Tage in Burma
allgemeine Mißtrauen gegen ihn in einer einzigen burmanischen Wendung - ›shok de‹.
Veraswami, hieß es, sei auf seine Art ein ziemlich gescheiter Kerl - ein ziemlich guter Arzt für einen Eingeborenen aber er sei vollkommen shok de. Shok de bedeutet, annähernd, nicht vertrauenswürdig, und sobald ein ›eingeborener‹ Beamter im Rufe steht, shok de zu sein, ist es aus mit ihm.
Der gefürchtete Wink wurde irgendwo an hoher Stelle erteilt, und der Doktor wurde zum Rang des Operationsassistenten
zurückversetzt und zum Allgemeinen Krankenhaus von
Mandalay verlegt. Er ist immer noch dort und wird
wahrscheinlich bleiben. Mandalay ist eine ziemlich
unangenehme Stadt - staubig, und unerträglich heiß, und es
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heißt, sie habe vier Hauptprodukte, die alle mit P beginnen, nämlich Pagoden, Parias, Priester und Prostituierte -, und die Routinearbeit des Krankenhauses ist trostlos. Der Doktor lebt gerade außerhalb der Krankenhausanlagen in einem kleinen
Backha us von einem Bungalow, dessen winziges Grundstück
mit Wellblech umzäunt ist, und abends betreibt er eine
Privatklinik, um sein herabgesetztes Gehalt aufzustocken. Er ist Mitglied eines zweitklassigen Clubs geworden, der von
indischen Anwälten frequentiert wird. Sein Hauptstolz ist ein einziges europäisches Mitglied - ein Elektriker aus Glasgow namens Macdougall, der wegen Trunkenheit von der Irrawaddy Flotilla Company an die Luft gesetzt wurde und sich jetzt einen unsicheren Lebensunterhalt durch eine Garage verdient.
Macdougall ist ein schwerfälliger Tölpel, der sich nur für Whisky und Magnetzünder interessiert. Der Doktor, der nie
glauben will, daß ein Weißer ein Dummkopf sein kann, versucht fast jeden Abend, ihn in ein »kultiviertes Gespräch« zu
verwickeln, aber die Ergebnisse sind sehr unbefriedigend.
Ko S’la erbte vierhundert Rupien gemäß Florys Testament
und gründete mit seiner Familie ein kleines Teerestaurant im Bazar. Aber das Geschäft ging ein, was mit den zwei Frauen, die ständig darin kämpften, unvermeidlich war, und Ko S’la und Ba Pe sahen sich gezwungen, wieder eine Stellung anzunehmen. Ko S’la war ein vollendeter Diener. Er beherrschte die nützlichen Künste, verstand sich darauf, zu kuppeln, mit Geldverleihern umzugehen, den Herrn, wenn betrunken, zu Bett zu tragen und am nächsten Morgen eine Stärkung zu fabrizieren, die man
Prärieauster nennt, dazu konnte er nähen, stopfen, Patronen nachfüllen, sich um ein Pferd kümmern, einen Anzug bügeln
und einen Eßtisch mit wunderbaren ausgeklügelten Mustern aus zerhackten Blättern und gefärbten Reiskörnern schmücken. Er war fünfzig Rupien im Monat wert. Aber er und Ba Pe waren in Florys Dienst bequem geworden, und sie wurden von einer
Stelle nach der anderen entlassen. Sie verbrachten ein schlechtes
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Jahr in Armut; der kleine Ba Shin zog sich einen Husten zu und hustete sich schließlich in einer stickigen Heißwetter-Nacht zu Tode. Ko S’la ist jetzt zweiter Diener bei einem Reismakler aus Rangun und seiner neurotischen Frau, die ständig feilscht, und Ba Pe ist Paniwallah im gleichen Haus für sechzehn Rupien im Monat. Ma Hla May ist in einem Bordell in Mandalay. Ihre
Schönheit ist fast völlig dahin, ihre Kunden zahlen ihr nur vier Annas und treten und schlagen sie manchmal. Vielleicht noch bitterer als alle anderen trauert sie der guten Zeit nach, als Flory noch lebte und sie nicht die Klugheit besaß, etwas vom Geld, das sie ihm entlockte, auf die Seite zu legen.
U Po Kyin verwirklichte alle seine Träume bis auf einen.
Nach der Schande des Doktors war es unvermeidlich, daß U Po Kyin in den Club aufgenommen würde, und das wurde er auch, trotz heftiger Proteste von Ellis. Am Ende waren die anderen Europäer recht froh darüber, daß sie ihn gewählt hatten, denn er war ein erträglicher Zuwachs. Er kam nicht zu oft, hatte eine einnehmende Art, spendierte großzügig Drinks und entwickelte sich fast schlagartig zu einem brillanten Bridgespieler. Ein paar Monate später wurde er von Kyauktada versetzt und befördert.
Ein ganzes Jahr lang vor seiner Pensionierung amtierte er als stellvertretender Distriktchef, und allein während dieses Jahres machte er zwanzigtausend Rupien mit Bestechungsgeldern.
Einen Monat nach seinem Rücktritt wurde er zu einem Durbar in Rangun geladen, um den Orden, der ihm von der indischen Regierung zuerkannt worden war, in Empfang zu nehmen.
Es war eine eindrucksvolle Szene, jener Durbar. Auf
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