Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Titel: Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
Vom Netzwerk:
gekommen war, war Bricker vom Wahnsinn nicht mehr weit entfernt gewesen. Vielleicht hatte er sich sogar schon selbst mit Morphium bedient. Als die neuen Passagiere verhört worden waren, instruierte man sie, Formulare auszufüllen, die sich auch nach besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen erkundigten. Die Gutachter wussten, wonach sie suchten. Sie wussten auch, wann es um welche Prioritäten ging. Als sie die ausgefüllten Papiere begutachtet hatten und feststellten, dass Janet Medizinstudentin im vierten Semester war, rissen sie sie praktisch vom Stuhl hoch, trennten sie von Mann und Kind und schleiften sie ins Lazarett.
    Dort angekommen, fühlte Janet sich, als sei sie geradewegs ins Tollhaus einmarschiert. Infizierte, doch lebendige Patienten schrien in ihren Betten und zerrten im Wahn an ihren Fesseln. Zwischen den Krankenbetten wimmelte es von Freiwilligen. Ein einsamer irrer Arzt mit einer wilden, ungekämmten Mähne beugte sich über ein Mikroskop und verwünschte alles, was er zwischen den Objektträgern zu sehen bekam.
    »Dr. Bricker«, sagte der Gutachter, der Janet hergeschleift hatte. »Ich habe …«
    »Jetzt nicht.«
    Der Gutachter wartete einige Sekunden. Er fragte sich anscheinend, ob er es wagen konnte, den Mann ein weiteres Mal zu unterbrechen. »Sir, ich habe hier eine …«
    Ohne den Blick vom Mikroskop zu lösen, fauchte Dr. Bricker: »Lassen Sie mich raten. Sie haben einen Fähnleinführer der Pfadfinder, der mit einem medizinischen Tapferkeitsorden ausgezeichnet wurde; vielleicht jemanden, der einen Herz-Lungen-Massage-Wiederbelebungskursus absolviert hat, oder … hmmm … Wie wär’s mit ’ner medizinischen Schreibkraft?«
    »Sir, sie ist Medizinstudentin im vierten Semester.«
    Bricker hielt kurz inne. Er fixierte noch immer das Mikroskop und die darunter befindlichen Geheimnisse. »Ganz sicher?«
    »Sir, ich habe sie gleich mitgebracht. Na los, befragen Sie sie, machen Sie einen … Wie nennt man das? Einen Ärztetest? Machen Sie, was Sie wollen. Ich muss andere Leute begutachten. Deswegen hau ich jetzt wieder ab. Sie gehört Ihnen.«
    Janet sah dem Gutachter ins Gesicht. Seine Offenherzigkeit ärgerte sie.
    »Tut mir leid, Ma’am. War nicht meine Absicht, über Ihren Kopf hinweg zu quatschen, als wären Sie nicht dabei. Ich hab nur einen langen Tag hinter mir.«
    Janets Miene veränderte sich. Ihre Verärgerung wich. Ihr Gesicht drückte Verständnis aus. »Ach, ist schon gut.«
    Ihre Befragung begann auf der Stelle und dauerte eine Weile.
    »Wo haben Sie … Welche Erfahrungen haben Sie mit viralen … Haben Sie irgendwelche Theorien über die Ursprünge … Wie schnell haben Sie gesehen, dass … Woher glauben Sie, kriegen sie ihre …«
    Als Will auf Janets Schulter klopfte und Brickers inquisitionsartiges Verhör unterbrach, war sie erschöpft. Es handelte sich eigentlich eher um ein Mörder-Brettspiel.
    »Wer ist Ihr Freund, Miss Grisham?«
    »Missis, wenn ich bitten darf«, sagte Janet. »Das ist Mister Grisham. Könnte aber sein, dass Sie ihn William nennen dürfen.«
    Bricker streckte schwerfällig die Hand aus, um Will zu begrüßen. Will packte sie mit der Kraft eines Schraubstocks. Janet bemerkte es und gab ihm mit einem Blick zu verstehen, ein wenig sanfter zu sein.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Doktor. Wollen Sie mir erzählen, warum Sie meine Frau verhören, als wenn sie ’ne Terroristin wäre?«
    »Ähm … tja … also … Verstehen Sie bitte … Bitte verstehen Sie, dass ich der einzige Arzt an Bord bin. Auswahlmöglichkeiten haben wir jetzt nicht mehr, Mister Grisham.«
    »Nennen Sie mich William.«
    »Danke, William. Wir können uns wohl glücklich schätzen, dass wir Mrs. Grisham haben. Oder darf ich Janet sagen?«
    Janet nickte zustimmend.
    »Ich habe über die Funkanlage des Schiffes begrenzten Kontakt zu Ärzten im Ausland. Leider bin ich, wie gesagt, der einzige Mediziner in dieser schwimmenden Stadt. Ich fürchte, dass Janet, Ihre Frau, an Bord in eine kritische Position gestolpert ist. Sie steht nun auf der Liste der oberste Priorität genießenden, um jeden Preis zu beschützenden und zu verteidigenden Personen. Janet, ich, die Stabsoffiziere, die Nukleartechniker, die Schweißer, Funker und eine Handvoll anderer Besatzungsmitglieder sind für den Erfolg und das Überleben dieses Stützpunktes von absoluter Wichtigkeit.«
    Janet ließ seine Aussage eine Weile auf sich wirken, dann fragte sie: »Was genau machen wir hier, Doktor?«
    »Meine Befehle sind

Weitere Kostenlose Bücher