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Tag des Opritschniks, Der

Tag des Opritschniks, Der

Titel: Tag des Opritschniks, Der Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Sorokin
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Schiss. Er ist noch wegen der Kleingewerbetreibenden sauer aufmich, da hab ich kalte Füße. Mach du es, dann verbeißt er sich nicht schon wieder in mich.«
    Ich rufe den Alten an. Sein breites, rotbärtiges Gesicht erscheint rechts vom Lenkrad.
    »Sei gegrüßt, Ältester.«
    »Komjaga! Grüß dich. Bist du bereit?«
    »Immer bereit, Ältester. Wenn’s nach mir ginge … Aber unser Trupp hat sich dämlich angestellt. Sie kriegen es nicht gebacken, eine Handhabe anzuzetteln bei dem Blaublütigen.«
    »Nicht mehr nötig«, sagt der Alte und gähnt. Sein kräftiges, tadelloses Gebiss ist zu sehen. »Den können wir ohne Vorwand abräumen. Der ist jetzt nackent. Aber der Familie wird kein Haar gekrümmt, hörst du?«
    »Aha. Alles klar«, sage ich und nicke, schalte den Alten ab und Posocha wieder zu. »Hast du’s vernommen?«
    »Hab ich«, sagt er mit erleichtertem Grinsen. »Gott sei’s gedankt!«
    »Bedank dich beim Alten, nicht beim lieben Gott.«
    »Schuld und Sühne!«
    »Und sieh zu, dass du pünktlich bist, Rumtreiber!«
    »Bin schon vor Ort.«
    Ich wechsele auf den Himmelfahrtstrakt, die H1. Hier steht der Wald noch höher als bei uns. Hundertjährige Fichten, die haben viel mit angesehen. Die könnten was erzählen: von den Roten Wirren und den Weißen Wirren und den Grauen Wirren. Von Russlands Wiedergeburt. Dem Großen Wandel. Unsereins zerfällt zu Staub, entschwebt ins Jenseits, während die stolzen Fichten weiter dastehen werden und schaukeln mit ihren majestätischen Zweigen …
    Aber sieh einer an, wie das Blatt sich gewendet hat bei dieser Persönlichkeit! Nun braucht es schon nichtmal mehr eine Handhabe. Erst vorige Woche hat es mit Prosorowski das gleiche Ende genommen, jetzt mit dem da … Unser Gossudar hat sich kräftig verbissen in die feinen Leute. Und das ist gut so. Wenn der Kopf einmal ab ist, braucht man um die Mütze nicht weinen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Und wer ausgeholt hat – der muss zuschlagen!
    Vor mir sehe ich noch zweie von uns mit ihren roten Merins. Ich hole auf und bremse ab. Wir fahren in Kolonne. Biegen einer nach dem anderen ab. Nun dauert es nicht mehr lange, bis wir auf das Tor eines Anwesens stoßen. Hier wohnt Iwan Iwanowitsch Kunizyn, der besagte. Acht unserer Fahrzeuge stehen schon davor. Posocha ist da, Chrul, Siwolai, Pogoda, Ochlop, Sjabel, Nagul und Kreplo. Durchweg die alte Garde. Nicht zufällig wird der Alte sie zu diesem Einsatz kommandiert haben. Und recht getan! Kunizyn ist eine harte Nuss. Die zu knacken, braucht es Routine.
    Ich stelle den Wagen ab, steige aus, öffne den Kofferraum und hole meinen Holzprügel hervor. Dann gehe ich zu meinen Leuten. Sie stehen da und warten auf einen Befehl. Der Alte ist nicht da, also hört alles auf mein Kommando.
    Kurze, sachliche Begrüßung. Ich nehme den Zaun in Augenschein. Eine Kette Strelitzen aus der Geheimen Kanzlei hat sich zu unserer Unterstützung aufgebaut, zieht sich rings um das Anwesen durch den Wald. Auf Befehl des Gossudaren ist es schon seit der Nacht umstellt. Auf dass kein listig Mäuslein entkomme und kein bissig Mücklein.
    Doch das Tor der Persönlichkeit hat es in sich. Pojarok schellt an der Pforte und ruft ein ums andere Mal: »Iwan Iwanowitsch, macht auf! Lasst uns im Guten ein!«
    »Ohne Regierungsabgeordnete kommt ihr Schlagetots mir nicht auf den Hof!«, schallt es aus der Sprechanlage.
    »So wird es nur noch ärger, Iwan Iwanowitsch!«
    »Ärger kann’s für mich nimmer werden, Halunke!«
    Wo er recht hat, hat er recht. Ärgeres geschähe nur in der Geheimen Kanzlei, und die bleibt Iwan Iwanowitsch erspart. Die Sache ist in unsere Hände gelegt.
    Meine Leute sind auf dem Sprung. Es ist Zeit.
    Ich trete vor das Tor. Die Opritschniki stehen still. Ich schlage mit dem Knüppel ein erstes Mal dagegen.
    »Wehe diesem Haus!«
    Dasselbe noch einmal.
    »Wehe diesem Haus!«
    Und ein dritter Schlag.
    »Wehe diesem Haus!«
    Nun kommt Bewegung in die Männer.
    »Schuld und Sühne! Dran und drauf!«
    »Dran und drauf! Dreck am Stecken!«
    »Sack und Asche! Dran und drauf! Hopp-hopp!«
    Ich klopfe Pojarok auf die Schulter: »Walte deines Amtes!«
    Siwolai und er machen sich am Tor zu schaffen, bringen eine Sprengladung an. Alle treten zurück, halten sich die Ohren zu. Ein Knall, und vom großen eichenen Tor kommen die Trümmer geflogen. Prügel voran, springen wir durch die Bresche. Dahinter erwartet uns die Wache des Hausherrn mit ihren Knüppeln. Feuerwaffen anzuwenden verbietet sich von

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