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Sweet about me

Sweet about me

Titel: Sweet about me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Sous
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zufällig gesehen, wie das Mädchen, Michelle, von einer anderen Heimbewohnerin misshandelt wurde und haben geholfen. Wenn Sie das nachspionieren nennen, bitte! Aber dann frage ich mich: Wo waren Sie? Haben Sie keine Aufsichtspflicht?«
    Frau Breuer errötete. » Misshandelt! Machen Sie aus einem kleinen Gerangel doch bitte nicht gleich eine kriminelle Aktion!«
    Die Heimleiterin stand auf und warf ihre Lockenmähne zurück. Sie stellte Espressotassen und eine Zuckerdose auf ein Tablett, klimperte mit silbernen Löffelchen.
    » Ein Adoptionsverfahren kann endlos dauern, das wissen Sie?«, sagte sie in ruhigerem Ton. » Und Ihr reifes Alter ist da nicht gerade förderlich.«
    Frau Breuer sah nur mich an. Ich schaute zu Betty, die ein Lächeln unterdrückte.
    » Wenden Sie sich ans Jugendamt. Das wird Sie und Ihre Lebensverhältnisse unter die Lupe nehmen, Sie durchleuchten. Angenehm ist das bestimmt nicht, das kann ich Ihnen versprechen. Aber nicht, dass ich die Sache befürworten werde.«
    Draußen auf dem Flur war ein großes Scheppern, Poltern und Geschrei, ein Porzellanladen einschließlich Elefant schienen in die Luft geflogen und unsanft wieder gelandet zu sein. Die Heimleiterin stürmte aus dem Büro und übernahm das Kommando. Mein Handy klimperte die Anfangstakte von Take Five.
    » Hast du Montag in zwei Wochen schon was vor?«, fragte Gerster. » Ich hätte da was für dich in Köln.«

4
    A uf der Autobahn hörte ich die Mittagsnachrichten. Ein ehemaliger RAF -Terrorist, der bereits eine Haftstrafe von achtzehn Jahren verbüßt hatte, musste auf Anordnung des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe sofort aus der U-Haft entlassen werden. Er war vier Monate zuvor wegen des Verdachts verhaftet worden, im April 1977 am Mordanschlag an Generalbundesanwalt Buback beteiligt gewesen zu sein.
    Auf einmal war ich wieder zweiundzwanzig, die Rote Armee Fraktion beherrschte die Köpfe und Titelseiten, und ich jobbte für den Sprengstoffhändler Oswald Brass. In der Gegend gab es acht Steinbrüche, die wir regelmäßig belieferten. An einem Montag im August fuhren wir mit dem Jeep zum Lager. Der holprige, unbefestigte Weg, vorbei an Wiesen und einem Kiefernwald, führte zu einem Bunker aus Stahl und Beton. Brass, der sich so gut wie nie von seinem Jägerhut trennte, gab trotz der vielen Schlaglöcher Gas, er rauchte hastig, schwieg angespannt. Ich klammerte mich mit einer Hand am Türgriff fest, langhaarig, verkatert nach einem schlaflosen Wochenende. Neunundzwanzig Grad meldete das Radio für den frühen Nachmittag, dann zwei Disco-Tanten aus Spanien, die Yes Sir, I Can Boogie sangen.
    Auf dem Rücksitz lagen zwei Funksprechgeräte und, nur nachlässig unter einer schmutzigen braunen Decke versteckt, ein Jagdgewehr. In der Freizeit war Brass hinter Hasen, Fasanen und Wildschweinen her, trotz seiner Gehbehinderung. Kinderlähmung mit elf, hatte er mir mal erzählt, und wie er sie im Großen und Ganzen besiegte: Wo ein Wille, da ein Weg.
    Das Sprengstofflager war von einer hohen Bruchsteinmauer umgeben, in die von unten bis oben spitze Glasscherben einbetoniert waren, die in der Sonne glänzten. Der Lkw mit Anhänger und neuem Dynamit war schon da.
    Brass stellte den Jeep hundert Meter vor dem Lager ab. Wir stiegen aus. Nachdem er mit dem Fernglas intensiv das Gelände abgesucht hatte, zog Brass sein Gewehr aus dem Jeep und drückte mir die Waffe in die Hand. Da stand ich und fühlte mich, als müsste ich auf die giftigste Schlange der Welt aufpassen. Brass lud inzwischen eine Pistole. Jede Patrone, die er in das Magazin schob, zählte er leise mit. » Sechs – sieben – acht.« Er schraubte den Schalldämpfer ab und steckte ihn vertraulich in die Gesäßtasche meiner Arbeitshose.
    » Das Ding soll im Ernstfall Krach machen, das schreckt die Bande vielleicht ab«, sagte Brass und zeigte mir, wie man die Pistole entsichert, bevor er sie mir im Tausch gegen sein Gewehr überließ.
    » Ich bin Kriegsdienstverweigerer!«, protestierte ich und wollte ihm die Waffe zurückgeben.
    » Papperlapapp«, antwortete Brass und verweigerte die Annahme. Er gab mir ein Walkie -T alkie und den Auftrag, das Gebiet um den Dynamitbunker herum weiträumig zu durchkämmen.
    Zwei Wölkchen am Himmel, ein Bussard schwebte, ein Kuckuck rief stupide seinen Namen. Es roch nach Gras und Kiefernharz. Das Gewitter einer Sprengung in einem nahen Steinbruch. Die Sonne blendete mich. Ich kam mir blöd vor. Vor der RAF hatte ich keine Angst, Spukgestalten aus

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