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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine japanische Lackarbeit auf einem Onyx, dachte er unwillkürlich.
    »Warum sagst du nichts?« rief sie, als er noch immer schwieg.
    »Was soll ich dazu sagen, Carola?« Seine Stimme war ruhig. Er sah sie noch immer an und schüttelte jetzt den Kopf. »Ich verstehe das einfach nicht –«
    »Du verstehst nicht, daß ich vom Leben mehr will als Schmuck, Pelze, Geld, Empfänge, leere, hohle Lobreden und volle Champagnergläser?« Sie machte ein paar schnelle Schritte, stand am Fußende des Bettes und beugte sich weit zu ihm vor. Er konnte in den Ausschnitt ihres Kleides sehen, und er lächelte jungenhaft. Wie schön sie ist, dachte er.
    »Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt –«, sagte sie laut.
    Donani nickte. »Wenn mir das einer von dir sagen würde, würde ich ihn ohrfeigen. Du siehst aus wie damals, als ich dich kennenlernte. Damals warst du achtzehn.«
    »Ist man mit siebenundzwanzig Jahren nur noch ein Ständer, den man mit Geschmeide und Kleidern behängt?«
    »Engelchen –«
    »Ich kann nicht mehr, Bernd.« Carola setzte sich auf die Bettkante und schlug beide Hände vor die Augen. »Es mag sein, daß du mich wirklich nicht verstehst, daß die Musik allein das ist, was du mit deiner Seele begreifst, daß du mich liebst, auf deine Art … wie andere das Foto ihres Motorbootes herumreichen oder ihre Gäste durch ihren Park führen, so präsentierst du deine Frau als sichtbarsten Beweis deines Erfolges. Und du merkst gar nicht, wie schrecklich das ist, wie seelentötend, wie erstickend für eine Frau.« Sie wandte sich um und legte beide Hände gegen seine Brust. »Bernd, laß uns einmal, nur einmal in diesem Jahr Menschen sein. Laß uns in unser Haus fahren, vier, sechs Wochen lang … wir wollen mit den Kindern spielen, Wanderungen machen, uns ausruhen, uns wieder kennenlernen, uns lieben, so wie früher, als du noch zweiter Kapellmeister in Bielefeld warst und ich dich trösten konnte, weil man dich die versprochene Butterfly-Premiere doch nicht dirigieren ließ. Weißt du noch … damals sind wir hinausgewandert und haben uns unter einen Apfelbaum gelegt …«
    »Es war ein Birnenbaum, Engelchen …«
    »Stimmt. Ein Birnenbaum. Du weißt es noch?«
    »Ich vergesse nie, was wir zusammen erlebt haben.«
    »Und wie ist es jetzt? Hast du noch Zeit, mit mir einmal hinauszugehen auf das Land und Hand in Hand wie zwei Kinder durch die Wälder zu streifen?«
    »Die Termine, mein Liebling. Du kennst sie ja …«
    »Sie fressen uns auf, Bernd!« Carola sprang auf. »Siehst du denn nicht, daß wir vom Ruhm gefressen werden? Ich hatte mich in deiner Liebe so geborgen gefühlt … jetzt friere ich. Was haben die Kinder von uns? Jede Woche eine Postkarte aus irgendeinem Land. Was habe ich von dir? Jeden Morgen ein paar Zeitungsartikel, in denen ich nachlesen kann, wie berühmt mein Mann ist und wie souverän er Bela Bartók dirigiert. Seit vier Jahren lebe ich als Frau fast wie eine Nonne … weißt du, was das heißt, mit dreiundzwanzig Jahren schon wie abgeklärt leben zu müssen? Mein Gott … muß ich mich hinstellen und dich anflehen: Sieh mich an … ich bin eine Frau … faß mich an, nimm mich, ich gehöre dir doch … ich warte ja darauf, dir zu gehören … – aber wann soll ich das sagen? Selbst dazu habe ich keine Zeit. Empfänge, Partys, Soirées bis zum Morgengrauen … und dann die bleierne Müdigkeit und der Zwang zur Ruhe … denn am Morgen geht es ja weiter … Orchesterprobe, Solistenprobe … Tag für Tag … Nacht für Nacht … Bernd, ich halte das nicht mehr aus. Ich halte das nicht mehr aus!«
    Sie schrie wieder und preßte die Hände gegen ihre Ohren, als könne sie ihre eigene Stimme nicht mehr hören.
    Donani schwieg. Er war ein wenig bleich geworden, er suchte nach Erklärungen, nach beruhigenden Worten. Er war müde, mußte ein neues, drängendes Gähnen unterdrücken und sehnte sich ehrlich nach Ruhe. Sein Körper genoß schon das herrliche Gefühl, langzuliegen und sich strecken zu können. »Dem unbekannten Erfinder des Bettes gebührt in jedem Haushalt eine Gedenkecke«, hatte er einmal gesagt. Das war ein echtes Donani-Bonmot, aber Bombalo ließ es für die Presse nicht zu. Ein Dirigent, der gern im Bett liegt, ist nicht werbewirksam. Es sei denn, er läge nicht allein im Bett.
    »Wir machen morgen einen Spaziergang in den Bois de Boulogne. Zufrieden, Engelchen?« Er dehnte sich und reckte die Arme hoch. Morgen zwischen 11 und 12 Uhr würde es gehen. Das Adagio konnte das Orchester

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