Taberna Libraria
Bannfeldes zuständig", fügte Talisienn hinzu.
"Eben."
"Aber die Frage stellt sich nichtsdestotrotz", hielt Donnald dagegen. "Wie kann ein Dschinn bis vor das Tor gelangen, ohne dass ihn weder Bannzauber noch Aare gestoppt haben?"
Eine Weile herrschte nachdenkliches Schweigen, bis Yazeem stirnrunzelnd den Kopf hob.
"Hast du eine Idee?", fragte Silvana.
Der Werwolf nickte langsam. "Nicht nur das. Ich
weiß
, wo er hergekommen ist."
Corrie straffte die Gestalt. "Woher?"
Auch die übrigen Anwesenden sahen ihn erwartungsvoll an.
"Das Wasserbecken."
"Das Wasserbecken?", wiederholte Corrie ungläubig.
"Aber das befindet sich doch im Gang und somit ebenfalls
innerhalb
des Bannzaubers", wandte Silvana ein.
Yazeem rieb sich verdrossen die Nasenwurzel. "Und genau dabei ist uns der Fehler unterlaufen. Das Becken selbst ja. Aber nicht die
Quelle
."
"Das haben wir in der Tat nicht bedacht." Mortimer ließ sich zu Boden sinken und legte die Lefzen auf seine Pfoten. "Wie konnte uns das passieren?"
"Verstehe ich nicht ganz", gestand Corrie. "Soll das heißen, er ist
durch
das Wasser an den Schutzzaubern vorbei gekommen?"
"Durch das Grundwasser", präzisierte Talisienn. "Wir haben gesehen, dass er Wasser und Luft beherrschen konnte. Vermutlich ist er schon weit außerhalb des Schutzbereiches der Aare eins mit dem Fluss geworden, der Woodmoores Grundwasser speist und dieses wiederum, wenn auch unter Verwendung eines Zaubers, den Trinkbrunnen im Keller. Er hat als Wasser die Barriere passiert und sich dann in der Nähe des Tores verborgen."
"Was auch heißt", sagte Yazeem langsam, "dass Lamassar Kenntnis von diesem Brunnen erlangt haben muss. Sonst hätte sein Dschinn nicht diesen Weg gewählt."
"Wem habt ihr davon erzählt?", wandte sich Talisienn an die beiden Freundinnen.
Corrie zuckte unbehaglich die Schultern. "Keine Ahnung. Vermutlich einigen, als wir in der
Magischen Schriftrolle
waren … Cryas bestimmt. Möglicherweise auch Veron."
"Mir", warf Albian ein. "Als ihr gestern Abend bei uns gewesen seid."
"Uns habt ihr auch davon erzählt", fügte Talisienn hinzu.
Donnald senkte die Brauen. "Und irgend jemand muss es danach an Lamassar weitergegeben haben. Nur wer?"
"Genau das", murmelte Yazeem und sah hinaus in die Nacht zu den beiden Tauben auf der Laterne, die wachsam die Köpfe reckten, "gilt es nun für uns herauszufinden. Sowohl den Verbleib des dritten Buches, als auch…" Er sprach nicht weiter.
Silvana nickte. "Denjenigen, der uns verraten hat."
Epilog
Sanft strich der warme Wind über den Balkon des
Blackwood Lakeview
und wiegte sich in den Wipfeln der nahen Bäume, während die Sonne langsam tiefer sank. Corrie, Silvana und Yazeem saßen an ihrem üblichen Tisch und genossen entspannt das Ende ihres Arbeitstages. Ein ganzer Monat war seit dem Angriff des Dschinns vergangen und mittlerweile war fast wieder so etwas wie Normalität eingekehrt.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es einmal einen Ort geben würde, an dem ich mich so wohl fühle", stellte Corrie fest und sah über das Geländer hinüber zu dem Teich, auf dem sich gerade ein Schwarm Enten niederließ. Ihr Schnattern war selbst auf die Entfernung noch deutlich zu hören und mischte sich mit dem Gurren der weißen Taube im Kirschbaum unter ihnen. "Ich bereue es kein bisschen, hierhergekommen zu sein."
"Alles andere hätte mich auch gewundert", bemerkte Silvana, die noch ein weiteres Törtchen von der Servierplatte in der Tischmitte auf ihren Teller hob. Albian hatte ihnen eine kleine Auswahl zusammengestellt, die sie seiner Meinung nach unbedingt einmal probiert haben mussten. Dann hatte er sich zurück in die Küche begeben, um nach Emma zu sehen - obwohl der Geburtstermin nur noch zwei Monate entfernt war, bestand sie darauf, ihrem Mann auch weiterhin zur Hand zu gehen.
Corrie sah ihre Freundin mit erhobenen Brauen an. "Geht es dir nicht genauso?"
"Keine Sorge", lächelte Silvana. "Ich beginne auch langsam, Gefallen an dieser Gegen zu finden." Sie stach ihren Löffel in die fliederfarbene Creme und sah fasziniert der kleinen, blauen Leuchtspur zu, die sich daraus erhob und vor ihrer Brust in einen glitzernden Regen zerplatzte. "Na, das nenne ich mal einen Silvester-Knaller."
Corrie bedachte sie mit einem neckischen Grinsen. "Bloß an der Gegend?" Es war es kein Geheimnis, dass Silvana in den vergangenen Wochen einen recht großen Teil ihrer freien Zeit bei Talisienn verbracht hatte. Zuerst nur, um mit ihm Tee zu trinken und dem ersten
Weitere Kostenlose Bücher