Tage in Burma
länger. Der kränkliche Geruch des Baumes mischte sich mit dem Duft von Elizabeths Haar. Und der Duft weckte in ihm ein Gefühl von Blamage, von Entferntheit von Elizabeth,
obwohl er sie in den Armen hielt. Alles, was die ser
fremdländische Baum für ihn symbolisierte, sein Exil, die
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heimlichen, vergeudeten Jahre - es lag wie eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen. Wie sollte er je bei ihr Verständnis dafür finden, was er von ihr wollte? Er machte sich frei und drückte ihre Schultern sanft gegen den Baum und blickte auf ihr Gesicht nieder, das er sehr deutlich sehen konnte, obwohl der Mond hinter ihr stand.
»Es ist zwecklos, zu versuchen, Ihnen zu sagen, was Sie für mich bedeuten«, sagte er. ›»Was Sie für mich bedeutend. Diese abgegriffenen Phrasen! Sie wissen nicht, Sie können nicht
wissen, wie ich Sie liebe. Aber ich muß versuchen, es Ihnen zu sagen. Ich muß Ihnen so viel sagen. Wollen wir lieber wieder in den Club gehen? Vielleicht suchen sie nach uns. Wir können uns auf der Veranda unterhalten.«
»Ist mein Haar sehr unordentlich?« fragte sie.
»Nein, sehr schön.«
»Aber ist es nicht unordentlich geworden? Streichen Sie es glatt, ja, bitte?«
Sie neigte ihm den Kopf zu, und er glättete mit der Hand die kurzen, kühlen Locken. Die An, wie sie ihm den Kopf zuneigte, gab ihm ein merkwürdiges Gefühl der Intimität, viel intimer als der Kuß, als wäre er schon ihr Gatte. Ach, er mußte sie haben, das war gewiß! Nur wenn er sie heiratete, konnte sein Leben noch geborgen werden. Gleich würde er sie fragen. Sie gingen langsam durch die Baumwollbüsche und zum Klub zurück, sein Arm noch um ihre Schulter gelegt.
»Wir können uns auf der Veranda unterhalten«, wiederholte
er. »Irgendwie haben wir uns nie richtig gesprochen, Sie und ich. Mein Gott, wie habe ich mich all diese Jahre nach
jemandem gesehnt, zu dem ich sprechen kann! Wie ich zu Ihnen sprechen könnte, unendlich, unendlich! Das klingt langweilig.
Ich fürchte, es wird langweilig sein. Ich muß Sie bitten, es sich für ein Weilchen gefallen zu lassen.«
Bei dem Wort ›langweilig‹ äußerte sie so etwas wie einen
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kleinen Protest.
»Nein, es ist langweilig. Das weiß ich. Wir Anglo-Inder
werden immer als Langweiler betrachtet. Und das sind wir auch.
Aber wir können es nicht ändern. Wissen Sie, da ist - wie soll ich es sagen? - ein Dämon in uns, der uns zum Sprechen treibt.
Wir gehen mit einer Last von Erinnerungen herum, die wir mit jemand teilen möchten, und irgendwie können wir das nie. Das ist der Preis, den wir dafür bezahlen müssen, daß wir in diesem Lande leben.«
Sie waren auf der Seitenveranda ziemlich sicher vor
Unterbrechungen, denn hier führte keine Tür direkt heraus.
Elizabeth hatte sich hingesetzt, die Arme auf dem kleinen
Korbtisch, aber Flory schlenderte weiter auf und ab, die Hände in den Jacketttaschen, bald im Mondlicht, das unter der östlichen Dachtraufe auf die Veranda fiel, bald wieder im Schatten.
»Ich habe eben gesagt, daß ich Sie liebe. Liebe! Das Wort ist so oft gebraucht worden, bis es keine Bedeutung mehr hat. Aber ich will zu erklären versuchen. Als wir heute nachmittag
zusammen auf der Jagd waren, dachte ich: mein Gott! hier ist endlich jemand, der mein Leben mit mir teilen kann, wirklich teilen, wirklich mit mir leben - verstehen Sie -«
Er wollte sie bitten, ihn zu heiraten - er hatte wirklich beabsichtigt, sie ohne weiteres Zögern zu fragen. Aber die Worte wurden noch nicht gesprochen; statt dessen redete er weiter und weiter über sich selbst. Er konnte nicht anders. Es war so wichtig, daß sie etwas davon verstand, wie sein Leben in diesem Lande gewesen war; daß sie die Art der Einsamkeit
begriff, die sie aufheben sollte. Und es war so teuflisch schwer zu erklären. Es ist teuflisch, unter einem Schmerz zu leiden, der namenlos ist. Gesegnet sind jene, die nur mit klassifizierbaren Krankheiten geschlagen sind! Gesegnet sind die Armen, die
Kranken, die unglücklich Liebenden, denn wenigstens wissen die anderen, was mit ihnen los ist, und hören sich ihre
Bauchschmerzen mitfühlend an. Aber wer versteht die
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Schmerzen des Exils, der sie nicht selbst erlitten hat? Elizabeth sah ihn hin- und hergehen, bald in, bald außerhalb des Teiches von Mondschein, der sein seidenes Jackett in Silber
verwandelte. Ihr klopfte noch das Herz von dem Kuß, und doch wanderten ihre Gedanken, während er sprach. Würde er sie um ihre Hand bitten? Er ging
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