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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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verflüchtigte. Außerdem gab es Modelle im eleganten Uhr-Design, das so manche verkommene Menschenerscheinung erheblich aufwertete.
    Das Licht der Neonröhren ließ sein Gesicht fahl und die Schatten unter seinen Augen tief wirken. Die feinen Fältchen um seine Mundwinkel hätten von einem frohen Gemüt künden können, doch er lächelte nicht, als er von dem Pad mit den Patientendaten aufschaute.
    Zarah nickte ihm zu, damit er sie ansprechen durfte. Standardfragen folgten. Das Lächeln, das sich nicht auf sein Gesicht traute, fand sich in seiner Stimme wieder. Anteilnahme, zu der die meisten Dämonen niemals imstande gewesen wären.
    »Wie geht es Ihnen?« Die letzte Frage konnte unmöglich vom Standardbogen stammen. Ihren gesundheitlichen Zustand hatten die Formulare bereits abgehandelt, und ansonsten befanden sich die Patienten hier, um zu genesen, und nicht, um sich wohlzufühlen.
    »Gut.« Sie hatte versucht, eine gewisse Freundlichkeit in ihre Antwort zu legen. Sie hatte es wirklich versucht, doch es hatte nicht geklappt.
    »Ihre Verletzung am Bauch wurde unter Anwendung von Magie kuriert. Die neuen Zellen müssen sich noch stabilisieren, also schonen Sie sich in der nächsten Zeit. Sie hatten auch eine tiefe Schnittwunde über der rechten Augenbraue. Ich fürchte, es wird eine kleine Narbe bleiben.« Beinahe entschuldigend presste er die Lippen zusammen. Aus der Tasche seines Kittels holte er einen kleinen Spiegel und reichte ihn ihr.
    »Ist doch bloß eine Braue.« Ohne hinzuschauen, legte sie den Spiegel mit dem Glas nach unten auf das Nachtschränkchen. »Wären mir die Fensterscherben ins Auge gegangen, dann hätte ich mir Sorgen machen müssen.«
    »Ist nur etwas schade um Ihr hübsches Gesicht.«
    Hübsch?
    Hatte er sie gerade hübsch genannt?
    Die Schmetterlingsfrau schnaubte. »Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, mein Herzchen. Dieser Mensch ist noch nicht lange bei uns und muss wohl noch ein paar Manieren im Umgang mit Dämonen lernen. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass er …«
    Sie hob eilig die Hand. »Nicht nötig. Sprich, Mensch, wie bin ich hierhergekommen?«
    »Vor zwei Wochen wurden Sie bei einem Ihrer Einsätze verletzt. Zum Glück rückte die Verstärkung rechtzeitig an, was Ihnen das Leben gerettet hat. Sie wurden mit einem Dienstfahrzeug des Ordnungsamtes hierhergebracht. Höchste Behandlungspriorität.«
    Sie starrte ihn an. Er starrte zurück, und in seinem offenen Blick lag nicht einmal ein Hauch von Ironie oder Verrat.
    Zweifelnd befühlte sie ihre Stirn.
    »Ach, Schätzchen, was ist denn los? Du siehst plötzlich so gar nicht gut aus. Soll ich nachsehen, was dich bedrückt? Manchmal kann ein bisschen hellsehen Wunder wirken, und wenn man erst weiß, wo all die Problemchen stecken …«
    »Schon okay!« Zarah lehnte sich gegen das Kissen, das sie sanft auffing, und zog sich die Decke über die Beine. »Schon okay … Wann werde ich entlassen?«
    »Sie wurden schwer verletzt und haben viel Blut verloren.« Der Arzt stemmte das Pad gegen seinen Bauch. Die feingliedrigen Finger, rissig und mit Hornhaut an den Kuppen, umschlossen den oberen Rand. Arbeiterhände, die außerhalb der schützenden Krankenhauswände um das Überleben seiner Familie kämpfen mussten. »Um Sie über den Berg zu bringen, mussten wir Sie für zwei Wochen in ein künstliches Koma versetzen, und die Magie …«
    Die Flügel der Krankenschwester erzitterten. Ihre Farbe wechselte von Türkis zu Gewitterwolkengrau.
    Zarah musste es tun. Sie musste sich aufrichten und in sich die zornige Überheblichkeit einer Dämonin finden, sie musste den Mann in seine Schranken verweisen, bevor es die Schmetterlingsfrau tat. »Das war nicht meine Frage, du Mensch!«
    Er sagte nichts mehr, aber er sah sie weiterhin an, auf seine durch und durch menschliche Art. Manche Dämonen glaubten, so spiegelte sich die Seele in den Menschenaugen wider.
    Endlich senkte er den Blick, und seine Seele klagte sie nicht mehr an. »Verzeihung. In einer Woche, wenn keine Komplikationen auftreten.«
    »Gut. Du kannst gehen.«
    »Ich danke.« Er deutete eine Verbeugung an. »Und wünsche Ihnen eine schnelle Genesung.«
    Mit einem zaghaften Klacken verschluckte die Tür seine schmale Gestalt.
    Die Schmetterlingsfrau legte die Flügel zusammen, um diese sogleich neu zu entfalten und das strahlende Azurblau in seiner ganzen Pracht zu präsentieren. »Wenn du etwas brauchst, meine Süße, ruf mich, okay?«
    »Ja. Sicher.«
    Die Krankenschwester

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