Taberna Libraria
mal, was gerade passiert ist? Wo bin ich?"
Erleichtert atmete Silvana auf und stemmte die Hände in die Hüften. "Wenn du dir nicht auch den Kopf gestoßen hast, solltest du wissen, dass du gerade durch die Wand gefallen bist, als wäre sie nicht da gewesen."
"Ernsthaft? Ich meine - so etwas gibt es doch eigentlich gar nicht, oder?"
Silvana schüttelte den Kopf. "Darüber wage ich mir mittlerweile kein Urteil mehr zu erlauben. Kannst du wieder herauskommen?"
Hinter ihr tauchte im selben Moment Yazeem auf, der aus Amaranthina zurückgekehrt war und ihre letzten Worte gehört hatte. "Wer kann wo herauskommen? Ist etwas passiert, während ich fort war?"
Doch noch während er sprach, streckte Corrie ihren Kopf aus der Wand und sah sich erstaunt um. "Ich kann tatsächlich durch Wände gehen."
Der Werwolf prallte erschrocken zurück. "Bei Deya! Was ist denn mit dir geschehen?"
Corrie trat an dem Regal vorbei zurück in den Laden und betrachtete die Holzfüße. "Verrückt was?" Nachdenklich hob sie den Blick zur Wand. "Ist mir gar nicht aufgefallen, dass die Küche und der Tresorraum zusammen nicht so lang sind, wie die Mauer."
"Auf den Plänen waren auch nur zwei Räume eingezeichnet." Silvana sah von rechts nach links und wieder zurück. "Warum hätten wir also nachmessen sollen?"
"Die Wandfarbe hat auch so gereicht", stimmte Corrie zu. "Mich wundert nur, dass wir dann nicht auch schon beim Streichen hindurchgefallen sind. Immerhin haben wir dieses Stück ja wohl kaum ausgelassen."
"Seltsam, in der Tat", bestätigte Yazeem und streckte vorsichtig seine Hand aus. Auch seine Finger glitten ohne Widerstand durch die Wand. Stirnrunzelnd zog er seine Hand zurück und sah Corrie an. "Und was befindet sich dahinter?"
"Ich habe keine Ahnung", erwiderte Corrie schulterzuckend. "Es ist viel zu dunkel, um etwas zu erkennen. Seltsamerweise lässt die Wand offenbar feste Gegenstände hindurch, nicht jedoch das Licht."
"Wo sind wir hier bloß eingezogen?", fragte Silvana kopfschüttelnd. "Wahrscheinlich führt der Weg hinter der Wand zu einem alten Opferaltar der Maya oder so, wie in diesem alten Horror-Schinken aus dem 80er Jahren, den du so gerne schaust."
Corries Miene hellte sich auf. "Stimmt! Das hätte doch was, oder?"
Silvana zog eine Grimasse. "Solange der Hohepriester da unten bleibt … Ob es wohl jemanden gibt, der uns sagen kann, was uns dahinter erwartet?"
"Warum finden wir es nicht einfach heraus?", schlug Corrie vor und bevor Silvana oder Yazeem etwas sagen konnten, war sie bereits wieder durch die Wand getreten. "Könnte jemand Licht mitbringen? Und vielleicht eine der drei Tauben von draußen?"
"Ich glaube nicht, dass sich die Nebel-Aare hier herein begeben. Talisienn hat sie gerufen, um euch
außerhalb
des Buchladens zu schützen", erwiderte Yazeem. "Hier drinnen sind die Bannfelder von Alex dafür zuständig."
Silvana warf ihm einen fragenden Seitenblick zu. "Reicht sein Zauber auch bis dort hinein?"
Der Werwolf zog eine zweifelnde Grimasse. "Da Alex nichts von diesem Durchgang wusste, würde ich behaupten, die Antwort lautet 'Nein'."
"Beruhigend."
Durch die Wand drang Corries Stimme zu ihnen. "Ich würde mich über etwas Gesellschaft hier drinnen freuen. Wirklich."
"Wie wäre es, wenn du stattdessen erst einmal wieder zu uns kommst und wir die Taschenlampen suchen?", schlug Silvana vor.
"Nicht nötig, schätze ich", antwortete Corrie. Ihr Kopf und ihr rechter Arm tauchten aus der Wand auf. In der Hand hielt sie eine alte Fackel, die sie kritisch im Licht begutachtete. "Da bin ich mit dem Knie drauf gelandet", erklärte sie, als sie die fragenden Gesichter der anderen beiden bemerkte. "Ich finde, die sieht brauchbar aus. Hat jemand Feuer zur Hand?"
"In einem Buchladen?", fragte Silvana entsetzt. "Soweit kommt das noch!"
Statt einer Antwort zog Yazeem wortlos ein Zippo aus der Gesäßtasche seiner Jeans und ließ den Deckel aufschnappen. Schwach leckte die Flamme an ihrem kurzen Docht empor.
"Rauchst du?" Silvana musterte den Werwolf argwöhnisch.
"Muss man das, um ein Feuerzeug zu besitzen?"
"Muss man nicht." Begeistert hielt Corrie ihm die Fackel entgegen und entzündete das Pech, mit dem sie bestrichen war. "Kommt ihr?" Und schon war sie wieder verschwunden.
Yazeem musterte Silvana forschend. "Du willst nicht, oder?"
Silvana seufzte unbehaglich. "Ich weiß auch nicht. Einerseits will ich unbedingt wissen, was sich hinter dieser Wand verbergen könnte. Auf der anderen Seite will ich es
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