Taberna Libraria
oben stecken."
Yazeem neigte den Kopf. "Dann sollten wir weiter gehen. Und ich", betonte er mit einem mahnenden Seitenblick auf Corrie, "werde weiterhin vorgehen und die Türen öffnen."
Corrie zog eine entschuldigende Grimasse, nickte aber. "In Ordnung."
Nachdem sie darauf die restlichen Stabschlüssel von oben geholt hatten, setzten die drei ihre Erkundungen fort. Sie stiegen noch zwei weitere Stockwerke hinab, wo sich erneut Korridore mit dem lautlosen Brunnen und noch mehr Türen erstreckten, die sie nacheinander öffneten. Alle Räume, in die sie dahinter blickten, glichen jedoch weitestgehend dem ersten.
Alle, bis auf zwei.
Im ersten, der sich eine Ebene unter ihnen befand, stießen sie auf einen riesigen, bauchigen Kessel, sowie auf Trockengestelle, in denen noch vereinzelte, dicke Papierseiten lagen. Offenbar war es hier für die Schreiber in den anderen Räumen geschöpft worden.
Der zweite Raum, den sie noch eine Etage tiefer fanden, schien ursprünglich einmal eine Art Laboratorium gewesen zu sein. In den schiefen, zum Teil auch bereits zusammengefallenen Regalen standen noch ein paar Kolben, Fläschchen, Tiegel und Pipetten, während auf dem Tisch in der Mitte Mörser mit den Resten seltsamer, bunter Pulver aufgereiht waren. Da sie deren Ursprung und Wirkung jedoch nicht kannten, mahnte Yazeem zur Vorsicht und so stiegen sie schließlich ins vierte Untergeschoss hinab.
Der Werwolf, der wieder voraus ging, wollte gerade in den Gang treten, um nach weiteren Fackeln zu suchen, als es unvermittelt um sie herum hell wurde.
Entlang der Wände lohten weiße Feuer auf, wie die Lichter einer Landebahn, und leiteten ihre Blicke zu dem, was sich am Ende des Korridors befand.
Beinahe die gesamte Wand wurde dort von einer übermannshohen Tür aus Holzbalken eingenommen, die mit massiven Metallbeschlägen versehen war. Vier armdicke Eisenriegel reichten über ihre gesamte Breite und ein jeder war zusätzlich mit einem faustgroßen, seltsam geformten Vorhängeschloss gesichert.
"Das ist ja ein halbes Burgtor", bemerkte Silvana ehrfürchtig.
"Und mehr als doppelt so gut gesichert", ergänzte Corrie. "Was sich wohl dahinter befindet?"
Yazeem zuckte die Schultern. "Sehen wir es uns näher an. Vielleicht findet sich ja irgendwo ein Hinweis."
Vorsichtig bewegten sich die drei auf das Tor vor ihnen zu. Dabei bemerkten sie, dass die Wände hier unten nur noch sehr wenig bearbeitet, und auch die vier Kammern rechts und links von ihnen, nur grob in den Fels getrieben worden waren. In ihnen stapelten sich dicke, zusammengeschnürte Packen Papier, denen der Zahn der Zeit erstaunlich wenig angehabt zu haben schien. Jedenfalls fielen ihren flüchtigen Blicken weder Schimmel- noch Stockflecken auf.
Und dann standen sie vor der Tür.
Eine Weile ließen sie nur ihre Augen über das Holz und das Metall wandern, ohne ein Wort zu sprechen.
"Da würde nicht einmal ein Troll durchkommen", bemerkte Yazeem schließlich.
"Also entweder, dahinter ist etwas eingeschlossen, das so kostbar ist, dass niemand herankommen soll", begann Corrie.
"Oder aber", unterbrach sie Silvana, "etwas, das so gefährlich ist, dass es niemals herausgelangen darf."
Corrie warf ihr einen schiefen Blick zu. "Ich würde meine Variante bevorzugen."
"Nicht nur du."
Corrie krauste nachdenklich die Nase. "Könnte wohl das Buch dahinter sein?"
"Das Zweite Buch von Angwil?" Silvana betrachtete die Tür abschätzend. "Da hinter?"
Yazeem fuhr sich über seinen Bart. "Gar keine so abwegige Idee."
"Dann hat das Liber Panscriptum aber eine sehr weite Auslegung des Ortsbegriffs -
in
der Taberna Libraria.
Unter
hätte es wohl eher getroffen."
"Wenn es wirklich dahinter verborgen sein sollte", warf Corrie ein.
"Richtig.
Wenn
." Silvana trat noch ein wenig näher an die Tür. "Hast du eigentlich schon einmal so seltsam geformte Schlösser gesehen, Yazeem?"
Der Werwolf schüttelte den Kopf. "Sie scheinen mir ganz und gar einzigartig zu sein."
Silvana streckte die Finger nach dem obersten aus, verharrte jedoch, bevor sie es berührt hatte. "Das hier ist ganz massiv - bis auf dieses kleine Loch in der Mitte. Wir haben nicht zufällig noch einen von den Stiftschlüsseln übrig?"
Corrie tastete über ihre Hosentasche, obwohl sie die Antwort längst kannte. "Jeder passte zu einer der Türen über uns. Wir haben alle aufgebraucht."
Darauf brummte Silvana unzufrieden und fuhr fort, sich die übrigen drei Schlösser anzusehen. Besonders fielen ihr dabei das dritte
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