Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
aus. Der Leitende Ingenieur Rowe wird Ihnen nun Ihre Kabine zeigen«, sagte Larsen und wandte sich ab, um zu verschwinden.
»Noch eine kurze Frage, Sir …«
»Schießen Sie los, Commander.«
»Was ist in China los?«
»Das erfahren Sie im Sicherheitsbereich. Seien Sie um 18.00 Uhr bereit.«
»Aye, aye, Captain.«
Larsen machte sich eilig davon. Bevor er in einem schmalen Durchgang verschwand, sprach er etwas, das Kil nicht verstand, in ein ziegelförmiges Funkgerät hinein. LI Rowe kam zu den Neuankömmlingen und begutachtete sie mit Augen, die ein jahrelanges Leben auf dem Meer geeicht hatte. Er war klein, ungefähr eins siebzig, stämmig und trug einen dicken Schnauzbart. Unter höheren Marineoffizieren kursierte der Spruch Ich hab mehr Salzwasser ins Klo gespült, als du drauf gefahren bist . Kil hatte irgendwie den Eindruck, dass diese Weisheit bei LI Rowe ihren Ursprung hatte.
»Tja, ich hab gehört, dass einer von euch Commander ist«, sagte Rowe. »Ich nehme an, du bist es.« Er deutete auf Kil. »Wollt ihr ’ne Uniform? Wir haben ein paar in Reserve, aber Rangabzeichen sind da nicht dran.«
Kil wusste sofort, dass der LI seine Hausaufgaben gemacht hatte.
»Ich hätte gern ’ne Latzhose, falls du eine übrig hast, Chief.«
»Kein Problem. Du weißt, wer ich bin? Wer bist du?«
»Kil.«
»Lassen wir das mit dem Commander. Bin ja selber einer.«
Saien lachte widerwillig.
»Und wie heißt du, Ali Baba?«, sagte Rowe zu Saien.
Kil biss sich auf die Unterlippe.
»Ich heiße Saien.«
Rowe begutachtete die beiden Männer mit einem kritischen Blick, als hätte er sie auf der Brücke der USS Virginia sowohl beurteilt als auch verknackt. »Commander Kilroy und Mister Saien: Willkommen an Bord der Virginia. Mir nach.«
Saien und Kil blieben dicht hinter LI Rowe, als dieser durch das Labyrinth aus Durchgängen und Leitern navigierte. Kil spürte bereits, dass Zeit und Raum an Bord eines Unterseebootes eigentümliche und unklare Dinge waren. Seiner Meinung nach hatte das Gefährt von außen nicht so groß ausgesehen wie von innen. Dann erreichten sie ihr Quartier. Es bestand aus Segeltuchplanen, die Schotten verkleideten. Sie bildeten ein missgebildetes Quadrat mit Schlafkojen und Truhen.
»Erfreut euch an eurer neuen Wohnung, Leute. Sie ist ’n bisschen zugig, aber mit ein wenig Klebeband und ein paar Reißverschlüssen könnte man was draus machen. Da ich der Leitende Ingenieur an Bord bin …« – er wandte sich Saien zu –, »… könnt ihr mich auch LI nennen. Das spart Zeit.«
Saien nickte. »Verstanden, LI.«
»Na, dann.« Rowe machte sich zielgerichtet davon und rief, während er durch den Gang schritt, etwas über Latzhosen und Putzkommandos.
Saien und Kil waren sich unter bemerkenswerten Umständen begegnet. Kurz danach hatte Kil erfahren, dass Saien ihn tagelang verfolgt und beobachtet hatte. Er selbst hatte sich nach einem üblen Hubschrauberabsturz nach Süden durchgeschlagen. Als Saien ihm auf der Spur gewesen war, war er im Kühlschrank einer verlassenen Wohnung auch auf einen von ihm geschriebenen Zettel gestoßen … Kilroy war hier.
Der Spitzname war schon vor dem Schwarm an ihm hängen geblieben.
Kil hatte auch jetzt noch ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, wenn er an diesen Tag zurückdachte. Während Tausende von Untoten sich ihrem Standort genähert hatten, hatten sie versucht, ein Fahrzeug zum Laufen zu kriegen. Dreihundert Meter, zweihundert … Staub, Stöhnen. Sie waren immer näher gekommen. In einem Anfall von Panik und Verwirrung hatte Saien ihn Kilroy genannt, nach der von ihm zurückgelassenen Notiz. In den darauffolgenden Tagen war Kilroy einfach zu Kil geschrumpft.
Sie packten ihren Kram aus und verstauten ihre Ausrüstung in jedem Winkel, den sie fanden. Die Kojen waren schmal, der Platz begrenzt. Einen Teil ihrer Habseligkeiten schoben sie unter die Matratzen. Für das, was sie aus dem geräumigen Flugzeugträger mitgebracht hatten, war einfach nicht genug Raum vorhanden. Keiner der beiden hatte je in einem U-Boot gelebt, eine Tatsache, die wunderbar dadurch deutlich wurde, wie sie mit dem kostbaren Stauraum umgingen.
Kil nahm auf seiner Koje Platz und lauschte den Geräuschen, die das U-Boot von sich gab. Es war für die Stille konstruiert und glich im Ganzen – gegenüber dem Kettenrasseln, den lärmenden Ventilatoren und den periodischen Aktivitäten der Magnetventile eines Flugzeugträgers – eher der räumlichen Atmosphäre einer Stadtbibliothek.
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