Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
meinen Gunsten neigen.« Er spannte
den Arm fester um Elenas Kehle. »Wir haben schon so viele Studenten
auf diesem Campus getötet. Da kommt es auf eine mehr nicht an.«
Damon zischte vor Zorn und machte einen Schritt vorwärts, aber Ethan
rief: »Bleib stehen, wo du bist, oder …«
Plötzlich zuckte er zusammen und Elena spürte einen scharfen,
stechenden Schmerz an ihrer Kehle. Sie kreischte vor Entsetzen und griff
sich an den Hals. Aber es war nur ein kleiner Kratzer von dem Messer in
Ethans Hand, die sich langsam von Elena löste.
Stefano und Damon sahen hilflos mit an, wie er ein grässliches,
gurgelndes Geräusch von sich gab. Sobald sein Griff schwächer wurde,
riss Elena sich los.
Blut rann ihm in Strömen über den Leib und sein Mund war vor
Schreck weit geöffnet, während er sich den Bauch hielt und langsam nach
vorn kippte, ein rundes Loch in seiner Brust, das sich mit Blut füllte.
Hinter ihm stand Meredith. Ihre für gewöhnlich so kühlen grauen Au-
gen brannten wie dunkle Kohlen in ihrem Gesicht. Ihr Stab war mit
Ethans Blut getränkt.
»Ich habe ihn ins Herz getroffen«, erklärte sie mit grimmiger Stimme.
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»Danke«, murmelte Elena höflich. Sie fühlte sich … wirklich … sehr ei-
genartig, und erst als sie tatsächlich im Fallen war, dachte sie: Oh nein,
ich glaube, ich werde ohnmächtig.
Verschwommen sah sie, dass sowohl Damon als auch Stefano vor-
wärtsstürzten, um sie aufzufangen, und als sie kurz darauf wieder zu sich
kam, hielten sie zwei Paar Arme fest umfangen.
»Mir geht es gut«, sagte sie. »Es ist nur … für eine Sekunde war ich …«
Sie spürte, wie sie von einem Paar Arme für einen Augenblick näher her-
angezogen wurde, dann überließen sie ihr ganzes Gewicht der anderen
Seite. Als sie aufschaute, presste Stefano sie fest an sich. Damon stand
einige Schritte entfernt mit undurchschaubarer Miene.
»Ich wusste, dass du kommen würdest, um mich zu retten«, sagte Ste-
fano, der Elena festhielt, aber Damon ansah.
Damon lächelte widerstrebend. »Natürlich, du Idiot«, erwiderte er
schroff. »Ich bin dein Bruder.«
Sie sahen einander lange an, dann flackerte Damons Blick zu Elena
hinüber, die noch immer in Stefanos Armen lag. Doch nur für eine
Sekunde. Im nächsten Moment schaute er bereits wieder weg. »Lasst uns
die Fackeln löschen und gehen«, sagte er energisch. »Auf uns warten im-
mer noch ungefähr vierzehn Vampire, die gejagt werden müssen.«
Kapitel Einundvierzig
Matt kam das Warten wie eine Ewigkeit vor. Er und Bonnie hatten die
ganze Zeit die Ohren gespitzt, um irgendein Geräusch aufzuschnappen,
irgendeinen Anhaltspunkt darüber, was dort unten geschah. Bonnie ging
auf und ab, rang die Hände und biss sich auf die Lippen. Matt lehnte mit
gesenktem Kopf an der Wand und hielt Samanthas Kampfstab fest umk-
lammert. Für den Fall des Falles.
Er kannte alle Türen, Gänge und Tunnel dort unten, auch wenn er von
vielen keine Ahnung hatte, wohin sie eigentlich genau führten, aber ihm
war nicht klar gewesen, dass der Schallschutz so verdammt gut war. Sie
hörten – nichts.
Dann bewegte sich die Falltür. Matt spannte seine Muskeln an und hob
den Stab, bis Elenas Gesicht auftauchte.
Hinter ihr folgten Meredith, Stefano und Damon, blutbefleckt, aber im
Wesentlichen in Ordnung, wie Elena und Meredith eifrig versicherten.
»Ethan ist tot«, sagte Stefano zu Matt. »Es waren noch einige andere
Society-Vampire in den Kampf da unten verwickelt, aber keiner der
neuen. Er hat sie zur Jagd nach draußen geschickt.«
Matt wurde übel, aber gleichzeitig verspürte er ein merkwürdiges
Glücksgefühl. Er hatte die Bilder bereits vor sich gesehen: wie Chloe und
all seine Freunde, mit denen gemeinsam er die Bewährungsproben ge-
meistert hatte, unter Damons und Stefanos Händen starben. Aber sie
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waren nicht gestorben, jedenfalls nicht direkt, sondern in Vampire ver-
wandelt worden.
»Ihr werdet sie jagen.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage,
die er an Stefano und Damon und auch an Meredith richtete. Meredith
nickte mit entschlossener Miene und Damon wandte den Blick ab.
»Wir müssen es tun«, erwiderte Stefano. »Das weißt du.«
Matt starrte angestrengt auf seine Schuhe. »Ja«, sagte er, »ich weiß.
Aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, könntet ihr dann vielleicht mit ein-
igen von ihnen reden? Wenn sie vernünftig sind und niemand in Gefahr
ist? Vielleicht könnten sie lernen,
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