetterlingsbäume, suchte nach Raupen, um zu verhindern, dass sie den nächsten Sommer erlebten. Ich arbeitete ohne Pause. Meine Augen tränten. Drinnen hörte Betty, die Hard Rock sonst nicht leiden konnte, in voller Lautstärke eine alte Deep-Purple-Platte. Ich trampelte über Ameisen und Regenwürmer. Nach einem Wolkenbruch roch es nach betrunkener Oktobererde, verblühtem Basilikum und Lavendel. Wegen Maya waren wir seinerzeit aufs Land gezogen. Sie sollte mit eigenen Augen sehen, dass Kühe vier Beine haben und Frösche nicht nur im Märchen vorkommen.
    Unsere Katze legte mir eine aufgeschlitzte, hell blutende Maus, deren Herz noch schlug, vor die Füße. Die Katze sah mich an, als erwartete sie das Bundesverdienstkreuz und zehn Dosen ihres Lieblingsfutters dafür. Wie ich das hasste, jetzt mit dem Spaten zustechen, die Maus erlösen zu müssen, weil ihre Mörderin den letzten Biss verweigerte. Dabei hatte ich noch Glück. Die halb toten Vögel, die ich manchmal geschenkt bekam, wehrten sich mit größerer Zähigkeit gegen den Tod als die Mäuse, da musste ich mehr als einmal draufhauen oder zustechen. Ich schrie die Katze an. Mit beleidigten Blicken und provozierend langsam machte sie sich aus dem Staub. Ich hielt die Natur, diesen zuckenden Spuk aus Schleim und Dreck und Blut nicht mehr aus.
    Ein plötzlicher Schmerz nahm mir den Atem, zwang mich in die Knie. In meiner rechten unteren Bauchhälfte war eine Sprengladung explodiert. Seit Tagen hatte ich dort einen leichten Druck gespürt. Ich kroch ins Haus, schaffte es irgendwie, meine verdreckten Klamotten auszuziehen und zwei Handvoll Wasser in mein Gesicht zu werfen. Betty tanzte kreischend zur Musik, Speed King, es war eine Art Kriegstanz, abgehackte, erbarmungslose Bewegungen. Sie bemerkte mich nicht. Weil ich nicht den Mut hatte, sie zu stören, rief ich ein Taxi. Der Fahrer, Typ ewiger Student, diagnostizierte bei mir einen perforierten Blinddarm und zählte mit Begeisterung prominente Todesopfer auf. Immerhin fuhr er keine Umwege und nicht langsamer als erlaubt.
    Wahrscheinlich zu der Uhrzeit, zu der Betty den Bestatter ins Haus ließ, wurde ich in den OP geschoben. Nebenher betete eine asiatische Anästhesistin die Litanei der Risiken herunter und ließ mich einen Wisch auf einem Klemmbrett unterschreiben. Ich war überrascht, dass es im OP ein Radio gab, das einen Oldie von Randy Newman spielte, Short People. Dann kam das Dreisekundenglück der Betäubungsdroge.
    Während Betty drei Tage später Frau de Lijser und die beiden Rehbergs am offenen Grab trösten und vor dem Nervenzusammenbruch bewahren musste, fütterten sie mich mit Blutkonserven und anderem Zeug, das durch viele Schläuche in mich hineintropfte. Manchmal sprach mich jemand an, ich gab Antworten, von denen ich einen Moment später nichts mehr wusste. Schmerzen verteilten sich gleichmäßig über meinen ganzen Körper, aber es tat kaum weh. Ich war benebelt, abgeschaltet, 2000 Light Years From Home. Ich wollte, dass es immer so bliebe.
    Der Friedhof duftete wie ein Treibhaus. Überall Vogelstimmen, als würde für einen Ornithologenkongress geprobt. Betty sah auf ihre Uhr.
    » Komm«, sagte sie, » ich muss dir unbedingt was zeigen!«
    Ich hatte schon fast vergessen, wie es war, wenn sie lächelte und mich an die Hand nahm.
    Betty setzte ihre Sonnenbrille auf, sah sexy aus und fuhr los. Sie erzählte von einer Kollegin aus der Agentur, die zu ihrem Freund nach Frankreich ziehen und deshalb ihre Eigentumswohnung verkaufen wolle. » Absolut preisgünstig!« Betty sprach schnell, überschwänglich. Die Wohnung

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