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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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würde mir nichts ausmachen, solange Sie bei mir wären. Aber ich kann nicht mit meinem Leben allein fortfahren, immer allein. Können Sie sich nicht dazu
    überwinden, mir je zu verzeihen?«
    »Niemals, niemals! Ich würde Sie nicht einmal heiraten, wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären. Ich könnte ebensogut den Latrinenputzer heiraten!«
    Sie hatte jetzt zu weinen begonnen. Er sah, daß sie es ernst meint e. Die Tränen traten auch ihm in die Augen. Er sagte wieder:
    »Zum letzten Mal. Denken Sie daran, daß es viel wert ist,
    einen Menschen auf der Welt zu haben, der Sie liebt. Denken Sie daran, daß Sie zwar Männer finden werden, die reicher und jünger und in jeder Hinsicht besser sind als ich, daß Sie aber niemals einen finden werden, der Sie so gern hat. Und obwohl ich nicht reich bin, könnte ich Ihnen doch zumindest ein Heim
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    bieten. Es gibt eine Art zu leben - zivilisiert, anständig -«
    »Haben wir nicht schon genug gesagt?« sagte sie ruhiger.
    »Wollen Sie mich bitte gehen lassen, bevor jemand kommt!«
    Er lockerte seinen Griff um ihre Handgelenke. Er hatte sie verloren, das war sicher. Wie eine Halluzination, schmerzlich klar, sah er wieder ihr Heim, wie er es sic h vorgestellt hatte, er sah ihren Garten, und sah Elizabeth Nero füttern und die Tauben in der Auffahrt bei den schwefelgelben Phloxen, die so hoch wie ihre Schultern wuchsen, und den Salon mit den Aquarellen an den Wänden und den Bobaumzweigen in der Porzellanschale,
    die sich im Tisch spiegelten, und die Bücherregale und das schwarze Klavier. Das unmögliche, sagenhafte Klavier - Symbol für alles, was jener nichtige Vorfall zerstört hatte!
    »Sie sollten ein Klavier haben«, sagte er verzweifelt.
    »Ich spiele nicht Klavier.«
    Er ließ sie los. Es hatte keinen Sinn. Kaum war sie von ihm befreit, als sie auch schon Fersengeld gab und tatsächlich in den Clubgarten rannte, so verhaßt war ihr seine Gegenwart.
    Zwischen den Bäumen blieb sie stehen, um ihre Brille
    abzunehmen und die Spuren von Tränen von ihrem Gesicht zu
    entfernen. Oh, der Rohling, der Rohling! Er hatte ihre
    Handgelenke auf abscheuliche Weise verletzt. Oh, was für ein unbeschreiblicher Rohling er war! Wenn sie an sein Gesicht dachte, wie es in der Kirche ausgesehen hatte, gelb und
    glänzend mit dem gräßlichen Muttermal, wünschte sie, er wäre tot. Es war nicht, was er getan hatte, das sie mit Abscheu erfüllte. Er hätte tausend Gemeinheiten begehen können, und sie hätte ihm vergeben. Aber nicht nach jener schmachvollen
    erbärmlichen Szene und nach der teuflischen Häßlichkeit seines entstellten Gesichtes in jenem Augenblick. Es war am Ende das Muttermal, das ihn verdammte.
    Ihre Tante würde wütend darüber sein, daß sie Flory
    abgewiesen hatte. Und dann gab es ihren Onkel mit seiner
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    Beinkneiferei zwischen den beiden würde das Leben hier
    unerträglich werden. Vielleicht mußte sie doch unverheiratet heimkehren. Schwarze Käfer! Einerlei. Alles
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    Altjüngferlichkeit, Plackerei, irgend etwas - nur nicht diese Alternative. N iemals, niemals würde sie sich einem Mann
    hingeben, der so in Ungnade gefallen war! Lieber sterben, viel lieber. Wenn sie im Geiste gewinnsüchtige Gedanken vor einer Stunde gehegt hatte, so hatte sie sie jetzt vergessen. Sie erinnerte sich nicht einmal daran, daß Verrall sie sitzengelassen hatte und daß sie ihr Gesicht gewahrt hätte, wenn sie Flory geheiratet hätte. Sie wußte nur, daß er entehrt und weniger als ein Mann war und daß sie ihn haßte, wie sie einen Aussätzigen oder einen Wahnsinnigen gehaßt hätte. Der Instinkt war stärker als der Verstand oder sogar das eigene Interesse, und sie konnte dem ebensowenig nicht gehorchen, wie sie hätte aufhören können zu atmen.
    Flory rannte nicht, als er den Hügel hinaufbog, ging aber so schnell, wie er konnte. Was er zu tun hatte, mußte rasch erledigt werden. Es war schon sehr dunkel. Die elende Flo, die nicht einmal begriffen hatte, daß etwas Ernsthaftes los war, trabte ihm dicht auf den Fersen hinterher und winselte in einer
    selbstmitleidigen Art, um ihn wegen seines Fußtritts zu rügen.
    Als er den Weg hinaufschritt, blies ein Windstoß durch die Pisangbäume, wirbelte die abgerissenen Blätter auf und brachte einen Geruch von Feuchtigkeit. Es würde wieder regnen. Ko
    S’la hatte den Eßtisch gedeckt und war gerade dabei, einige fliegende Käfer zu entfernen, die an der Öllampe Selbstmord begangen hatten. Er hatte offensichtlich noch nicht

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