Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
schnappte sich ihr Messer und eilte auf die beiden
zu.
Doch im Bruchteil einer Sekunde waren zwei der anderen Vampire bei
Damon und zogen seine Arme zurück. Einer packte Damons mitter-
nachtsdunkles Haar und riss seinen Kopf nach hinten, um seine Kehle für
Ethans Zähne zu entblößen.
Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte Damon zurück und
fing für einen Moment Elenas Blick auf. Sein Gesicht war starr vor Entset-
zen und schockierend verletzlich.
Zu Tode erschrocken packte Elena den Rücken eines Vampirs, der sie
jedoch ohne eines Blickes zu würdigen abschüttelte und zu Boden warf.
Stefano war in einem heftigen Kampf mit dem dritten Vampir gefangen
und brannte verzweifelt darauf, zu seinem Bruder zu gelangen. Damon
war ein besserer Kämpfer und hatte mehr Erfahrung als jeder andere
Vampir, der ihn hier angriff. Aber die anderen waren in der Überzahl, und
wenn sie ihren momentanen Vorteil nutzten, konnten sie ihn vielleicht in
die Knie zwingen.
Elena umklammerte ihr Messer fester. Tief im Inneren wusste sie, dass
sie nichts ausrichten konnte, um Damon zu retten. Aber sie musste es ver-
suchen. Entschlossen sprang sie wieder auf die Füße.
Da schoss ein knurrender Wirbel an ihr vorbei. Stefano hatte seinen
Gegner abgeschüttelt und warf sich nun mit voller Wucht gegen Ethan,
sodass dieser durch die Luft schleuderte. Sein Messer prallte gegen eine
Wand. Ohne innezuhalten, riss Stefano einen der anderen Vampire von
Damon los und brach ihm das Genick. Als der Leichnam auf dem Boden
aufkam, hatte Damon bereits den anderen umgebracht.
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Keuchend tauschten die Brüder einen langen Blick, in dem eine Menge
unausgesprochener Worte lagen. Damon wischte sich mit dem Handrück-
en einen dunkelroten Blutfleck vom Mund.
Plötzlich spürte Elena einen Arm um ihre Kehle, das Messer wurde ihr
aus der Hand gerissen und sie wurde nach hinten gezerrt. Etwas Scharfes
stach in die zarte Mulde an ihrem Hals.
»Ich könnte sie umbringen, bevor ihr auch nur einen Schritt hierher
macht«, erklang Ethans Stimme an ihrem Ohr. Elena stieß einen Arm
rückwärts und versuchte, sein Haar oder sein Gesicht zu fassen zu bekom-
men, doch er trat brutal nach ihren Beinen und zog sie noch enger an
sich. »Ich könnte ihr mit einem Arm das Genick brechen. Ich könnte sie
mit ihrem eigenen Messer erstechen und sie verbluten lassen. Es würde
Spaß machen.«
Das scharfe Ding an ihrer Kehle war ihr eigenes – Meredith’ – Messer,
begriff Elena. Sein anderer Arm baumelte seltsam locker herunter. Da-
mon hatte ihn gebrochen, erinnerte Elena sich jetzt.
Stefano und Damon erstarrten und drehten sich ganz langsam zu Elena
und Ethan um, die Gesichter verschlossen und wachsam. Dann bekam
Damon einen Wutanfall.
»Lass sie gehen«, knurrte er. »In der Sekunde, in der sie zu Boden fällt,
bist du tot.«
Ethan lachte, ein erstaunlich unbeschwertes Lachen, wenn man be-
dachte, dass es um Leben oder Tod ging. »Aber sie wäre trotzdem tot, da-
her denke ich, die Sache könnte es wert sein. Ihr habt ohnehin nicht vor,
mich laufen zu lassen, oder?« Er wandte sich an Stefano und ein spöt-
tischer Ton trat in seine Stimme. »Weißt du, ich habe von Nicolaus’
Geschöpfen alles über die Salvatore-Brüder erfahren. Ihr seid aristokrat-
isch und schön und schrecklich heißblütig. Stefano ist ein Moralapostel
und Damon gnadenlos. Aber ihr beide macht euch immer wieder aus
Liebe zum Narren, immer wieder aus Liebe. Das ist eure Schwachstelle,
euer Verhängnis. Tja, also, ich denke, meine Chancen sind erheblich
größer, wenn ich eure Freundin in meiner Gewalt habe. Wessen Freundin
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ist sie nun eigentlich genau? Ich kann es gar nicht sagen.« Elena zuckte
zusammen.
»Einen Moment, Ethan«, sagte Stefano und breitete versöhnlich die
Hände aus. »Warte. Wenn du dich bereit erklärst, Nicolaus nicht
wiederzuerwecken und Elena gehen zu lassen, werden wir dir geben, was
immer du willst. Verlass die Stadt, und wir werden dir nicht folgen. Du
wirst in Sicherheit sein. Wenn du etwas über uns weißt, dann weißt du
auch, dass wir unser Wort halten.«
Damon nickte widerstrebend, den Blick auf Elenas Gesicht gerichtet.
Ethan lachte erneut. »Ich glaube nicht, dass du noch irgendetwas hast,
das ich will, Stefano«, entgegnete er. »Der Rest der Vitale Society, einsch-
ließlich unserer neuesten Mitglieder, wird bald zurück sein, und ich den-
ke, sie werden die Waagschale zu
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