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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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darüber hinweg.«
    Die Jungen nickten.
    »Wir sind in diesem Sommer noch nicht mal zum Baseball gegangen«, sagte Decker.
    »Das macht nichts«, sagte Sammy. »Wir haben ja noch viele Jahre vor uns.«
    »Es war eh ’ne langweilige Saison«, sagte Jacob.
    Decker lächelte. »Ich besorg’ uns statt dessen Karten für die Lakers. Ich kenn’ da jemanden. Basketball mögt ihr doch auch?«
    »Klar«, sagte Sammy.
    »Hat dein Vater auch Pferde?« fragte Jacob.
    »Mein Vater wohnt nicht auf einer Ranch«, sagte Decker. »Er wohnt in einem einfachen alten Haus mit ein paar Hühnern im Hinterhof. Meine Mutter hat gerne frische Eier. Mein Onkel ist derjenige, der ’ne richtige Ranch hat. Viele Hektar Land mit Kühen, Hühnern, Ziegen, Schweinen und Pferden. Eine Ranch mit allem Drum und Dran. Wir werden eine Weile dort bleiben. Um diese Jahreszeit ist es nicht zu heiß. Onkel Wilbert ist ein bißchen ungewöhnlich. Er kaut Tabak und spuckt und flucht ständig. Ihr müßt euch sicher erst an ihn gewöhnen. Er ist ganz anders als die Leute in eurer Familie.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Rina.
    »Er ist ein prima Kerl«, sagte Decker in die Defensive getrieben.
    »Reg dich nicht auf, Peter«, sagte Rina. »Ich bin überzeugt, daß er in Ordnung ist. Ich freue mich darauf, deine Familie kennenzulernen.«
    »Yeah, das kann ich mir vorstellen.«
    Rina nahm seine Hand. »Du hältst mich für einen unglaublichen Snob. Bin ich aber gar nicht. Vermutlich hab’ ich mehr mit deiner Mutter gemeinsam, als du glaubst. Wir sind beide sehr häusliche Menschen. Wenn wir einmal anfangen, über Essen zu reden, wird das Eis schmelzen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mach’ mir keine Sorgen«, sagte Decker. Er lächelte die Jungen an und zog ihnen die Schirme ihrer Baseballkappen über die Augen. Rina hatte ihnen erlaubt, die Kappen statt der Kippas aufzusetzen. Außerdem trugen sie langärmelige Flanellhemden und Jeans. Bis auf die Schaufäden an ihren Hemden waren sie von anderen amerikanischen Kindern nicht zu unterscheiden.
    Decker griff in seine Brieftasche und zog zwei weitere Zehn-Dollar-Scheine heraus. »Kauft euch was richtig Schönes.«
    Die Gesichter der Jungen strahlten. »Danke!« sagten sie einstimmig.
    »Ich versteh’ das nicht«, sagte Rina. »Wenn ich ihnen Geld gebe, dann fragen sie bei dir nach, ob’s okay ist. Wenn du ihnen Geld gibst, wird sich stürmisch bedankt.«
    Sammy küßte seine Mutter auf die Wange. »Danke.«
    »Yeah, danke, Ima«, sagte Jacob.
    »Krieg ich keinen Kuß, Yonkel?« fragte Rina.
    Jacob lächelte und küßte sie.
    Plötzlich stieß Sammy seine Mutter an und sagte: »Guck mal!«
    Rina sah in die Richtung, in die Sammy wies, und kriegte ganz große Augen.
    Sie waren alle gekommen.
    Jonathan entdeckte Peter als erster. Er war auch der erste, den Peter bemerkte.
    »Kommt, Jungs«, sagte Rina. »Ich geh’ mit euch zum Geschenkeladen …«
    »Rina, wag es bloß nicht, mich allein zu lassen!« befahl Decker.
    »Sie wollen doch nicht mit mir reden.«
    »Und ich will nicht mit ihnen reden!«
    »Da bleibt dir wohl gar nichts anderes übrig.«
    Rina stand auf. Decker zog sie wieder zu sich herunter.
    »Bitte, tu mir das nicht an!«
    Sie küßte ihn auf die Nase. »Du schaffst das schon, Peter. Du mußt lernen, dir mehr zu vertrauen. Vielleicht lernst du dann auch, mir zu vertrauen.«
    »Das werde ich dir nie verzeihen!« sagte Decker hilflos.
    Rina lachte. »Das hab’ ich doch schon mal irgendwo gehört. Kommt, Jungs.«
    »Ich bleib bei dir, Peter«, bot Jacob an.
    »Nichts da!« befahl Rina und zog Jacob hoch. »Du kommst mit!«
    »Rina!« flüsterte Decker wütend. Doch sie ignorierte ihn und eilte mit ihren Söhnen davon.
    Na prima! dachte Decker. Den Erschöpften ist keine Ruhe gegönnt. Er stand langsam auf. Sein Herz klopfte wie wild. Verdammt, zumindest könnten sie zu ihm kommen. Er war doch gehandikapt. Aber sie erwarteten, daß er den ersten Schritt tat. Schließlich war er der Älteste in der Familie.
    Er ging auf sie zu; sie kamen ihm entgegen. Immer näher. Sie trafen sich auf halber Strecke.
    Decker starrte sie mit aufgerissenem Mund an. Alle fünf, sogar die Frauen waren gekommen.
    Was dachten sie sich dabei?
    Jeder war entsprechend seiner Persönlichkeit angezogen. Ezra trug einen zerknitterten schwarzen Anzug und einen Schlapphut, Shimon einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug und einen Homburg. Die Schwestern trugen langärmelige Blusen und lange Röcke. Eine hatte ihr Haar

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