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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leclerc.
    »Was berechtigt Sie, so unverschämt mit mir zu sprechen?« Carola wollte zu Donani, um dem Gespräch ein Ende zu machen. Verwundert spürte sie, wie Leclerc sie am Arm zurückhielt. Die Berührung seiner Hand war wie ein heißer Druck … sie blieb stehen und sah ihn mit wütenden, dunkelblauen Augen an.
    »Was soll das?«
    »Sie haben mich etwas gefragt, Madame. Ich möchte antworten: Wenn ein Mann eine schöne Frau leiden sieht, ist er verpflichtet zu helfen. So wenigstens ist es die Ansicht der Männer unseres Landes … unsere Ahnen waren die ritterlichen Troubadoure.«
    »Sie stammen aus der Provence?«
    »Ja. Aus Arles.«
    »Sie sprechen ein gutes Deutsch.«
    »Ich habe auf dem Konservatorium in Berlin studiert, Madame.« Jean Leclerc ließ Carola los, die keine Anstalten mehr machte, wegzugehen. Sie sah ihn an, und ihr Blick war nicht mehr wütend und abweisend … er war eine Mischung von Erstaunen, stummer Frage und verhaltener Angst.
    »Ich bin nicht unglücklich …«, sagte sie plötzlich leise.
    »Doch, Madame.«
    »Sie irren.«
    »Und Sie belügen sich selbst. Ich habe Sie angesehen, wenn Sie glaubten, nicht gesehen zu werden. Der Glanz, der Sie umgibt, ist wie der Goldhimmel, der eine starre Buddhastatue einhüllt. Sie gehen wie eine Königin durchs Leben und beneiden die Bettlerin.«
    »Dummheit!« Carola winkte ihrem Mann zu, der sein Sektglas hochhielt und ihr zuprostete.
    »Komm doch zu uns!« rief er ihr zu.
    Leclerc lächelte spöttisch. »Der große Meister winkt. Bitte, Madame, springen Sie … es wird Ihnen ein Glas Champagner gegönnt …«
    »Sie sind ein impertinenter Bursche!« Carola atmete heftig. »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen länger zuhöre –«
    »Weil Sie hören wollen, was Sie sonst nur denken, Madame. Carola Donani, die Frau des größten Dirigenten unserer Zeit. Das ist ein Traum von Millionen Frauen, nicht wahr? Sie haben in Deutschland eine schloßartige Villa, Sie fahren einen weißen Sportwagen, Sie tragen Brillanten und Saphire, Rubine und Smaragde, Sie haben Nerzmäntel und Chinchilla, und Sie brauchen nicht zu fragen: Was kostet ein Steak? Geld hat für Sie den Begriff verloren. Wer möchte nicht ein solches Leben führen?« Jean Leclerc machte eine kleine Pause und sah Carola an. Ihre Augen flimmerten. »Und wie ist es wirklich? Ihre Augen Madame, verraten es, wenn Sie allein sind … Sie träumen davon, wieder ein Mädchen zu sein und von vorn beginnen zu können. Sie würden vieles anders machen … vor allem würden Sie sich einen Mann suchen, der Zeit für Sie hat und der mit Ihnen verheiratet ist und nicht mit den Sinfonien von Beethoven bis Mozart.«
    »Sie sind unverschämt!« sagte Carola Donani. Sie warf den Kopf in den Nacken und ließ Leclerc stehen. Mit schnellen Schritten ging sie zu Bombalo und nahm ein Glas Sekt aus seiner Hand. Der Kreis der schwarzen Fräcke saugte sie in sich auf. Man hörte nur noch ihr Lachen. Es klang kalt und einstudiert.
    Jean Leclerc blieb zwischen den Blumenbergen stehen und steckte sich eine Zigarette an. Gierig rauchte er drei Züge und zerdrückte sie dann wieder.
    Es war gelungen … er hatte Carola Donani angesprochen. Der erste Schritt war getan. Er hatte eine Tür aufgestoßen und gesehen, daß es die richtige gewesen war.
    Unbemerkt verließ er das Künstlerzimmer.
    Im Foyer des Konzerthauses traf er die letzten heimgehenden Besucher. Smokings, Pelze um nackte Schultern, erlebnisgerötete Gesichter.
    »Er dirigiert wie ein Gott –«, hörte er eine Frau sagen.
    Leclerc lächelte böse. Auch Götter sind verwundbar, dachte er. Und Göttinnen sehnen sich nach Menschsein –
    Über Paris lag eine warme, helle Sommernacht.
    *
    Das Hotelzimmer hatte, wie immer, Bombalo ausgesucht. Es war ein Schlafsaal mit großen Fenstertüren zu einem Balkon, der hinaus zur Seine ging. Die Türme von Notre Dame schwebten im Nachthimmel.
    Bernd Donani saß schon ausgezogen im Bett und las noch in einer Partitur. Es war die Sinfonie eines modernen Komponisten, die ein Musikverlag zur Lektorierung an Donani geschickt hatte. Der Komponist hatte einen Namen, aber die Sinfonie war trotzdem schlecht. Außerdem hielt Donani nichts von moderner 12-Ton-Musik. Für ihn war eine Sinfonie von Beethoven oder Tschaikowskij wie ein riesiger Berg, den man immer wieder erobern mußte und der sich jedesmal mit neuen Schwierigkeiten ihm entgegenstellte. Um so schöner war es dann, am Ende eines Konzertes den Taktstock auf den Rand des

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