T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
besaß! Sie hat dich gehasst, Ava, genau wie ich dich hasse!«
»Deshalb hast du ihr geholfen, bei der Noah-Puppe in dem Sarg und oben auf dem Dachboden … Und dann hast du sie umgebracht.«
»Weil sie zu viel wusste. Apropos umgebracht: Woher stammen wohl die Narben auf deinen Handgelenken? Glaubst du wirklich, du hättest Selbstmord begehen wollen? Erinnerst du dich nicht, wer das Bad für dich eingelassen und dir den Rücken eingeseift hat? Wer hat dir ein Glas Wein gebracht, Ava, ein Glas Wein mit noch etwas anderem darin?«
Ava blinzelte. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, benommen … genau wie an jenem Abend. Wyatt hatte ihr in das Schaumbad geholfen, ihren seifigen Nacken geküsst, die Rasierklinge an ihre Handgelenke geführt …
Wyatt? Es war Wyatt gewesen? Er hatte sie betäubt und ihr die Pulsadern aufgeschnitten, damit es so aussah, als habe sie sich umbringen wollen?
Sie war Wyatts Bauernopfer gewesen. Wyatt, der sich nicht von ihr scheiden ließ, weil er dazu viel zu gierig war. Er wollte alles. Hätte er sie umgebracht, wäre der Verdacht auf ihn gefallen, doch wenn sich seine labile Frau selbst tötete …
»Jetzt kapierst du’s, oder?« Khloes Augen blitzten zufrieden. »Und was den Jungen anbetrifft, der ist ertrunken.«
»Du lügst!«
»Er ist tot, Ava, sieh’s endlich ein. Wyatt hat nach dem Unfall mit Jewel-Anne Schluss gemacht, doch das durchtriebene Biest hat ihn nie vergessen lassen, was er ihr schuldete. Wyatt hat versucht, mich über den Verlust von Kelvin hinwegzutrösten. Simon habe ich nur geheiratet, um Wyatt eifersüchtig zu machen, damit er endlich etwas tut, um dich loszuwerden, doch dann habe ich begriffen, dass er das gar nicht vorhat.« Sie lachte bitter. »Und du Vollidiotin hast nicht mal kapiert, dass Wyatt eine Affäre mit
mir
hatte und nicht mit dieser lächerlichen Seelenklempnerin!« Sie stützte sich mit der Hüfte an der Küchenanrichte ab. »Du hast es verdient zu sterben, Ava!«
Damit hob Khloe das Messer.
Plötzlich ertönte ein lautes Kreischen.
Khloe fuhr zusammen und glitt mit der Hüfte von der Anrichte ab.
Ein dunkler Schatten schoss fauchend über den Fußboden.
Der Kater!
Khloe taumelte nach vorn, bemüht, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Ava riss das Messer aus der Tasche und versuchte, Khloes herabsausendem Arm auszuweichen.
Zu spät.
Schmerz explodierte in Avas Schulter. Sie stieß einen entsetzten Schrei aus.
»Tut höllisch weh, nicht?« Khloe holte erneut aus.
»Du musst es ja wissen!« Mit aller Kraft stürzte sich Ava auf Khloe und rammte ihr das Messer tief in die Brust. Khloe taumelte rückwärts. Ava wirbelte herum und rannte zur Hintertür. So schnell sie konnte, sprang sie die Verandastufen hinunter und stürmte durch den Garten Richtung Bootshaus.
Weg von Khloe.
Weg von Neptune’s Gate.
Weg von der grauenhaften Gewissheit, dass ihr Sohn tot war.
Stolpernd zwang sie ihre Beine über die nassen Steinplatten, über den mit Austern- und Venusmuschelschalen bestreuten Weg zur Bucht hinunter.
Ihre Gedanken rasten, ließen ein grauenvolles, schmerzhaftes Szenario nach dem anderen in ihrem Kopf entstehen. Wyatt hatte versucht, sie umzubringen. Doch was noch viel schlimmer war: Noah war tot. Ertrunken.
Lieber Gott, warum nur musste er sein kostbares Leben verlieren?
Bilder von ihrem lachenden, herumtollenden Sohn blitzten vor ihrem inneren Auge auf, Noah beim Fangenspielen – »Komm, Mommy, schneller! Mommy!« –, Noah, der kichernd auf seinen kurzen, dünnen Beinchen davonstürzte und sich immer wieder umblickte, sich vergewisserte, dass sie ihm auch folgte.
Mein lieber, süßer Kleiner.
Mama liebt dich … Mama liebt dich so sehr …
»Bleib stehen, Ava!«, gellte eine Stimme hinter ihr durch den Garten. Ava erstarrte und warf einen schnellen Blick über die Schulter. Von der Veranda her näherte sich der zuckende Lichtstrahl einer Taschenlampe.
Lauf! Lauf zum Bootshaus! Khloe ist schlimmer verletzt als du! Du kannst ihr entkommen!
Hoffentlich gelang es ihr, den Motor des Kabinenkreuzers zu starten. Sie hatte sich nie selbst mit den Booten befasst, hatte das stets erst ihrem Bruder und später dann Wyatt überlassen.
»Du entkommst mir nicht!« Khloe, das Gesicht zu einer Grimasse aus Schmerz und Hass verzerrt, die angeschlagene Taschenlampe und das Fleischermesser in der Hand, stürzte auf sie zu.
Ava erreichte das Ufer, blickte panisch zwischen Bootshaus und Anleger hin und her. Vor ihr erstreckte sich das
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