Tage wie in einem Rausch
Gesichtszügen und noch etwas, das fast an ein Flehen erinnerte.
Meinte er, dass er aus Verantwortungsbewusstsein für sie und Dans ungeborenes Kind keine ruhige Minute hätte, weil sie nach Pilars und Tomas' Heimkehr nachts hier allein war?
Oder meinte er etwas anderes?
"Ich verstehe nicht ...", stieß sie hervor und verstummte, als die leichten Rückenschmerzen, die sie den ganzen Tag über gehabt hatte, sich plötzlich zu einem Krampf verstärkten. Sie unterdrückte ein Stöhnen, wartete, bis es vorbei war, und ließ sich in ihren Sessel sinken.
Sofort kniete er vor ihr nieder. "Alles in Ordnung?"
"Ja." Am liebsten wäre sie mit der Hand durch sein nasses, zerzaustes Haar gefahren - doch sie verbot es sich.
Jed betrachtete sie forschend und schien sich damit zufrieden zu geben. Er stand auf, um einige Scheite aufs Feuer zu legen, und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
"Ich habe dich in den Himmel gehoben", begann er mit tiefer Selbstverachtung. "Und dazu hatte ich kein Recht. Niemand ist perfekt." Er lächelte leicht. "Nicht einmal ich. Gerade ich nicht. Ich habe geglaubt, was du mir über das Baby erzählt hast, weil ich im Herzen wusste, dass du die Wahrheit gesagt hast. Aber diese Geschichte mit Forrester hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte."
Er sah in die Flammen, eine Hand auf das Kaminsims gestützt, als die nächste Wehe kam. Elena hielt den Atem an und schwieg. Dies hier war wichtiger.
Er sprach weiter. "Und das war dumm von mir. Wenn du Mitleid mit ihm hattest und ihm helfen wolltest, wieder auf die Beine zu kommen, dann hatte ich nicht das Recht, dich aus Eifersucht daran zu hindern. Schließlich warst du mit ihm verheiratet und musst ihn irgendwann einmal geliebt haben."
Schweigend stand Elena auf und presste sich die Hände in den Rücken. Die Wehen kamen jetzt stärker und in kürzeren Abständen.
Doch bevor sie ihm etwas davon sagte, musste sie alles wissen.
"Willst du damit sagen, wir sollten noch einmal versuchen, unsere Ehe zu retten?"
"Nicht versuchen." Jed drehte sich zu ihr um. "Es wird klappen wenn du mir verzeihen kannst."
"Warum jetzt?" fragte sie heiser und traute sich kaum, an seinen plötzlichen Sinneswandel zu glauben. "Vor vier Monaten bist du gegangen, und selbst bei deinen Pflichtbesuchen war es, als würden wir auf verschiedenen Planeten leben."
"Glaubst du, ich wusste das nicht? Glaubst du, es hätte mir nicht wehgetan?" Er betrachtete sie gequält. "Glaubst du, ich wusste nicht, was für ein Idiot ich war? Ich kann nicht ohne dich leben, Elena. Ich liebe dich, verdammt noch mal!"
Das war Jed, ihr Jed. Der die Gefühle zeigte, die er unterdrückt hatte. Seine Schwächen waren menschlich, genau wie ihre. Doch es kam nur auf seine Stärken an, und sie würde sie mit ihren eigenen vereinen. Sie würde den Mut finden, seine Worte zu akzeptieren.
Langsam ging sie auf ihn zu und legte ihm die Hände auf die Schultern.
"Ich liebe dich. Es hat wehgetan, aber ich habe nie damit aufgehört."
Mit zitternden Händen griff er nach ihr, umarmte sie, und sein Kuss war sanft und unendlich liebevoll. "Ich möchte dich immer so halten", stieß er heiser hervor. "Eigentlich bin ich ein Verstandesmensch, aber bei dir lasse ich mich nur von meinen Gefühlen leiten. Ich wollte dir das alles schon vor Monaten erzählen, doch ich hatte Angst, alles zu verderben - dass du mir keine zweite Chance geben würdest. Wenn ich mich nächstes Mal wie ein Idiot benehme, verpasst du mir eine Ohrfeige, versprochen?"
"Versprochen. Wenn du etwas für mich tust."
"Alles."
Es gab keinen Zweifel an seiner Ehrlichkeit. "Ruf Tomas an und sag ihm, er soll Pilar sofort herbringen. Sie hat fünf Kinder und Dutzenden auf die Welt geholfen."
Der Schock dauerte nur eine Sekunde. "Das Baby kommt?" fragte er.
Sie nickte. "Einige Wochen zu früh."
"Pack deine Sachen. Ich fahre dich nach Cadiz."
Doch Elena wusste es besser. "Zu spät. Ruf Pilar an." Die nächste Wehe kam und trieb ihr Schweißperlen auf die Stirn. Sie hätte nie gedacht, dass alles so schnell gehen würde.
Jed betrachtete sie kurz und verließ das Zimmer. Gleich darauf war er zurück. "Sie sind unterwegs. Und auch ein Arzt und eine Hebamme aus dem Krankenhaus." Er griff nach ihrer Hand. "Es wird schon gut gehen. Mach dir keine Sorgen."
Sie umklammerte seine Hand. Der Arzt und die Hebamme würden es nicht mehr rechtzeitig schaffen, aber solange Jed bei ihr war, war alles in Ordnung.
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