T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Messer einzustecken.
»Okay, du Miststück«, murmelte sie mit schwerer Zunge, dann tappte sie durch die dunkle Speisekammer zu der alten Dienstbotentreppe. Licht zu machen wagte sie nicht. Im Treppenhaus herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Mit einer Hand das Geländer umklammernd, das erhobene Messer in der anderen, nahm sie vorsichtig Stufe um Stufe.
Quietsch …
Oben wurde eine Tür geöffnet.
Avas Herz setzte einen Schlag lang aus.
Sie hielt die Luft an, darauf bedacht, nicht das leiseste Geräusch zu machen.
Vom obersten Stockwerk näherten sich leise Schritte.
Khloe.
Lieber Gott, bitte hilf mir.
Ava atmete langsam aus, dann machte sie vorsichtig einen Schritt rückwärts. Eine Stufe. Noch eine. Ihr Herz hämmerte wild, kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Das Messer in ihrer Hand fühlte sich an, als wöge es gute hundert Pfund.
Du darfst jetzt keinen Rückzieher machen, Ava. Denk an Wyatt … Ja, er hat dich betrogen, war vielleicht sogar Teil des Komplotts, doch den Tod hat er nicht verdient …
Ihr Hals war staubtrocken vor Angst, ihr Puls raste. Sie huschte durch die Speisekammer, durchquerte die Küche und versteckte sich direkt hinter der Ecke des Durchgangs, der von der Küche ins Wohnzimmer führte.
Die Schritte wurden lauter.
Näherten sich.
So hilf mir doch jemand!
Die Ohren gespitzt, bereit, hervorzustürzen, spähte Ava angestrengt in die Dunkelheit.
Du musst auf den richtigen Moment warten, musst sie überraschen. Wirf dich auf sie und entwende ihr das verdammte Messer! Mehr musst du gar nicht tun …
Obwohl es kalt war, spürte sie, wie ihr der Schweiß den Rücken hinablief. Ihre Finger umklammerten das Messer.
Von draußen war das Dröhnen eines Bootsmotors zu vernehmen, allerdings noch in einiger Ferne.
Trotzdem wurden ihr vor Erleichterung die Knie weich. Gott sei Dank!
Dern. Es war sicher Austin Dern.
Lieber Gott, lass ihn schnell hier sein!
Plötzlich verstummten die Schritte auf der Treppe, als hätte auch Khloe das herannahende Boot gehört. Doch kurz darauf ertönte das leise Quietschen von Schuhsohlen auf Fliesen. Die Schritte kamen näher, dann blieben sie erneut stehen, etwa in der Mitte der Küche, vermutete Ava.
»Ava?«, fragte Khloe leise. Ava wäre am liebsten im Fußboden versunken. »Ich weiß, dass du da bist.«
Wie bitte? Nein … nicht.
»Komm raus, wo immer du dich versteckt haben magst.«
Ava rührte sich nicht. Hielt in der Dunkelheit das Messer in die Höhe. Jeder Muskel ihres Körpers war zum Zerreißen gespannt. Doch sie war müde … so müde …
»Ava«, säuselte Khloe wieder. »Ava!«
Schweißperlen entstanden auf Avas Stirn, und auch ihre Handflächen waren schweißnass.
»Du hast das alles über deine kleine Kamera mitverfolgt, hab ich recht?«
Ava schluckte, doch sie antwortete nicht. Das Messer in ihren Händen zitterte.
»Oh … ich verstehe … du glaubst, du kannst mir entkommen.«
Langsam sanken Avas Hände herab. Das Messer war so schwer, die Tabletten machten sie so benommen, dass selbst das Adrenalin nicht dagegen ankam.
»Nun,
Freundin,
da hast du dich getäuscht!«
Jetzt oder nie!
Mit letzter Kraft riss Ava das Fleischermesser in die Höhe und stürzte in die Küche.
In diesem Moment wurde die Welt weiß. Geblendet von einem grellen Lichtstrahl, sah Ava gerade noch Khloes überraschten Gesichtsausdruck und die starke Taschenlampe in ihrer linken Hand. In der rechten blitzte ebenjenes Messer auf, das sie zuvor in Wyatts Brust versenkt hatte.
Die Meldung ging spät ein. Nach Mitternacht. Der Notrufkoordinator unterrichtete Snyder von Ava Garrisons Anruf. Angeblich hatte sie gesehen, wie ihr Ehemann von Khloe Prescott mit einem Messer angegriffen wurde; es war gut möglich, dass Wyatt Garrison inzwischen tot war. Snyder ließ sich zweimal den Gesprächsmitschnitt vorspielen. Er verstand nicht, was genau sich da abspielte, konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen, doch er verschwendete keine Zeit. Rasch sprach er sich mit dem Kapitän des Polizeibootes ab, dann machte er sich auf den Weg vom Department zum Hafen, diesmal nicht mit dem Fahrrad, sondern mit einem der Dienstfahrzeuge. Inzwischen war er seit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen und hundemüde, doch er schüttelte die Müdigkeit ab und raste mit heulender Sirene durch die Straßen.
Zweifelsohne würde Lyons stinksauer reagieren, weil er sie nicht angerufen hatte, doch er wollte nicht auf sie warten. Er hatte die nackte
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