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Tag des Opritschniks, Der

Tag des Opritschniks, Der

Titel: Tag des Opritschniks, Der Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Sorokin
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der Hahn. Der Hof ist sauber gefegt, Schneehaufen, akkurat wie Osterbrote. Am Tor steht mein Merin – rot wie mein Hemd, schnittig und blank. Die gläserne Kanzel blitzt in der Sonne. Daneben wartet Timocha, der Pferdeknecht, mit dem Hundekopf in der Hand.
    »Bitte um Euer Einverständnis, Andrej Danilowitsch«, sagt er mit einer Verbeugung.
    Dabei zeigt er mir den Kopf für den heutigen Tag vor: einen zottigen Wolfshund mit verdrehten Augen, Zunge bereift, kräftige gelbe Zähne. Kommt damit auf mich zu.
    »Ist gut. Mach schon!«, sage ich. Geschickt befestigt Timocha den Kopf am Stoßfänger meines Merins. An den Kofferraum kommt der Besen. Ich lege die Hand an das Türschloss, die gläserne Kanzel fährt nach oben. Ich nehme im schwarzen Leder des Liegesessels Platz. Gurte mich an. Starte den Motor. Die hölzernen Torflügel gehen vor mir auf. Ich fahre vom Hof, fege die schmale, schnurgerade Straße entlang, verschneiter alter Fichtenwald zu beiden Seiten. Solch eine Pracht! Ein guter Ort. Ich sehe mein Anwesen im Rückspiegel kleiner werden. Ein anständiges Haus, eines mit Seele. Ganze sieben Monate wohne ich hier, und mir kommt es so vor, als wäre ich hier geboren und aufgewachsen. Früher hat dieses Gut dem Kumpanen eines Geldschneiders aus dem Schatzhof mit Namen Stepan Ignatjewitsch Gorochow gehört. Als der während der GroßenSäuberungen in seiner Kanzlei in Ungnade fiel und nackent gemacht wurde, haben wir ihn uns vorgeknöpft. In dem heißen Sommer damals sind im Schatzhof viele Köpfe gerollt. Bobrow mit fünfen seiner Spießgesellen ist in einem eisernen Käfig durch Moskau gekarrt, dann ausgepeitscht und auf der Schädelstätte enthauptet worden. Das halbe Personal wurde der Stadt verwiesen und hinter den Ural verbracht. Es gab viel zu tun … Dem Gorochow haben wir damals, wie es sich ziemte, zuerst die Visage in den Mist gedrückt, dann das Maul mit Banknoten ausgestopft und zugenäht, eine Kerze in den Arsch gesteckt; schließlich wurde er am Gutstor aufgeknüpft. An der Familie durften wir uns nicht vergreifen. Aber das Gut bekam ich überschrieben. Unser Gossudar ist gerecht. Und das ist gut so.

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    KURVE NACH RECHTS.
    Auffahrt auf den Rubljowy Trakt. Eine gute Straße, zehnspurig, zwei Ebenen. Ich wechsle auf die Spur ganz links, die rote. Sie ist uns vorbehalten. Dem Staat. Solange ich am Leben und in Staatsangelegenheiten unterwegs sein werde, ist es meine.
    Die anderen Autos, sowie sie den roten Merin eines Opritschniks sehen und den Hundekopf daran, machen Platz. Wie ein Pfeil schwirre ich durch die gute Landluft, gebe Gas. Ein Verkehrsposten grüßt ehrerbietig.
    »Radio Russ!«, kommandiere ich laut.
    Sogleich erfüllt eine sanfte Mädchenstimme das Innere meines Wagens. »Heil Euch, Andrej Danilowitsch. Was möchtet Ihr hören?«
    Die Nachrichten kenne ich schon alle. Ein gutes Lied wäre das Richtige gegen den Kater.
    »Singt mir eins. Das von der Steppe und dem Adler.«
    »Kommt sofort.«
    Zügig setzen die Gusli ein, Schellen rasseln im Takt, ein silberhelles Glöckchen klingt, und das Lied hebt an:
     
    O du wilde Steppe mein,
    Freies weites Land,
    Fluren ohne Zaun und Rain,
    Endlos aufgespannt.
     
    Ist das nicht der stolze Aar,
    Der dort droben schwebt?
    Ist das nicht der Donkosak,
    Der die Peitsche hebt?
     
    Der Rotbanner-Kremlchor singt. Ein kraftvoller, guter Gesang. So schmetternd, dass einem die Tränen kommen. Mein Merin fegt in Richtung Hauptstadt. Dörfer, Landgüter fliegen vorbei. Sonnenlicht gleißt auf den verschneiten Fichten. Die Seele wird entgiftet, rappelt sich, lechzt nach neuen Höhenflügen …
     
    Adler, flieg nur nicht zu tief,
    Dass dich fängt ein Schuss!
    Gib, Kosak, dem Pferd die Sporen
    Nicht zu nah am Fluss!
     
    Gern wäre ich mit diesem Lied bis ganz nach Moskau hineingerollt, doch ein Anruf kommt dazwischen. Posocha ist dran. Seine geschniegelte Fresse erscheint im schillernden Rahmen.
    »Hol dich der …«, brummle ich in meinen Bart und stelle das Lied ab.
    »Komjaga!«
    »Was gibt’s?«
    »Schuld und Sühne!«
    »Was ist denn?«
    »Der Einsatz beim Edelmann war ein Schuss in den Ofen.«
    »Wieso?«
    »Wir haben die ganze Nacht versucht, ihm was unterzuschieben, er hat nicht angebissen.«
    »Seid ihr verrückt? Und wieso gibst du Schwachkopf nicht Bescheid?«
    »Wir haben bis zuletzt gehofft, dass es klappt, aber er ist einwandfrei abgeschirmt. Drei Schutzzonen.«
    »Weiß der Alte davon?«
    »Nö … Sag du’s ihm, Komjaga, ich hab

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