Tage wie in einem Rausch
respektierte und bewunderte Dan Nolan. Ein Kind, das seine Anlagen erbte, konnte sich glücklich schätzen.
Als er am nächsten Morgen anrief, sagte sie zu.
Sechs Wochen, nachdem sie gemeinsam die Londoner Klinik besucht hatten, wurde Dan durch den Querschläger eines Heckenschützen in irgendeinem kriegszerrissenen afrikanischen Land getötet. Elena stand an seinem Grab, konnte nicht glauben, dass er nicht mehr lebte, und War niedergeschlagen, weil sie nach einem hoffnungsvollen Monat festgestellt hatte, dass sein Plan fehlgeschlagen war und sie kein Kind von Dan bekommen würde.
In dieser traurigen Situation begegnete sie Jed, und von da an änderte sich alles. Für sie beide.
Es war dunkel, als Jed endlich zurückkehrte. Elena war im Hof, und als sie den Wagen kommen hörte, geriet sie in Panik.
Würde er sich mit ihrer Schwangerschaft abfinden, wenn er erfuhr, wie sie entstanden war? Würde er glauben, dass sie und Dan nie miteinander geschlafen hatten, und akzeptieren, dass sie nur gute Freunde gewesen waren, die eine Lösung für ihr gemeinsames Problem gefunden hatten?
Die Außenbeleuchtung brannte in warmem, goldenem Licht, das von den weißen Steinmauern reflektiert wurde und Schatten über die mit üppigen, duftenden Blumen bepflanzten Terrakottatöpfe neben der Haustür warf.
Der Motor wurde abgestellt, und Stille breitete sich aus. Elena spürte Schweißperlen auf der Stirn, und die Spannung drohte sie zu zerreißen. Sie musste Jed dazu bringen, ihr zuzuhören, ihr zu glauben.
Sie liebten sich doch - hatte sie da nicht das Hecht auf ein offenes Gespräch?
Schließlich trat Jed durch den Rundbogen in den Hof. Das gedämpfte Licht und die dunklen Schatten ließen ihn Furcht erregend aussehen. Elena hielt sich an der schmiedeeisernen Rückenlehne der kleinen Bank fest, die im Hof stand, sonst hätten die Beine unter ihr nachgegeben.
"Wo warst du?" fragte sie heiser, nachdem Jed keinen Versuch gemacht hatte, das unerträgliche Schweigen zu brechen.
"In Sevilla." Er klang kurz angebunden, doch zumindest redete er mit ihr. "Wie du weißt, will 'Nolan's' dort eine Filiale aufmachen. Ich wollte das Projekt eigentlich erst in zwei Wochen in Angriff nehmen, aber aus verständlichen Gründen habe ich keinen Anlass gesehen, noch länger damit zu warten." Er kam über das Kopfsteinpflaster auf sie zu und blieb einige Meter entfernt stehen, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.
"Elena zuckte zusammen. Sie hatten einen dreiwöchigen Urlaub hier in ihrem Haus "Las Rocas" geplant und wollten danach eine Woche in Sevilla verbringen, um dort den Architekten zu treffen und die Stadt zu besichtigen. Die Flitterwochen waren offensichtlich vorüber. Doch hatte sie etwas anderes erwartet?
Sie streckte versuchsweise die Hand nach ihm aus und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Doch wenn er ihre Geste bemerkt hatte, reagierte er nicht. Sie ließ die Hand sinken und sagte rau: "Lass uns reden."
"Natürlich." Er nickte kurz. "Drinnen. Es war ein langer Tag."
Er ging ins Haus, und Elena folgte ihm niedergeschlagen. Wut oder Vorwürfe hätte sie leichter ertragen können - dann hätte sie wenigstens gewusst, was in ihm vorging, hätte ihm alles erklären, ihn um Verständnis bitten können.
Sie hatte ihn noch nicht gekannt, geschweige denn geliebt, als sie die Entscheidung gefasst hatte, sich künstlich befruchten zu lassen, aus Gründen, die ihr damals vernünftig und plausibel erschienen waren. Er war ein intelligenter, mitfühlender Mann - bestimmt würde er verstehen, wie sie sich damals gefühlt hatte.
Jed ging direkt in die Küche, holte die Flasche Whisky aus dem Schrank, öffnete sie und schenkte sich großzügig ein.
"In Anbetracht deines Zustandes biete ich dir keinen Drink an." Er trank das Glas halb leer, zog einen Stuhl unter dem großen Holztisch hervor und setzte sich, die Beine lang ausgestreckt, während er mit den Fingern ungeduldig auf die Tischplatte trommelte. "Also, ich höre. Oder soll ich lieber anfangen?"
Seine Stimme war so kalt wie sein Blick, der sie bis ins Innerste traf. Unsicher setzte sie sich ebenfalls, aber nicht ihm gegenüber, sondern außerhalb seines Blickfeldes ans andere Ende des Tisches.
Er drehte sich nicht zu ihr um, und darüber war sie froh. Sie legte keinen Wert auf die Kälte und Gleichgültigkeit in seinen Augen, nachdem sie bisher nur Liebe darin gesehen hatte.
Elena faltete die bebenden Hände im Schoß und erschauerte, während sie sich in der
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